Was Gutmenschen an Lichterketten so fasziniert ist die moralische Immunität brennender Kerzen. Abgekupfert haben sie die Lichterkette bei den stillen Mutigen in Leipzig und Ostberlin, die auf die Straße gingen, als das noch ein Risiko war. Gegen Mächte, die stärker waren als sie und für die Ruhe die erste Genossenpflicht war.
Kerzen brennen auf Altären und an Weihnachtsbäumen. Sie bringen Licht ins Dunkle, sind Symbole des Friedens, mehr noch: Ausdruck des Friedenswillens.
Wer heute in Deutschland zur Kerze greift, um sich in eine Lichterkette einzureihen, will etwas anderes als Widerstand gegen die Regierung zum Ausdruck bringen sondern seine moralische Höherwertigkeit. Wogegen er protestiert, darunter leidet er selbst gar nicht. Das kennt er nur aus dem Fernsehen und von Facebook. Dort sieht er die gute Angela und den bösen Horst. Die gute Hannelore und den bösen Bernd. Und er sah sogar den guten Dieter aus Zuffenhausen neben der Andrea und dem Tausendsassa Frank (hinter diesem 100 McKinsey Berater).
Die gute Angela, die gute Hannelore und die gute NSU-Aufklärerin Eva übermittelten im Sommer Grüße aus ihren Sommerfrischen an die sich aufopfernden freiwilligen Helfer vor den missorganisierten Erstannahmestellen. Sage noch einer, wir bräuchten keinen Zivildienst - die Leute brennen darauf, endlich etwas Sinnvolles aus ihrem Leben zu machen. Endlich mal nicht Betrachter von Selfie-Tweets zu sein, sondern selbst welche senden.
Der böse Horst und sein böser Kollege aus Sachsen hatten derweil richtig zu tun. Und mehr noch, ihre Parteifreunde in untergliederten Ämtern mussten richtig arbeiten. Und das war hier das Neue: Politiker mussten Entscheidungen von (anderen) Politikern ausbaden: Die in Berlin beschlossen Gutes zu tun und ihre Chancen auf den Friedensnobelpreis zu erhöhen. Und die in Bayern und Sachsen mussten das ausbaden.
Und dann war da noch der Mann in der Mitte namens Kretschmann. Er erließ im Spätsommer einen Aufnahmestopp, betonte aber, dass der nicht so zu nennen ist. Kretschmann unterstützte die Änderung des Asylgesetzes (die alles andere als eine "Verschärfung" ist) im Bundesrat während seine evangelikale Bundesvorsitzende etwas von "Friedensoffensiven" und "europäischen Perspektiven" schwadronierte. Der Witz von det Janze: Rhetorisch und medial funktioniert so etwas! "Die Menschen" (da draußen, da hinten in "diesem" Lande) nehmen wahr: Die Grünen tun etwas und stehen auf der Seite der Guten - gleichzeitig! Was schizzophren klingt ist aber nur gelebte Bürgerlichkeit, wie auch Merkel sie eigentlich meinte:
"Wir (das seid ihr) schaffen das. Ich bin gerne bei den Selfies am Bahnhof dabei, denn darüber berichten die Medien und das sehen die Kollegen. Aber dann muss ich wieder ins Büro, zum Suppe kochen und Park sauber machen kann ich nicht bleiben. Ihr schafft das schon."
Diese Einstellung kenne ich tausendfach im Großen wie im Kleinen.
Im Herbst hauten dann die Tastaturhelden (sie sich selbst für Aktivisten halten) in die Tasten:
"Ich will, dass ihr Flüchtlinge aufnehmt. Wer dafür ist, dass andere mehr Flüchtlinge aufnehmen, und dass Fernbusse und Bahn die Refugees kostenlos transportieren (wo immer sie auch als nächstes hinwollen) bitte fav'en und retweeten. Ich selbst kann es leider nicht, da ich noch im Urlaub bin."
Dies ist die neue Art mit dem Finger auf andere zu zeigen: Nicht mehr "der da hat was verbrochen", sondern "der da will nichts Gutes tun" und für sich selbst ein Alibi haben. Das sind die neuen Denunzianten. Sie legen von ihrer moralischen Überlegenheit selbst Zeugnis ab, in dem sie Kerzen vor iPhone Kameras halten und danach "senden an Twitter" nutzen..
Die SPD macht von dieser Erkenntnis reichlich Gebrauch:
1. Im Spätsommer bezeichnete sie die Überforderten, die die Grenzen schließen wollen als "Pack".
2. Zu Herbstanfang titulierte sie die CSU, die dasselbe forderte, als Oktoberfeststammtischler.
3. Am 16.10. trug sie die Änderung des Asylrechts mit.
4. Am selben Tag forderte sie alte AfD- und CSU-Forderungen selbst - in einem Spiegel-Interview:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sigmar-gabriel-und-frank-walter-steinmeier-fordern-begrenzung-der-zuwanderung-a-1057006.html
5. Am Samstag kidnappte sie einen Aufruf zur Lichterkette:
https://twitter.com/spdde/status/654983589772292096
Progonose:
Die CDU wird nicht umhinkommen, in den nächsten Monaten zu tun, was sie an Orban kritisiert hat: Die große Europäerin Frau Merkel wird die erste DDR-lerin sein die um Deutschland einen neuen Grenzzaun baut. Dann ist die EU tot und wir können unsere Rettungskredite in den Wind of Change schreiben.
