Liebe macht anders
Karen Susan Fessel
Kosmos, 2013
978-3440133460
9,99 €
Anders ist neu, lächelt und sieht gut aus. So wird er schnell zum neuen Sunnyboy, der von den Jungs nicht gemocht und von den Mädchen verehrt wird. Als die Streitereien immer heftiger werden und ein Mitschüler in Anders Vergangenheit gräbt – steht viel auf dem Spiel! Nicht nur für Anders.
Am wichtigsten sind wohl Sanne und Anders. Wobei Anders gerade am Anfang sehr ätherisch wirkt und eher einer Elfe gleicht, so wie er angestarrt wird. Dafür benimmt er sich aber tatenlos und gibt umgibt sich gar nicht so geheimnisvoll. Einige Dinge fallen den anderen Kids dann doch auf – Schule und Jugendliche können ganz schön hart sein.
Sanne gehört zu Anders Fanclub. Wobei ich mir mehr Einsicht in ihren Kopf, ihr Herz und ihr Leben gewünscht hätte. Ein bisschen erfährt man, aber nicht viel. Außerdem hat Sanne gar nicht richtig Zeit, sich mit Anders auseinander zusetzen. Dafür hätte das Buch noch ein paar Seiten gebraucht.
Ein kleines Dorf ist es nicht, wo Anders und seine Familie wohnen, aber es ist auch keine große Stadt, denn da wollte sie weg. Es ist eine Stadt, in der jeder jeden kennt und ich frage mich von Anfang an, ob Anders Familie sich das gut überlegt hat. Im weiteren Verlauf merkt man: irgendwie nicht. Ansonsten gefällt mir die Schule recht gut, ich wäre vielleicht ein bisschen liebe bei Anders zuhause gewesen.
Anders hat ein Geheimnis, dabei hätte er lieber keines. Meine Gedanken gingen am Anfang des Romans in eine andere Richtung. Deswegen konnte ich etwas überrascht sein, als klar wurden, welches Geheimnis hier wirklich vertuscht werden soll. Allmählich wird es dem Leser allerdings klar, wenn er aufmerksam liest.
Schön gemacht ist der Anfang mit den Polizeigesprächen und den protokollierten Aussagen. Der Leser weiß, es ist etwas passiert. Aber was genau, das erfährt er alles erst später.
Was mich nicht so glücklich gemacht hat, ist die Tatsache, dass in der Schule Mobbing betrieben wird. Zwar nicht akut und sehr sichtbar, aber das ist meist so. Es wird nichts getan. Anders ist fast alleine, wenn er nicht Sanne kennenlernen würde.
Gestört hat mich, dass Anders Problem einfach nur angeschnitten wird, dann ist es so und die Geschichte ist vorbei. Ein bisschen mehr Hintergrundwissen, mehr Gefühl und vielleicht auch etwas mehr Verständnis, hätte ich mir gewünscht. Ich weiß, Letzteres ist eher ein großer Wunsch, als das es machbar ist.
Die Farben des Buches sind nicht meine Welt, aber das Thema hörte sich trotzdem interessant an. Ich mag, dass die Kosmos Bücher immer so eine angenehme Schrift haben, die ich gut und schnell lesen kann.
Tja, Anders? Was soll ich tun? Deine Geschichte hatte etwas Neues, dein Geheimnis war für mich, bis jetzt einzigartig. Aber die Umsetzung gefiel mir nicht. Viel zu lapidar wird mit Mobbing umgegangen und auch dein Geheimnis kam mir viel zu kurz. Anders hätte anders sein müssen, um mich restlos zu begeistern.