Hereinspaziert in die spanische Disco. Oder doch nicht? Das Spiel mit dem Publikum anhand verrückt-hervorgerufener Assoziationen zeigt eigentlich nur, wie facettenreich sich Leyyas noch so junge Kunst entwickelt hat.
Vergesst ganz schnell Ballermann, Hitze und Co. Kühle Nonchalance, ausgefeilte Klangfarben und vor allem viel, viel Talent finden wir auf ihrem Debutalbum, das am 15. 5. erscheinen wird. Leyya trinken sicher viel lieber Gin Tonic als Sangria.
Nachdem 2014 schon die die viel bejubelte EP Drowning in Youth erschienen ist, haben wir gespannt auf das erste Album des oberösterreichischen Duos gewartet. Leyya wandeln am schmalen Grat zwischen elektronischer Aufnahme und rockigem Live-Auftritt, bei dem Marcos Gitarrenspiel den kratzig-rauen Counterpart zu Sophies filigraner Stimme liefert. Am Album passiert dies ähnlich: hier stehen aber vor allem die schlagenden, drängenden Beats in direkter Konkurrenz zum feinen Gesang. Eröffnet mit Dyno/Intro begegnet uns die 13 Stücke lange Platte mit einer brachialen Schwere, die sich steigert und wieder reduziert, ohne sich jemals geradlinig einordnen zu lassen.
Tüftler Marco hat die Produktion natürlich feinstens ausgearbeitet – anderes sind wir von ihm aber nicht gewöhnt. Traditionelle Songstrukturen werden da generell getrost über den Haufen geworfen und im Sinne einer völligen Neuentfaltung von Rhythmus und Melodie aufgelöst (radikaler nur noch bei seinen weiteren musikalischen Projekten, Ant Antic und Karma Art). Gewöhnt man sich an eine Melodiestruktur, wird sie auf einmal von überhöhtem Gesang oder einem unerwartet-krachenden Drumset gebrochen. Es drängelt sich die Frage auf, was Leyya uns eigentlich vorsetzen. Kunst? Musik? Beides, so die beiden zur Antwort. Man will vielleicht nicht einmal immer so verkopft klingen, wie es dann im Endeffekt herauskommt. Die Musik soll schlichtweg Ausdruck emotionalen Empfindens und vor allem des richtigen Gefühls sein. Und das kann ein einfacher Popsong genauso gut wie eine hoch ausgetüftelte und überproduzierte Nummer. Trotzdem: „einfache“ Popsongs sucht man bei Leyya vergebens. Gut so.
Sophie hat uns ja schon erzählt, sie kommt eigentlich aus der Singer-Songwriterecke. Wovon Leyya jetzt als Band nur profitieren können: Driften viele Elektro-Sets oftmals in eher abstrakte, melodieentliebte Richtungen ab, spielt gerade die Melodie bei Leyya eine schwerwiegende Rolle. Die ungenaue Genreeinordnung ist es, was sie schlussendlich zu einer der interessantesten Neuentdeckungen des letzten halben Jahres macht. Wer gedacht hat, mit Wolves schon vorab die Hitsingle des Albums zu kennen, kann jetzt eigentlich nur frohlockend in die Hände klatschen. Denn nun wurde „Superego“ mit dazugehörigem, verstörend-gelungenen Video veröffentlicht – und ab hier kann man nur noch sagen, dass wir wohl schon im April eines der besten Alben des Jahres küren können.
You can get one of these beauties at our Album Release Show/Cafe Leopold on the 16th of May:https://www.facebook.com/events/618705858266438/
Posted by Leyya on Wednesday, April 29, 2015
Leyya – Spanish Disco, Las Vegas Records, www.leyya-music.com