Frühaufsteherstolz, Zehenschüchternheit und Enkeltrost. Was sind das für Worte? Wo habe ich sie her? Was sollen sie bedeuten? Und was hat das mit einer Enzyklopädie zu tun?
Zur Aufklärung darf ich aus einer Szene von “Das Lavendelzimmer” zitieren, in welcher der Buchhändler Perdu sich auf seinem Bücherschiff mit einer älteren Kundin unterhält:
“Ich würde lieber eine Enzyklopädie über Allerweltsgefühle schreiben”, gab er zu. “Von A wie ‘Angst vor Anhaltern’ über F wie ‘Frühaufsteherstolz’ bis Z wie ‘Zehenschüchternheit oder die Sorge, dass die Füße die Verliebtheit des anderen sofort vernichten können’.”
Perdu fragte sich, warum er das der Fremden erzählte. (…)
“Gefühlsenzyklopädie”, wiederholte sie lächelnd. (…) “Schreiben Sie das doch. Gefühlsenzyklopädie für literarische Pharmazeuten.” Die alte Frau setzte sich gerade hin, wurde aufgeregter, lebhafter. “Fügen Sie Fremdvertrauen hinzu, unter F. Das seltsame Gefühl in Zügen, wenn man sich einem Unbekannten gegenüber weiter öffnet als je der eigenen Familie. Und Enkeltrost, unter E. Das ist das Gefühl, dass es weitergeht, das Leben.”
Sie schwieg verträumt.
“Zehenschüchtern. Das war ich auch. Und gemocht… gemocht hat er meine Füße dann doch.”
(S.31-33)
Welche Gefühle dürfen in eurem Lexikon der Alltagsgefühle nicht fehlen?