Kerzen brennen auf Altären und an Weihnachtsbäumen. Sie bringen Licht ins Dunkle, sind Symbole des Friedens, mehr noch: Ausdruck des Friedenswillens.
Wer heute in Deutschland zur Kerze greift, um sich in eine Lichterkette einzureihen, will etwas anderes als Widerstand gegen die Regierung zum Ausdruck bringen sondern seine moralische Höherwertigkeit. Wogegen er protestiert, darunter leidet er selbst gar nicht. Das kennt er nur aus dem Fernsehen und von Facebook. Dort sieht er die gute Angela und den bösen Horst. Die gute Hannelore und den bösen Bernd. Und er sah sogar den guten Dieter aus Zuffenhausen neben der Andrea und dem Tausendsassa Frank (hinter diesem 100 McKinsey Berater).
Die gute Angela, die gute Hannelore und die gute NSU-Aufklärerin Eva übermittelten im Sommer Grüße aus ihren Sommerfrischen an die sich aufopfernden freiwilligen Helfer vor den missorganisierten Erstannahmestellen. Sage noch einer, wir bräuchten keinen Zivildienst - die Leute brennen darauf, endlich etwas Sinnvolles aus ihrem Leben zu machen. Endlich mal nicht Betrachter von Selfie-Tweets zu sein, sondern selbst welche senden.
Der böse Horst und sein böser Kollege aus Sachsen hatten derweil richtig zu tun. Und mehr noch, ihre Parteifreunde in untergliederten Ämtern mussten richtig arbeiten. Und das war hier das Neue: Politiker mussten Entscheidungen von (anderen) Politikern ausbaden: Die in Berlin beschlossen Gutes zu tun und ihre Chancen auf den Friedensnobelpreis zu erhöhen. Und die in Bayern und Sachsen mussten das ausbaden.
Und dann war da noch der Mann in der Mitte namens Kretschmann. Er erließ im Spätsommer einen Aufnahmestopp, betonte aber, dass der nicht so zu nennen ist. Kretschmann unterstützte die Änderung des Asylgesetzes (die alles andere als eine "Verschärfung" ist) im Bundesrat während seine evangelikale Bundesvorsitzende etwas von "Friedensoffensiven" und "europäischen Perspektiven" schwadronierte. Der Witz von det Janze: Rhetorisch und medial funktioniert so etwas! "Die Menschen" (da draußen, da hinten in "diesem" Lande) nehmen wahr: Die Grünen tun etwas und stehen auf der Seite der Guten - gleichzeitig! Was schizzophren klingt ist aber nur gelebte Bürgerlichkeit, wie auch Merkel sie eigentlich meinte:
"Wir (das seid ihr) schaffen das. Ich bin gerne bei den Selfies am Bahnhof dabei, denn darüber berichten die Medien und das sehen die Kollegen. Aber dann muss ich wieder ins Büro, zum Suppe kochen und Park sauber machen kann ich nicht bleiben. Ihr schafft das schon."
Diese Einstellung kenne ich tausendfach im Großen wie im Kleinen.
Im Herbst hauten dann die Tastaturhelden (sie sich selbst für Aktivisten halten) in die Tasten:
"Ich will, dass ihr Flüchtlinge aufnehmt. Wer dafür ist, dass andere mehr Flüchtlinge aufnehmen, und dass Fernbusse und Bahn die Refugees kostenlos transportieren (wo immer sie auch als nächstes hinwollen) bitte fav'en und retweeten. Ich selbst kann es leider nicht, da ich noch im Urlaub bin."
Dies ist die neue Art mit dem Finger auf andere zu zeigen: Nicht mehr "der da hat was verbrochen", sondern "der da will nichts Gutes tun" und für sich selbst ein Alibi haben. Das sind die neuen Denunzianten. Sie legen von ihrer moralischen Überlegenheit selbst Zeugnis ab, in dem sie Kerzen vor iPhone Kameras halten und danach "senden an Twitter" nutzen..
Die SPD macht von dieser Erkenntnis reichlich Gebrauch:
1. Im Spätsommer bezeichnete sie die Überforderten, die die Grenzen schließen wollen als "Pack".
2. Zu Herbstanfang titulierte sie die CSU, die dasselbe forderte, als Oktoberfeststammtischler.
3. Am 16.10. trug sie die Änderung des Asylrechts mit.
4. Am selben Tag forderte sie alte AfD- und CSU-Forderungen selbst - in einem Spiegel-Interview:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sigmar-gabriel-und-frank-walter-steinmeier-fordern-begrenzung-der-zuwanderung-a-1057006.html
5. Am Samstag kidnappte sie einen Aufruf zur Lichterkette:
https://twitter.com/spdde/status/654983589772292096
Progonose:
Die CDU wird nicht umhinkommen, in den nächsten Monaten zu tun, was sie an Orban kritisiert hat: Die große Europäerin Frau Merkel wird die erste DDR-lerin sein die um Deutschland einen neuen Grenzzaun baut. Dann ist die EU tot und wir können unsere Rettungskredite in den Wind of Change schreiben.