Licht an, Kinderaugen zu

Von Reini1973

Die Tage werden wieder kürzer und die Umstellung auf die Winterzeit ist, vielleicht das letzte Mal, vollzogen. Meinen Kindern ist das geichgültig. Egal, ob es draußen dunkel, oder hell ist und egal, welche Uhrzeit es hat, wenn sie ausgeschlafen sind, starten sie in den Tag. Das passiert einmal etwas früher und einmal etwas später, aber aus meiner Sicht immer etwas zu früh. Zwischen 5:30h morgens und 6:30h ist alles möglich. Aktuell ist es um diese Uhrzeit stockfinster. Das tut den Kinderaugen nicht gut.

Lichtempfindlichkeit

Ich habe mich ein wenig mit dem Thema beschäftigt und konnte keine Erklärung für das Phänomen finden. Meine drei Kleinen wachen morgens auf und taumeln mit geschlossenen Augen und vorgehaltener Hand ins Wohnzimmer. Auf die Toilette gehen sie ohne Licht anzumachen und unsere ohnehin sehr sanfte Beleuchtung in der Küche verursacht ihnen Schmerzen in den Augen. Das dauert etwas 10 Minuten, die sie oft mit der Sonnenbrille auf der Nase verbringen, danach ist alles in Ordnung uns auch den Rest des Tages gibt es kein Problem mit Licht. Es ist tatsächlich nur morgens.

Fotophobie

Also habe ich mich mal mit dem Thema ein wenig auseinandergesetzt. Ich hatte erwartet, dass das ganz normal ist, aber wenn man entsprechend sucht wird man nur auf generelle Lichtempfindlichkeit verwiesen. Unter dem Namen Fotophobie gibt es ein Krankheitsbild, das zu dem passt, wie es meinen Kindern geht. Allerdings habe ich nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass man das nur Morgens hat. Jeder, der daran leidet, verträgt ständig, also auch tagsüber kein Licht. Das trifft auf die Kleinen nicht zu. Außerdem waren alle schon mindestens einmal beim Augenarzt und wurden ganz allgemein untersucht. Auch beim Mechanismus, mit dem sich die Augen auf unterschiedliche Lichtverhältnisse anpassen, bin ich nicht fündig geworden.

Adaption

Das Auge hat zwei Mechanismen um mit mehr, oder weniger Licht umzugehen. Jeder kennt es, wenn die Pupille sich verengt. Der Reflex sorgt ganz einfach und mechanisch dafür, das weniger Licht ins Auge fällt. Etwa um den Faktor 10 kann man damit die Lichtmenge verändern. Das ist aber noch nicht alles. Auch die Retina, also die Netzhaut an der Rückwand des Auges passt sich an. Wird es dunkel, dann baut sie sich innerhalb von ein paar Minuten um. Die Zapfen und Stäbchen in der Retina passen sich an. Nach etwa 10 Minuten sind die Zapfen, die für das Farbsehen verantwortlich sind, einsatzbereit. Nach 30 Minuten dann die Stäbchen. Das Anpassen an Dunkelheit dauert also. Aber angeblich dauert es nur Sekundenbruchteile, bis das Auge sich an Helligkeit anpasst.

Unerklärliches Phänomen

Nun, es scheint, als ob es nicht ganz normal ist, dass die Kinder morgens besonders lichtempfindlich sind. Ein wenig googeln ist zwar noch kein Beweis, aber wenn es oft vorkommen würde, dann würde man sicherlich ein paar Hinweise darauf finden. Auf jeden Fall mache ich mir deswegen keine Sorgen. Einerseits deswegen, weil es, abgesehen von den ersten paar Minuten morgens, keine Einschränkung gibt. Tagsüber merkt man nichts und meine Kinder spielen auch im strahlenden Sonnenschein, oder irgendein Problem Andererseits beruhigt es mich, dass mein Mann sich erinnert, dass es bei ihm ganz genauso war.

Vererbte Kinderaugen

Mehr noch, erinnert sich nicht nur daran, dass er selbst Probleme mit den ersten Lichtstrahlen des Tages hatte, auch seine Kinder aus erster Ehe hatten das Problem. Scheinbar ist das also ein Problem, das in der Familie liegt. Ich werde es wohl beim nächsten Arztbesuch einmal hinterfragen. Vielleicht ist das ganz normal und trifft mehr, oder weniger alles Kinder. Grund zur Sorge ist es sicherlich nicht und wie man bei meinem Mann sieht, scheint es sich auch mit den Jahren zu legen. Etwas Gutes hat das Phänomen allerdings auch.

Biologische Bremse

Meine Drei sind wie eine Horde Elefanten. Wenn sie heim kommen, dann bleibt kein Stein auf dem anderen. Sie zanken sich und leben ihren Bewegungsdrang ohne Rücksicht auf Verluste aus. Weil es meistens auch recht laut ist müssen sie sich auch immer mit lauterer Stimme Gehör verschaffen. Der Geräuschpegel schaukelt sich damit immer mehr und mehr auf. Morgens ist das ganz anders. Sie sind leise und bewegen sich vorsichtig, um nicht gegen eine Wand, oder ein Möbel zu laufen. Sie setzen sich still auf die Couch und warten, bis sie ihre Augen verwenden können. So verhilft mir die Lichtempfindlichkeit der Kinder zu einem entspannten Start in den Tag. Zumindest erfolgt der Übergang vom Schlafen zu etwas zu viel Aktivität nicht innerhalb von Sekunden. Meinetwegen kann das ruhig noch ein paar Jahre so bleiben und gerne auch etwas länger andauern. Nicht zuletzt sieht es auch noch unglaublich süß aus, wenn sie mit zerrauften Haaren, einem Stofftier, oder der Schmusedecke in der Hand mit geschlossenen Augen durch den Flur taumeln.