Libyen: Eingebildete und tatsächliche Aggression

Die Rebellen in Libyen sind darüber empört, dass Algerien ihnen mit der Aufnahme von Familienmitgliedern der Gaddafis ein Problem vom Hals geschafft hat. Die sogenannte libysche Übergangsregierung spricht von einem „Akt der Aggression“.

Da kann man mal sehen, wie die Typen wirklich drauf sind, die nun das Ruder in die Hand bekommen sollen. Derweil bombt die Nato kräftig weiter und der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates Mustafa Abdul Dschali spricht davon, dass es „zu den größten Massakern der modernen Menschheitsgeschichte“ gekommen wäre, wenn die Nato nicht für die Rebellen bomben würde. Die Rebellen selbst haben offenbar noch immer Schwierigkeiten, den von ihnen und der Weltpresse behaupteten Zustand der Überlegenheit über die Gaddafi-treuen Kämpfer tatsächlich herzustellen. Obwohl die westliche Presse schon in der vergangenen Woche berichtet hat, dass Tripolis „befreit“ sei, wird dort erbittert gekämpft, während die Lage für die Bevölkerung immer kritischer wird: Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente werden knapp.

Große Teile der Stadt wurden durch das Nato-Bombardement und die Kämpfe am Boden zerstört – mit Kleinigkeiten wie der Versorgung von hunderttausenden Zivilisten geben sich offenbar weder die Rebellen, noch die Nato ab. Weil die Nato die staatlichen Radio- und Fernsehsender zerstört hat, gibt es keine direkten Informationen über die Lage vor Ort mehr – statt dessen zeigte sich einmal mehr, dass die Berichterstattung über die Ereignisse in Libyen munter manipuliert, gefälscht oder erfunden wird. Auch die ach so seriöse BBC verwendete Bilder von einer indischen Feier, um den angeblichen Jubel der Menschen in Tripolis zu illustrieren – weil es von dort keine solchen Bilder gibt.

Natürlich ist Berichterstattung nie objektiv, allein schon die Auswahl dessen, was man als Bürger wichtig finden soll, lässt durchblicken, dass es nicht um objektive Informationen zur Bildung eines eigenen, unabhängigen Urteils eines jeden geht. Warum wird man in jeder Tagesschau mit den Börsenkursen belästigt, obwohl die allermeisten Leute keine Aktien haben? Oder mit Fußball-Ergebnissen? Weil es ja irgendwas geben muss, das Identität stiften soll. Bei den einen ist das der DAX, bei den anderen die Bundesliga.

Und viel besser als dürre Fakten, insbesondere, wenn man zugeben muss, dass man eigentlich keine verlässlichen Informationen hat, machen sich doch Bilder, in diesem Fall Bilder von jubelnden Menschen, die angeblich ihre Befreiung von dem Gaddafi-Regime feiern, wo man doch vierzig Jahre lang sehr schön mit Gaddafi Geschäfte machen konnte. Ja, inzwischen gibt es auch Bilder von Zerstörungen und Leichenbergen aus Libyen – für die natürlich die Gaddafi-Schergen verantwortlich sind.

Wie man schon aus den Irak-Kriegen und aus Afghanistan weiß, treffen die Nato-Bomben niemals Unschuldige. Und wenn doch, dann ist das ein bedauerliches Versehen. Deshalb können die Nato-Bomben auch die Wasserversorgung von Tripolis nicht beeinträchtigt haben, dafür wird behauptet, dass Gaddafi-Anhänger das Wasser verseucht hätten, weshalb es abgestellt wurde, andere Erklärungen sind, dass Gaddafi-Leute den Sprit für die Pumpen anderweitig verbraucht hätten. Aber auf jeden Fall ist klar, dass es Gaddafis Schuld ist, dass die Leute kein Wasser mehr haben, genau wie es Gaddafis Schuld ist, dass die Lebensmittelpreise explodieren, während die Regale in den Läden leer bleiben. Natürlich ist es auch Gaddafis Schuld, dass die Nato überhaupt mit Bomben kommen musste, und es wird auch Gaddafis Schuld sein, wenn die Rebellen nicht so funktionieren werden, wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt.

Aber eins ist sicher: Libyen hat seine besten Zeiten hinter sich. Kann gut sein, dass man sich in Zukunft mal wieder die Namen von ein paar neuen Staaten merken muss.



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