OP im IBN SINA HOSPITAL, SIRTE, NOVEMBER 2011
von Johannes Löw
Anfang/Mitte der 80er wusste ich nichts über Libyen. Ich war ein postschool-teenager, auf der Suche nach seiner weltanschaulichen „Heimat“. Ich hatte keine schöne Zeit als Schüler gehabt.
Das Land, in welches ich hineinwuchs, erschien mir als Lüge. Vieles, was ich in der Schule gelernt hatte wirkte widersprüchlich und besonders die Verheißung der Demokratie war in der Wirklichkeit unauffindbar.
Damals hatten sich viele junge Menschen auf diese Suche begeben. Ich kam aus Bayern; dort diente die Münchner Räterepublik als Orientierungspunkt.
Über Colonel Gaddafi hatte ich in der Schule zwei Dinge gehört: erstens, dass er jede Nacht woanders schläft und zweitens, dass er für die sog. Ölkrise der 70er Jahre verantwortlich war.
Interessant wurde er für mich durch den Hinweis einer von mir damals sehr geschätzten Frau, einer feministisch engagierten Studentin, die angetan davon war, dass er seine arabischen Amtskollegen brüskierte, indem er eine weibliche Leibgarde aufgestellt hatte.
Wir besorgten uns das Grüne Buch.
Dort wird die gesellschaftliche Stellung der Frau der des Mannes gleich gesetzt, es hat ein eigenes Kapitel dazu. Eine tiefere Beschäftigung mit der Jamahirija – soweit das damals möglich war – ergab, dass Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben, wie es in den Warschauer-Vertrags-Staaten üblich war – welche in dieser Frage dem Westen einiges voraus hatten.
Sichten wir das Bild- und Videomaterial der 8 Monate Zerstörung Libyens, so fällt eines ganz besonders auf: viele Frauen sind auf der Seite der Patrioten engagiert, die allahhuakbar-kröhlenden und in die Luft ballernden Rebellen sind fast ausschließlich junge Typen. Ein paar ältere ab und zu, niemals Frauen.
Tauchen Frauen irgendwo auf, wirken sie unbeteiligt oder drücken sich ängstlich irgendwo rum.
Ich erinnere mich an einen besonders perfiden Video, soweit ich mich erinnere von der BBC, in dem gezeigt wird, wie Frauen vor einer Bank die Herausgabe ihres Geldes fordern, da sie Kinder zu ernähren hätten, aber sofort von bärtigen Brüllaffen eingeschüchtert werden. Danach ein Interview mit einem ungefähr 25jährigen, der erklärt: „Wir brauchen kein Geld, alles was wir brauchen ist Freiheit!“
Eine Exekution in Saudi Arabien
Wenden wir uns dem Tag zu, welchen die NATO zum Tag der Befreiung erklärt hat.
Die Presse lancierte inszenierte Bilder mit ein paar jubelnden Frauen. Wo wurden die gemacht – in Bengazi, in Katar, es ist nicht ermittelbar.
Wir hören die Rede des NTC-Obermaxen: Sharia-Law, alle Gesetze, die mit dem Islam in Wiederspruch stünden seien sofort ungültig, das Verbot der Polygamie sei ein Sakrileg.
Es muss hier ganz klar verstanden werden, dass die neuen Gesetze, von welchen die Rede ist, alle bestehenden Gesetze betrifft, die die Frauen als unabhängige und eigenständige Individuen absichern.
(In Twittermeldungen werden diese explizit als “Verfälschung des Islam” benannt.)
Ein nachgeschobenes „Wir machen interest free banks“ wie der Islam es verlange ist Augenwischerei, da seit Jahrzehnten die Banks in Libyen interest free sind.
Später kamen noch die Lippenbekenntnisse, Frauen würden ja im zukünftigen Libyen eine wichtige Rolle spielen.
Die Hälfte der Bevölkerung wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Zu gnädig, dann sind wir ja beruhigt. Die Reduktion auf die Position stammhalterproduzierender Haustiere und Handelsware ist sicherlich mit unglaublicher Wichtigkeit versehen.
In den Monaten des Luftbombardementes erreichten uns die Berichte von Joanna Moriaty und Susan Lindauer, welchen Umgang diese NATO-Revolutionäre mit Frauen pflegen – ich mag das nicht wiederholen, googeln sie, wenn sie es nicht kennen. Die Berichte erschienen in den ersten Momenten ihres Erscheinens so haarsträubend, dass sie zurückgehalten wurden – bis weitere Bestätigungen ihrer Richtigkeit eingingen.
Bilder von den eingangs erwähnten Leibgardistinnen nach der offiziell bekannt gegebenen Ermordung Colonel Gaddafis kursieren im Internet, halb nackt und zu Tode gefoltert.
