Lidl lohnt sich

Keine Ahnung, was sich die Werbeheinis bei dem Slogan “Liedl lohnt sich” dachten. Immerhin klingt der Spruch, als würden sich zwei Einbrecher unterhalten.

“Die Bank lohnt sich nicht, auch nicht die Villa. Nur Lidl lohnt sich.”

Aber die Geschichte, die ich erzählen will, hat einen völlig anderen Anfang.

Das Posting beginnt mit einer gut gelaunten Ehefrau, die zuvor gründlich nachgedacht hatte und die sich nun anschickt, unser beider Leben positiv zu beeinflussen.

“Bist du nicht auch der Meinung, dass wir immer zuviel Geld ausgeben?”

Je allgemeiner eine These im Raum steht, desto einfacher ist es, sich mit ihr anzufreunden. Klar geben WIR zuviel Geld aus – bei ihr bin ich es, bei mir sie. Doch vom Wir zum Du gelangt man erst, wenn konkretisiert wird.

Sie bleibt allgemein, um nicht zu verletzen und trägt ihre Hypothesen vor.

(1) Wir geben zuviel aus, weil wir “immer nur” mit Kredit- oder EC-Karte bezahlen. Damit sei der Zahltag aufgeschoben, bzw. die Ausgabe nicht unmittelbar spürbar.

(2) Wir kaufen in den falschen Läden ein. Dort, wo man mit Kreditkarte zahlen könne, werden logischerweise die Kosten des Zahlungsverkehrs auf die Waren umgelegt. Ergo zahlt man mehr als dort, wo nur Bargeld oder EC-karte akzeptiert werden.

Und:

(3) Dort, wo das Angebot kleiner, ist die Ware frischer.

Mit Lenchens “bist du nicht auch der Meinung?” sehe ich aber eine hübsch institutionalisierte Struktur schwinden. Ein Kartenhaus bricht ein. Bisher schloss sich Lenchen nämlich an, wenn ich mit Granny einkaufen war, womit ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlug, hatte nur einen Abtransport für zwei Familien Waren.

Demnächst soll ich also jedes Mal ein zweites Mal – … – @? – nur um zu sparen? Also soll ich Zeit zu verplempern, nur um zu sparen? – Wie unlogisch!

Mit “Ökonomie der Zeit, darein löst sich schließlich alle Ökonomie auf” denke ich an Karl Marx und mit “Zeit ist Geld” an Benjamin Franklin. Aber “so schwer ist das doch nicht, auch samstags 7:00 Uhr aufzustehen!?” sage ich fies.

Und überhaupt – zerstöre ich – was sind das für Argumente? Bargeld ist doch nur ein künstlich erschaffenes Zwischentauschmittel, welches noch nicht einmal den Bedarf der Tauschenden befriedigt, sondern einzig und allein auf Grund allgemeiner Akzeptanz zu weiterem Tausch eingesetzt wird. Womit sich Geld logischerweise auch nichtsonderlich von einer EC-Karte unterscheidet – beides ist fiktiv.

Ich weiß es ist gemein, ihre Freude am Spätaufstehen in diesem Zusammenhang als Gegenargument zu verwenden. Und: UkrainerInnen – erinnere ich mich plötzlich – kommen wohl tatsächlich mit Bargeld besser zurecht als mit Kärtchen. Selbst dann, wenn überall nur mit Karbowanzen bezahlt werden darf.

Kurz und gut: Die Diskussion eskalierte und so zogen wir schließlich beide los: Sie zu Lidl und ich in den Blumenladen, um die Kuh vom Eis zu holen.

~~~~~

Blumen funktionieren immer. Ihre Laune bessert sich zusehends.

“So schöne Blumen! – Vielleicht sollten wir öfter einmal streiten?”

Dann bekomme ich den Nachschlag: 20,65 Euro habe sie ausgegeben. NUR! Für alle Viktualien zusammengenommen. Und: Nachdem sie alle Ware bereits im Kühlschrank deponiert hatte, sei sie erneut losgezogen. Diesmal zum Preisvergleich in den anderen Laden. In den, in dem wir sonst immer einkaufen. Dort notierte sie fein säuberlich manche Preise. Tabellarisch. Siehe da: Wenn sie dasselbe hier und nicht dort gekauft hätte, hätte sie 23,15 Euro ausgegeben und nicht 20,65 Euro.

“… und somit haben wir 2 Euro 50 Cent gespart!”

Auf die Vokabel “sparen” reagiert mein Innerstes wie ein Stier aufs rote Tuch.

“Gespart? – Zwei Euro Fuffzich? – … – Allein deine Blumen haben uns Sieben-Neunundneunzig gekostet.”

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Heute sollte ich mir vielleicht Hannes Wader aus dem Netz pumpen? Das Album “Hannes Wader singt Arbeiterlieder” vielleicht? Oder nur das Lied ”Trotz alledem”.


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