Lieber F. J. Wagner,

ich liebe Polemik! Allerdings sollte schon ein klitzekleines bisschen Wahrheit darin stecken, ein Hauch Ahnung von dem, worüber man polemisiert. Und man sollte der deutschen Sprache und ihrer Anwendung mächtig sein. Wenn man also einen Brief schreibt an

Lieber armer Eisbär Knut,

sollte man nicht nach dem ersten Satz die persönliche Anrede einstellen und sich an Dritte wenden. Das tut man nicht in einem Brief.

„deutliche Veränderungen des Gehirns“ sollen schuld sein an Deinem unerwarteten, frühen Tod. Es wundert mich nicht, dass er gehirnkrank wurde. Wie krank im Kopf würde ein menschliches Baby werden, das Eisbären aufziehen.

Auch irgendwie sonderbar sind hingewürgte Umkehrschlüsse wie dieser:

Dies ist nie geschehen, weil Bären Menschenbabys fressen, wenn sie Hunger haben. Punkt.

Und Plattitüden wie:

Das ist die Natur.

Und jetzt wird´s richtig dramatisch (Taschentücher bereithalten!):

Es zerreißt mir jedes Mal das Herz, wenn ich einen Zoo besuche. Affen sitzen da mit müden Mäulern, statt im Dschungel von Baum zu Baum zu hüpfen. Kamele riechen wie Auspuffgase statt wie Wüste.

Panther, Löwen wandern hinter ihren Gittern, 10 Meter hin, 10 Meter her, ihr Leben lang wandern sie hinter Gittern.

Die Kamele, die Affen, die Löwen, die Panther, alle gefangen im Zoo.

Knut war auch so ein Gefangener. Von seiner Heimat, der Antarktis, wusste vielleicht seine DNA. Im Eis leben, unter Eisschollen Robben fangen, im Schnee wandern.

Kein Tier hat im Zoo seine Freiheit.

Ich hasse Zoos. Ich hasse Gefängnisanstalten für Tiere. Die Zoodirektoren sollten in ihre Zoogefängnisse eingesperrt werden.

Freiheit für alle gefangenen Tiere. Was für eine schöne Welt wäre das.

Meine Frage an den Chefpolemiker F. Wagner von der von mir so hochverachteten BILD:

  1. Warum geht man in Zoos, wenn man sie hasst, wenn das, was man dort sieht und erlebt, einem das Herz zerreißt?
  2. Warum informiert man sich nicht bei Fachleuten über Artenschutzprogramme, sondern krallt sich an einen objektiv schief gegangenen Knut-Hype?
  3. Warum fragt man nicht, woher Zootiere stammen? Oftmals werden Tiere aus Verhältnissen gerettet, die unvorstellbar sind. Unsere Zoos sind dagegen Therapieanstalten, die Kreaturen werden gesund, manchmal beenden sie sogar Verhaltensweisen, wie Weben, Koppen, sich selbst verletzen und so weiter.
  4. Wie oft wandern Wildkatzen? Die meiste Zeit liegen sie auch in freier Wildbahn auf der faulen Haut, außer sie müssen jagen. Die Alternative zur Jagd ist Verhungern.
  5. Warum hüpfen Affen von Ast zu Ast, von Baum zu Baum? Weil sie ihre Territorialansprüche sichern! Spaß und Spiel ist das nicht, eher eine Art Bürgerkrieg. Wer nicht aufpasst, wird als Rudelführer abgesetzt, ausgestoßen, getötet. Sehr romantisch.
  6. Freiheit ist schön für Wildtiere – leider aber nur in Walt Disney-Filmen und bei kurzen Blicken vom Wagendach bei Kenia-Safaris. Die Realität sieht anders aus und ist grausam. Man kann auch das in Filmen sehen. Allerdings zerreißen diese Filme einem das Herz. Aber sie bilden.

P.S.: Eisbären leben in der Arktis. Das nur am Rande.


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