Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Willi Hoffsümmer nacherzählen:
„Worauf es ankommt“
„Im 13.Jahrhundert regierte auf der Insel Sizilien der deutsche Kaiser Friedrich II.
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Er war ein äußerst wissbegieriger Mensch. So verfasste er z.B. ein Buch über Vogelkunde, das uns heute noch vorliegt und dessen bemerkenswerte Ergebnisse auch von der heutigen Wissenschaft bestätigt werden.Weil die Menschen dort in dem fremden Land anders sprachen als bei ihm zuhause in Deutschland, stellte er sich oft die Frage:
„Welche Sprache ist eigentlich die richtige, die ursprüngliche Sprache? Welche Sprache fangen die Menschen von selbst an zu sprechen, wenn ihnen niemand eine Sprache beibringt?“
Um dies in Erfahrung zu bringen, veranlasste er Folgendes:
Er schickte seine Diener in verschiedene Findelheime, in denen Kinder versorgt und großgezogen wurden, die von ihren Müttern verlassen worden waren.
Er trug seinen Dienern auf, ihm 50 Säuglinge zu bringen, die erst wenige Tage oder Wochen alt waren, die also noch nicht sprechen konnten.
Der Kaiser befahl, dass für jedes Kind eine Pflegerin sorgen und ihm alles geben sollte, was es zum Großwerden brauchte: Essen, Trinken, Kleidung und körperliche Pflege.
Nur eines durften die Pflegerinnen den Kindern nicht geben: Liebe!
Sie durften sich ihnen nicht mit Liebe zuwenden,
sie nicht streicheln oder in den Arm nehmen.
Vor allem aber durften sie kein einziges Wort mit ihnen reden, sodass die Kinder niemals ein liebes Wort oder ein Wort der Ermutigung hörten.
Auch lachen durften die Pflegerinnen nicht.
Allerdings blieb in diesem Fall der Wissendurst des Kaisers ungestillt.
Denn die Kinder erlernten keine Sprache, alle Kinder blieben stumm.
Die Kinder lernten weder sprechen, noch spielen, noch arbeiten.
Sie lernten auch nicht, sich zu freuen, und sie lernten nicht, zu danken!
Und da ihnen keine Liebe geschenkt wurde, verkümmerten sie an Leib und Seele.
Sie lernten nicht, zu denken und zu fragen, und sie lernten nicht zu lieben.
Glaubhafte Quellen berichten uns, dass keines der Kinder das Erwachsenenalter erreicht hat, alle sind als bereits Kinder oder spätestens als Jugendliche gestorben.“
Ihr Lieben,
ein solches Experiment, wie es der deutsche Kaiser Friedrich II. im 13.Jahrhundert durchführen ließ, wäre heute zum Glück nicht mehr möglich. In der damaligen Zeit des Mittelalters waren Menschenleben nicht viel wert, ganz besonders nicht das Leben von Findelkindern, die von ihren Müttern ausgesetzt worden waren, denn dabei handelte es sich in der Regel um uneheliche Kinder.
Wenn ich solche Geschichten lese, dann bin ich tief in meinem Herzen dafür dankbar, dass Kinder in unserer heutigen Zeit anders aufwachsen, dass Kinder heute Rechte haben und sich nicht jeder – wie das noch in meiner Kindheit möglich war – einfach an Kinder vergreifen kann.
Dennoch ist das Ergebnis des damaligen Experiments für uns heute höchst interessant. Dieses Ergebnis verdeutlicht, was ein Mensch braucht, um wirklich zum Menschen zu werden:
Er braucht ein Gegenüber, jemand der ihn liebt, der für ihn da ist, sich ihm zuwendet, mit ihm lacht, ihm Zärtlichkeit schenkt und durch dessen Vorbild er sprechen lernen kann.
Dieses kleine Geschichte beweist, wie wichtig es ist, dass wir unseren Kindern und Enkelkindern mit Respekt, mit Liebe und Freude, begegnen.
Überaus wichtig ist aber auch unser sprachlicher Umgang mit ihnen, denn durch die Sprache können wir ihnen verdeutlichen, dass wir zu ihnen stehen, dass wir sie lieb haben, können wir sie ermutigen.
Aber das gilt nicht nur für unsere Kinder und Enkelkinder.
Wenn wir in rechter Weise mit anderen Menschen umgehen wollen, dann geschieht das am besten auf zweierlei Weise: Durch liebevolle Zuwendung und durch sprachliche Ermutigung.
Die Liebe und die Ermutigung, diese beiden unzertrennlichen Schwestern, öffnen die Herzen, lassen Menschen aufblühen, schenken Menschen neue Zuversicht und Hoffnung und geben Menschen neue Kraft, tapfer auf ihrem Lebensweg voranzuschreiten.
Ich wünsche Euch einen Abend der Freude und Friede in der Nacht und morgen einen Tag der Zuversicht und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
In einer solchen Wohngegend lebe ich
Euer fröhlicher WernerQuelle: Karin Heringshausen