AfriSynergy hat vor einigen Tagen eine Analyse zu diesem Thema in Youtube gesetzt.
NPR veröffentlichte einen Artikel, der einmal mehr die gesamte Groteskheit der Libyen-Berichterstattung aufweist: „In Libya, Often It’s Young Men Who Don’t Want Women Empowered“.
…“Hatam, a dentist in his late 20´s”…” He said he was quite happy with Jalil’s speech.
“Polygamy is something normal, it’s in our religion,” he said. “We are moderate Muslims and we don’t have a problem with this.”
He argued that people in the West didn’t understand Islam, and that what Jalil was saying was perfectly normal and traditional. Hatam complained that one of the things Moammar Gadhafi did was to try to “make women powerful and equal to men.” He said that was wrong, and people would not accept that. “Men wear the trousers,” he said with a confident smile.
Hatam didn’t hesitate at all to say that women should be covered and subservient. He’s not alone in this. Several other young men, who all looked like they could be standing in line at a club in London or Paris, all said similar things — that men run the show and women take a back seat.
Nun, ich hoffe ja nicht, dass sie zu den Trotteln gehören, die sich einen derart reifeverzögerten Fratz als Zahnarzt verkaufen lassen.
Ein Video vom „Tag der Befreiung“ spät nachts zeigt diese Sorte Zahnärzte mit gestohlenen PKWs und Pickups auf dem Grünen Platz Autorennen spielen, die Freiheit, die sie meinen und sehr offensichtlich aus Hollywood-Blockbustern gelernt. Beruhigend an der Sache, kann man zynisch behaupten, ist, dass die Libyer es gewohnt waren, monatlich mit frischem Geld versorgt zu werden und der Hahn jetzt zugedreht wurde. Die „we don’t need money, all we need is freedom“ – Revoluzzer heulen ja jetzt schon, dass der NTC ihnen nichts von dem verachteten Geld mehr gibt. Sobald der Benzintank leer ist, sind diese Dumme-Jungen-Spiele vorbei.
Auf einem Platz ohne Frauen.
Jedenfalls oben erwähnter Artikel endet mit einem Foto von sage und schreibe 3 schwarz gekleideten Frauen unter der Päderastenfahne des King Idris mit der Bildunterschrift:
„Libyan women at an Eid al-Fitr service in Tripoli in September. Many women played important roles in the rise against Moammar Gadhafi’s regime.”
Diese Behauptung ist weit verbreitet in der Presse, nur kann niemand sie substantiell füllen.
Welche Rolle Frauen in Befreiungsbewegungen Lateinamerikas und Asiens der 60-iger bis 80-iger Jahre gespielt haben, war stets allen Orten sichtbar, sei es auf militärischem oder zivilem Gebiet.
Worüber uns die Presse hier täuschen will ist klar und unmissverständlich: Der Krieg gegen Muammar al Gaddafi war auch und vor allem ein Krieg gegen die Frauen Libyens!
Und was hören wir von unseren Gender-Mainstream-Politikerinnen aus den Reihen der LINKEN und der Grünen?
Von Menschenrechtsbeauftragter der LINKEn Buchholz, die unter der Fahne des Päderasten Idris diesen Soziopathen die bedingungslose Unterstützung ihrer Partei zusicherte?
Von Frau Innenpolitische Sprecherin Jelpke, die ja immer sooo besorgt um Flüchtlinge ist?
Wagt eine Provinzbürgermeisterin einer anderen Partei in der BRD es zu sagen, man solle das Geld der Gleichstellungsstelle doch auch ein bisschen zur Förderung von Buben einsetzen sind die die ersten die nach Rücktritt schreien. Aber die Libyerinnen sind ja nur Afrikanerinnen und aus der Geschichte des Islam gewohnt….
Hörten wir etwas von Grünenbürgermeisterkandidatin K(ü)nast?
Ganz zu schweigen von den „De Talebaaan, de Talebaan!“geifernden „neuen Männern“ bei den Grünlingen, wenn es um Verlängerung der Afghanistan-Besatzung geht.
Oder die ständig bekifft wirkende „Rock’n’Rollerin“ Roth?
Ich schließe mit dem Schlusspassus des Beitrags zum 11.11.11 auf „hinter der Fichte“ denn besser könnte ich diese Überlegungen gar nicht abrunden:
„Geheimdienstleute „schweren Herzens“ als friedliche Demonstranten verkauft – kein Problem für die Grünen. Bis heute keine Richtigstellung. Statt dessen:
„… in Libyen nach dem Ende des Gaddafi-Regimes … braucht es nun konkrete und zielgerichtete Hilfestellung, um das Erreichte nicht zu gefährden.“ Claudia Roth am 27. 10 2011“
Johannes Löw