Ich erinner mich genau: wenn wir als Schüler in der sechsten Stunde lustlos auf unseren Stühlen hingen oder einfach nur mehr Blödsinn machten, kam von Lehrern gern der Spruch: “Für mich ist es auch die letzte Stunde!”. Je nach Situation und Temperament leicht gereizt oder eher flehend. Wir gaben dann oft nochmal alles. Je nach Situation und Lehrer.
Dass die “Letzte Stunde” in Michael Wanners neuem Krimi wörtlich zu nehmen ist, ahnt
Auch Friedrich Holzwarths Kollegin Anette Winter wollte zur Schulfeier und kam gerade rechtzeitig, um den Täter zu stellen und auch wenn sie ihn nicht zu fassen bekam, sorgte seine Flucht zumindest dafür, dass nicht noch mehr Leute verletzt wurden. Klar, dass jetzt einige Verdächtige auf der Verhörliste stehen, doch keine Spur will so richtig greifen – die Ratlosigkeit im Ermittlerteam ist regelrecht greifbar. Lief hier ein ehemaliger Schüler Amok? Hat der Hausmeister eventuell ein passendes Motiv? Und auch einige Lehrer kommen durchaus als Täter in Frage.
Krimi- und Theaterautor Michael Wanner hat sich für “Letzte Stunde” einen wirklich raffinierten Plot ausgedacht, der – so gehört es sich für einen guten Krimi – bis zu den letzten Seiten vielseitig, hochspannend und dabei angenehm fokussiert bleibt. Deshalb zündet der Überraschungseffekt bei der Täterüberführung um so heftiger. Ein klasse Nezugang in der Silberburg-Reihe Baden-Württemberg Krimi!
Michael Wanner “Letzte Stunde”, 224 Seiten, kartoniert, 9 Euro 90, Silberburg-Verlag