Trotz neuem Image: Ullrich ist weiter unreflektiert
Die Öffentlichkeit erwartet von Ullrich die Wahrheit. Für ein umfassendes Geständnis war es auch sechs Jahre nach seiner Suspendierung nicht zu spät. In welchem Umfang hat Ullrich gedopt? Wie genau ging der Betrug vonstatten? Weshalb hat er jahrelang gegen Kritiker wie Werner Franke prozessiert? Wen hat er all die Jahre gedeckt? Was weiß er über den Dopingkonsum seiner Konkurrenten und Kollegen?
Wenn Ullrich Antworten auf diese Fragen auf den Tisch gepackt hätte, wäre das ein entscheidender Beitrag für die Dopingbekämpfung und den übel beleumundeten Radsport hierzulande gewesen. Stattdessen belässt es Ullrich in seiner Erklärung bei Ausflüchten und einem simplen Schuldeingeständnis samt Entschuldigung. Aus Angst vor dem Bann der Radsport- und Dopingszene? Vielleicht weil er noch immer zu sehr Teil dieses Systems ist?
Der nun endlich verurteilte Dopingsünder Jan Ullrich macht leider noch immer nicht den Eindruck, besonders reflektiert über die Betrügereien im Radsport zu denken. Anders als beispielsweise die frühere Leichtathletin Ines Geipel, die wegen ihrer Dopingvergehen in der DDR selbst die Streichung aus den Rekordlisten beantragte. Stattdessen stärkte Ullrich dem ebenfalls in dieser Woche verurteilten Doper Alberto Contador, einst Konkurrente und Kollege im Doping-Sumpf, den Rücken. «Ich wünsche Alberto viel Kraft, dass er im August stark zurückkommt. Ein Fahrer wie er ist toll für die Branche», sagte Ullrich einen Tag vor der Urteilsverkündung. Mit dieser Einstellung zum Dopingproblem im Sport wird Ullrich sich und seiner früheren Zunft auch weiterhin im Weg stehen.
«Ich habe dem Radsport viel zu verdanken und werde auch weiterhin meine Freude und Leidenschaft für diesen Sport an andere weitervermitteln», heißt es in Ullrichs Erklärung. Und: «Ich blicke auf meine Radsport-Karriere und Erfolge mit Stolz zurück.»
Quelle:
Nachrichten -
Sport Nachrichten -
Jan Ullrich – Letzte Chance vertan