Der NTC hat Yussef al-Mangush aus Misrata zum neuen Militärchef ernannt. Der ehemalige Oberst war 1999 aus der Armee ausgeschieden und schlug sich im letzten Jahr zu den Rebellen, wurde deshalb verhaftet und kam nach dem Fall von Tripolis wieder frei. Denn unter Quadhafi überlebten Gefangene noch ohne Foltertod – sogar Hochverräter, wie man an diesem Beispiel sieht. Mit seinem neuen Amt erhielt er eine Beförderung zum Generalmajor – zugrundeliegende militärische Erfolge sind jedoch keine bekannt.
Eigentlich hatte Khalifa Haftar den Job. Das war von uns am 19.11.11 gemeldet worden, nur einen Tag vor Saif al-Islams Gefangennahme, die Zintan in eine Verhandlungsposition hievte, von der die damals politisch sehr angeschlagenen Amazigh-Berber nur träumen konnten. Im Gerangel um die Macht hat sich seither so manche Kapriole ereignet, alle Parteien haben nun schon mal gegeneinander gekämpft. Haftar (dessen Wikipedia-Eintrag wieder mal völlig anders aussieht) kommandiert(e) eine gutausgerüstete Kerntruppe mit vielen Offizieren der libyschen Armee. Nachdem Bel-Hadj und jüngst auch dessen Stellvertreter die Flagge in Tripolis gestrichen haben und derzeit syrisches Blut vergiessen wollen, lässt man nun auch Haftar gegen die Wand laufen. Der wenig bekannte al-Magoush aus Misrata hingegen stellt eine politische Morgengabe des NTC an die wutentbrannten Nord-Misrata-Brigaden mit ihren etwa 800 Kampfpanzern dar. Deren Rache fürchten die Tripolitaner derzeit so, dass AlgeriaISP sogar von einer diesbezgl. Sperrung der Haupt-Zufahrtsstrassen berichtet.
Yussef al-Mangush aus Misrata
Was der neue Mann (dessen Foto bei Wiki verschwand) nun bewegen soll, ausser dass er aus Misrata ist kommt, ist klar: Man will den bedingungslosen Bürgerkrieg. Die Libyer sollen sich aufreiben, je mehr sterben, desto besser. Darum hat man von Beginn an für die Entstehung von mindesten 3 schwerbewaffneten Fraktionen gesorgt, die sich nach Erledigung des NATO-Auftrages gegenseitig ausrotten sollen, so dass die NATO beim nächsten “humanitären” Einsatz die Reste leicht zusammenkehren kann, falls der Ölfluss ins Stocken kommt.
Die Fraktionen aus Benghazi und Misrata sind sich spinnefeind, Gefechte an der Tagesordnung. Zintan-Berber und Tripolitaner reiben und schiessen sich. Tripolitaner und Misrati hassen sich, die Berber haben völlig andere Ziele als die Salafisten. Nichts passt da zusammen, seit das gemeinsame Ziel der Entmachtung Quadhafis erreicht wurde. Der Jamahiriya im Süden hat naturgemäss gar keinen Ansatz zur friedlichen Beilegung. Die für Juli geplante Wahl des libyschen “Gründungsrates” lässt volldemokratisch keine Kandidaten aus der Quadhafi-Ära zu, mögen sie noch so beliebt und anerkannt sein. Die weiteren Brennpunkte mit dem NTC zuwiderlaufenden Eigenleben im Land sind ohne Zahl: Tobruk, Dherna, Ras Lanuf, Bani Walid… eigentlich ist kein Ort bekannt, wo man den NTC anerkennen möchte. Die Ursuppe eines Bürgerkrieges blubbert immer lauter.
Quelle: feb17info