Liebe Stephanie Plum

Von Vera Nentwich @veraswelt

Liebe Stephanie Plum


Veröffentlicht am 3 Juli 2013 - Tags: Lesen Bücher

Liebe Stephanie,
es muss nun 15 Jahre her sein, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Ich ging, wie häufig, in meinen Buchladen und schaute das Regal der Taschenbücher entlang, ob mir etwas ins Auge springen würde, das mich zu lesen reizte. Da stand es. "Einmal ist keinmal" von Janet Evanovich. Die Autorin kannte ich nicht, aber das war mir schon immer egal. Ich nahm es heraus und las den Klappentext. Eine ehemalige Unterwäscheverkäuferin, die nun Kopfgeldjägerin war. Das klang nach einer interessanten Geschichte. Du musst wissen, liebe Stephanie, dass ich keine große Krimileserin bin. Ich lese Krimis dann, wenn mich die Figur des Kommissars oder der Detektivin reizt. Wobei ich den weiblichen Ermittlerinnen einen gewissen Vorzug gebe. Du passtest also perfekt in meine Vorstellungen und so erwarb ich das Buch. Es sollte der Beginn einer langen Freundschaft werden.

Ich kann heute nicht mehr sagen, wie oft ich lachend auf der Couch lag, während ich Deine Geschichte las. Grandma Mazur hatte es mir besonders angetan. Ich habe sie mir immer vorgestellt mit ihrem blauen Haar, das sicher schon recht licht geworden ist. Wie sehr konnte ich Dir nachfühlen, wenn es wieder mal zum Essen zur Mutter ging. Und auch Deine Beziehung zu Rex, Deinem Hamster, konnte ich vollen Herzens nachvollziehen.
Natürlich kaufte ich danach alle schon erschienenen Taschenbücher Deiner Geschichte und verschlang sie. Es war ein Highlight, als Lula in Dein Leben trat, die proppere Prostituierte, die sich gerne in enges Lycra zwängt. Mir ging es wie Dir mit den Männern. Ich konnte mich auch nie entscheiden, ob ich Dich lieber mit Morelli oder doch eher bei Ranger sehen wollte. Die Kriminalfälle waren immer nur nettes Beiwerk und manchmal auch nur willkommene Gelegenheiten, wieder mal eines Deiner Autos explodieren zu lassen. Du warst nie die toughe Ermittlerin wie Sue Graftons Kinsey Millhone, deren Geschichten ich zur gleichen Zeit las.
Irgendwann waren alle Taschenbücher gekauft und ich schaute, wann denn Deine Geschichte weitergehen würde. Die Bücher, dieses Mal als Hardcover, bestellte ich immer schon vor, damit ich sie auch schnellstens bekommen würde.
Aber wie in jeder Freundschaft gab es bei uns auch den Punkt, an dem wir uns voneinander entfernt hatten. Ich weiß nicht, ob es an mir lag. Vielleicht war der Altersunterschied zu groß geworden, schließlich scheinst Du ja nicht zu altern, während sich dies bei mir nicht verhindern lies. Selbst Rex scheint noch der Alte zu sein, wo Hamster ansonsten doch nur zwei Jahre leben.
Es war das verflixte 13. Buch. Ich hatte es zwar wieder bestellt, aber es hatte schon länger ungelesen bei mir gelegen. Endlich nahm ich es in die Hand und begann, es zu lesen. Nur war es so, als ob wir uns fremd geworden waren. Du hattest zwischenzeitlich mal bei Ranger gewohnt und lebtest nun mit Morelli zusammen. Die Entscheidung war doch gefallen? Warum dann noch dieses Herumgezicke? Nach ein paar Seiten legte ich es aus der Hand und nun steht es dort im Bücherregal. Das Lesezeichen ragt noch an der Stelle heraus, an der ich damals aufgehört habe.
Wir haben uns voneinander entfernt, aber vergessen habe ich Dich nicht. Deine Schöpferin Janet Evanovich sendet mir regelmäßig Nachrichten auf Facebook. Überhaupt hat sie Dir viel zu verdanken. Ein ganzes Imperium hat sie auf Dir begründet.
Als dann im letzten Jahr der Film über Deine Geschichte erschien, verfolgte ich natürlich die Berichte. Die Kritiken waren mies und in die deutschen Kinos hat er es wohl nie geschafft. Lediglich auf DVD gibt es ihn. Ich habe ihn mir dann an einem langweiligen Samstag angesehen. Er ist wirklich grottenschlecht und Deiner nicht würdig. Da hast Du mir richtig leidgetan. Aber wer sollte Dich und alle Deine so herrlich schrägen Freunde auch glaubhaft spielen?

Vielleicht geht es uns wie mit anderen Freundschaften. Man hat Zeiten, an denen man sich etwas voneinander entfernt, aber es bleibt immer eine Bindung und irgendwann kommt der Moment, an dem man sich wiedersieht und alles ist wie früher. Es kann also sein, dass ich demnächst Dein Buch wieder aus dem Regal nehme und lese, wie es Dir bisher ergangen ist.
Bis dahin wünsche ich Dir alles Glück dieser Welt.
Deine
Vera
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