In der Entwicklung des Desktop-Computers gab es viele Stationen: Besonders in Erinnerung bleiben im kollektiven Gedächtnis aber vor allem die Fortschritte in der grafischen Darstellung. Der erste Farbmonitor, größere Bildschirme und höhere Auflösungen waren gefühlt meist größere Verbesserungen als etwa neue Geschwindigkeitsrekorde bei Prozessoren oder eine leistungsstärkere Grafikkarte.
Und mit Computern die Gefühle der Anwender anzusprechen, das versteht kaum ein Hersteller besser als Apple. Folglich musste sich der Tester auf ein Erlebnis gefasst machen, als der neue iMac mit Retina 5K-Display vor ihm stand. Schon die Verpackung mit der aufklappbaren Frontseite signalisiert einem, dass sich da ein kleiner Star präsentiert. Der Aufbau ist denkbar einfach und besteht lediglich aus dem Einstecken des Stromkabels. Die mitgelieferte Aluminiumtastatur und die Magic Mouse kommunizieren per Bluetooth mit dem Gerät. Die Ersteinrichtung besteht aus wenigen Schritten und schon präsentiert der iMac einem das, was ihn so signifikant von seinen gleich aussehenden Vorgängermodellen unterscheidet.
14,7 Millionen Pixel
Die Zahl von 14,7 Millionen Pixeln ist bestenfalls ein Anhaltspunkt für das, was einen in punkto Darstellung erwartet. Wer den Unterschied von den ersten iPads zu den aktuellen Modellen erlebt hat, wer noch das iPhone ohne Retina-Display kannte und weiß, wie gestochen scharf und detailreich sich die heutigen Displays präsentieren, der hat eine ungefähre Vorstellung davon, was einem auf dem 27 Zoll großen iMac-Bildschirm erwartet. Das Erlebnis ist allerdings alleine durch die schiere Größe um einiges gewaltiger. Nur zum Vergleich. Mit dem neuen iMac lassen sich Videos in Ultra-HD (4K) in voller Auflösung bearbeiten und es bleibt trotzdem Platz für Menüelemente, die die Software umgeben.
Die hohe Auflösung zeigt sich beim Aufruf hochauflösender Fotos, mehr noch aber beim Lesen von Text. Wie bei Retina-Bildschirmen üblich, sind einzelne Pixel für das menschliche Auge nicht mehr erkennbar. Die Schrift wirkt deutlich abgerundeter, vollkommener. Mancher glaubt beim Betrachten gar, es handele sich um eine Folie, die auf das Glas-Display gelegt wurde. Muss man das haben- ist eine Frage, die sich verneinen lässt. Doch wer sich einmal an die Auflösung gewöhnt hat, sieht auf anderen Bildschirmen plötzlich Pixel, die vorher nicht aufgefallen sind.
5K - der Standard von morgen
Es erscheint also fast schon zwangsläufig, dass die 5K-Auflösung kein Exot in der Welt der Desktop-Computer bleibt und dass auch andere Hersteller dem Vorbild Apples folgen, so wie es bei Mobilgeräten auch der Fall war. Ein Hindernis ist derzeit allerdings noch, dass 5K riesige Ansprüche an die Hardware stellt und Geräte dementsprechend nur zu sehr hohen Preisen verkauft werden können. Der im Testgerät eingebaute Core i7-Prozessor und die Grafikkarte mit 4 GB RAM sind zu Höchstleistungen imstande, in Benchmarkprogrammen Spitzenplätze erobern. Dermaßen an die Grenzen dürfte der Rechner aber nur bei Verwendung von Computerspielen kommen - dann allerdings macht sich auch der eingebaute Lüfter irgendwann bemerkbar.
Es ist ohnehin ein Wunder, wie Apple es geschafft hat, die schon vom iMac Retina Display bekannte Bauform auch beim 5K-iMac zu verwenden. Von der Seite präsentiert sich der All-in-One-Rechner so, als wäre er nur 5 Millimeter dick. Dass die Tiefe zum Standfuss hin zunimmt und dort im wesentlichen die Hardware sitzt, haben die Designer von Apple so intelligent versteckt, dass je nach Blickwinkel manchmal gar nicht auffällt.
Vorausschauend planen
Das Konzept des All-in-one-Computers hat allerdings auch eine Kehrseite: Anwender müssen sich beim Kauf auf eine Konfiguration festlegen, die sie im besten Fall auf Jahre zufriedenstellt. Nachrüstbar ist beim iMac nämlich lediglich der Arbeitsspeicher. Alle anderen Komponenten sind quasi auf Lebenszeit festgelegt. Der Einstiegspreis von 2599 Euro ist je nach Ausstattung rasch überschritten. Das absolute Spitzenmodell bringt es gar auf einen Preis von knapp 4500 Euro. Wer zusätzlich noch ein Lesegerät für DVDs und CDs benötigt, sollte gleich das 79 Euro teure externe SuperDrive dazu bestellen, denn Apple gibt dem eingebauten Laufwerk keine Zukunft mehr.
Stellschrauben bei der Konfiguration sind Prozessor, Arbeitspeicher, Grafikkarte und Speicher. Beim Speicher stellt sich die Frage, ob das Hybridlaufwerk namens Fusion Drive (bestehend aus SSD und HDD) oder eine reine SSD-Lösung bevorzugt werden sollte. Die Schreibperformance soll bei der reinen Flash-Lösung deutlich höher sein. Zudem berichten Anwender von üblichen Festplattengeräusche beim Fusion Drive. Beim im Testgerät verbauten 1 GB-Fusion Drive waren keine negativen Effekte festzustellen.
Fazit
Natürlich gibt es auch andere, günstigere und ebenfalls leistungsfähige Computer. Doch wer einen iMac mit 5K Retina Display erwirbt, entscheidet sich nicht nur für eine Maschine, sondern für ein Lebensgefühl. Genauso wie es einen gefühlten Unterschied zwischen dem zweckmäßigen günstigen Wohnsofa und der hochwertigen Ledergarnitur eines Premiumherstellers gibt, geht es beim iMac um mehr als nur die reine Nutzung. Es geht um ein Stil, Ausdruck, Design und die Liebe zum Detail. Und das kann derzeit kein Hersteller besser als Apple.