Letters From Ini - Talking Behind Someone's Back #2

Von Atemlos @atemlosblog

Meinen zweiten Brief widme ich Jenen, welche ihre wertvolle Zeit einer nicht ganz unwesentlichen Lebensaufgabe verschrieben haben: Dem Lästern. Jeden Einzelnen von Euch weiß ich zu schätzen. Ihr seid der Klebstoff des Lebens. Das, was alles zusammenhält. Ich liebe Euch. Danke. *
Früher hatten wir alle diesen einen Freund, der hinter jedermanns Rücken gelästert hat. Heutzutage scheint es, als könne man in jedem von uns ein Stück von diesem Freund finden. Ich wäre die letzte zu behaupten, dass ich niemals hinter jemandes Rücken über ihn geredet habe. Warum auch? Wenn ich über dich rede, dann hat dies einen Grund. Verhalte dich in meiner Anwesenheit angemessen, dann muss ich auch keinen Gedanken an dich verschwenden. Viele werden bei dieser Position angewidert den Kopf schütteln, aber ich gehe sogar noch weiter. 
Du bittest mich mit deinem Verhalten förmlich darum, dass ich über dich spreche. Die Art und Weise wie du dich ausdrückst, wie du dich verhältst, wie du mir diesen bewertenden (abwertenden?) Blick von der Seite zuwirfst. Es ist wie eine Herausforderung. ‚Zeig mir was du hast. Was kannst du über mich sagen?‘ Viel, - denn wenn ich mich erst einmal in Rage geredet habe, dann gibt es kein Entkommen. Du verfolgst mich in meinen Gedanken. Nachts liege ich im Bett und stelle mir vor wie ich verbale Auseinandersetzungen mit dir führe. Unter Umständen ist auch ein kleines An-Den-Haaren-Ziehen dabei, ein wenig Kratzen. Und Gnade dir Gott, wenn du am nächsten Tag an mir vorbeiläufst und mich anlächelst. Komm mir nicht auf diese Weise. Ich habe dich durchschaut und ich weiß, was in deinem Kopf abgeht.
Früher hatten wir alle diesen einen Freund, der hinter jedermanns Rücken gelästert hat. Heutzutage bin dieser Freund ich.
...
Wer geht dir beim Lesen dieses Briefes durch den Kopf? Gibt es eine bestimmte Person an die du denken musst? Wie viele von Euch denken an eine andere Person? Eine Person aus der Schule, der Uni, der Arbeit? Wie viele von Euch denken an eine Person, die einem näher steht? Einen Freund, einen Verwandten? Und wie viele denken dabei an sich selbst?
Ich bin mir selbst mein größter Feind. Ich bin mir selbst mein größter Kritiker. Ich rede hinter meinem eigenen Rücken über… mich. Bevor ich mich intensiv mit dem Leben (zumindest dem Teil, welcher mir nicht zusagt) eines anderen Menschen beschäftige, arbeite ich lieber an meinen eigenen Fehlern.
Viele Grüße,
Ini

________________Diese Woche habe ich mich vermehrt mit dem Thema "Talking Behind Someone's Back" beschäftigt. Ich habe eigentlich eine ganz einfache Meinung zum Lästern, aber es scheint, als ließe sich diese nicht "ganz einfach" in Worte fassen. Vielleicht bin ich zu egozentrisch, vielleicht bin ich auch einfach über das klassische Lästern hinweg, in jedem Fall sage und denke ich mehr schlechte Dinge über mich als über jede andere Person auf der Welt. Das ist meine Form von Selbstkritik. Das ist meine Form von Motivation. Wie ist das bei euch? Wie erlebt ihr Lästereien in eurem eigenen Umfeld? 

*So gerne ich auch über mich selbst herziehe, umso mehr lasse ich mich von Lästereien in Reality Shows mitziehen. Es ist spannend. Die Kunst liegt darin ein Mensch zu sein, der lästert. Die Kunst liegt darin ein Mensch zu sein, der das Lästern zu seinem Hobby, seinem Beruf oder besser noch zu seiner Berufung macht. Ein Traum. (Den ich euch nicht empfehle. Ich mag euch wie ihr seid.)
xxx Eure Ini