Wir verlangen nach der Vereinigung mit Gott, müssen´s aus innerster Notwendigkeit. Zwei Wege weist die Seele uns selbst dahin. Sie sind verschieden, münden aber in das gleiche Ziel.
Der erste Weg der Vereinigung geht durch Erkenntnis und Liebe. Erkennen ist Vereinigung. Erkennend durchdringen wir die Dinge und ziehen sie in uns herein. Sie werden uns eigen; Stück unseres Lebens. Auch alle Liebe ist Vereinigung. Nicht etwa nur ein Streben danach; sie ist selbst schon Einung. Soviel ein Mensch etwas liebt, soviel gehört es ihm. Diese Liebe aber hat besondere Art. Man drückt das wohl so aus, daß man sagt, sie sei „geistig“. Doch das Wort sagt es nicht richtig; geistig ist auch eine andere Liebe, von der später die Rede sein soll. Es meint dieses: Jene Liebe wirkt Vereinigung nicht im Sein, sondern in einer Bewegung; in Bewusstsein und Besinnung.
Gibt es wohl eine äußere Gestalt dafür? Ein Gleichnis? Gewiß, und wundervoll ist´s: Licht und Glut.
Da steht die Kerze, trägt strahlende Flamme.
Unser Auge sieht ihr Licht, nimmt´s in sich auf, wird eines mit ihm und berührt es doch nicht. Die Flamme bleibt in sich, und das Auge auch, und geschieht doch ein inniges Einswerden; eine Vereinigung voll Ehrfurcht und Keuschheit, möchte ich sagen. Ohn´ alles Berühren und Vermischen, in reinem Schauen.
Tiefes Gleichnis jener Vereinigung, die sich zwischen Gott und Seele in der Erkenntnis vollzieht. „Gott ist die Wahrheit“, sagt die Heilige Schrift. Wer die Wahrheit erkennt, hat sie im Geiste. Gott steht in dem Gedanken, der ihn recht erkennt. Gott lebt in dem Geiste, der ihn wahr denkt. Darum heißt „Gott erkennen“: Sich mit ihm vereinigen, wie das Auge mit der Flamme im Schauen des Lichtes. Mit der gibt´s auch eine Vereinigung durch die Glut. Wir spüren sie im Antlitz, auf der Hand. Wir merken, wie sie uns wärmend durchdringt, und doch steht die Flamme unberührt in sich selber.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)
Der erste Weg der Vereinigung geht durch Erkenntnis und Liebe. Erkennen ist Vereinigung. Erkennend durchdringen wir die Dinge und ziehen sie in uns herein. Sie werden uns eigen; Stück unseres Lebens. Auch alle Liebe ist Vereinigung. Nicht etwa nur ein Streben danach; sie ist selbst schon Einung. Soviel ein Mensch etwas liebt, soviel gehört es ihm. Diese Liebe aber hat besondere Art. Man drückt das wohl so aus, daß man sagt, sie sei „geistig“. Doch das Wort sagt es nicht richtig; geistig ist auch eine andere Liebe, von der später die Rede sein soll. Es meint dieses: Jene Liebe wirkt Vereinigung nicht im Sein, sondern in einer Bewegung; in Bewusstsein und Besinnung.
Gibt es wohl eine äußere Gestalt dafür? Ein Gleichnis? Gewiß, und wundervoll ist´s: Licht und Glut.
Da steht die Kerze, trägt strahlende Flamme.
Unser Auge sieht ihr Licht, nimmt´s in sich auf, wird eines mit ihm und berührt es doch nicht. Die Flamme bleibt in sich, und das Auge auch, und geschieht doch ein inniges Einswerden; eine Vereinigung voll Ehrfurcht und Keuschheit, möchte ich sagen. Ohn´ alles Berühren und Vermischen, in reinem Schauen.
Tiefes Gleichnis jener Vereinigung, die sich zwischen Gott und Seele in der Erkenntnis vollzieht. „Gott ist die Wahrheit“, sagt die Heilige Schrift. Wer die Wahrheit erkennt, hat sie im Geiste. Gott steht in dem Gedanken, der ihn recht erkennt. Gott lebt in dem Geiste, der ihn wahr denkt. Darum heißt „Gott erkennen“: Sich mit ihm vereinigen, wie das Auge mit der Flamme im Schauen des Lichtes. Mit der gibt´s auch eine Vereinigung durch die Glut. Wir spüren sie im Antlitz, auf der Hand. Wir merken, wie sie uns wärmend durchdringt, und doch steht die Flamme unberührt in sich selber.
(Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)