Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road #17

Eine meiner besten Freundinnen hier in good ol' germany wird sich im September für einen ungewissen Zeitraum von mir verabschieden, um zurück in die USA zu gehen. Kleine Vorgeschichte dazu: 2010 war ich als Austauschschülerin mit Kaplan in den USA. In Salt Lake City, Utah um genau zu sein. 2011 war ich dann zum ersten Mal als Returnee in Würzburg bei einer Orientation für Kaplan Schüler. Es gibt immer 3-4 Orientations in verschiedenen Städten Deutschlands, bei denen die zukünftigen Austauschschüler des Kaplan Programms Informationen rund um ihren Auslandsaufenthalt bekommen. Im Rahmen dieser Orientations wird außerdem vom DFH ein Vollstipendium für die USA vergeben. Und in diesem Jahr 2011 war die liebe Anja, die auf meiner Würzburg Orientation war, die glückliche Stipendiatin. Wir haben uns alle für Anja gefreut, ist ja auch 'ne schöne Sache. Die Freude wuchs, als mir nach einem späteren Gespräch mit ihr klar wurde, dass sie wirklich Feuer und Flamme war für diesen Auslandsaufenthalt. Immer wieder kam sie auf mich und meine Returnee Kollegin zu und frug uns über alle möglichen Sachen aus. Sie war ein zuckersüßes Mädchen, aber sogar ein paar Monate älter als ich. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wurden Facebookfreunde, ich hab ihren Auslandsaufenthalt ein wenig mit verfolgt und ehe ich mich versah war es auch schon 2012. Erneut war ich bei der Orientation in Würzburg dabei. Anja war noch im Auslandsjahr, aber ihre Mami war geladen, um ihre Erfahrungen als Mutter einer Austauschschülerin zu teilen. Wir unterhielten uns prächtig und ich hörte mir ein paar Geschichten aus Anjas Leben an. Und von da an ist alles Geschichte. Anja kam zurück, wir trafen uns in Frankfurt. Wir sahen uns nicht häufig, aber immer mal wieder. 2013 und 2014 waren wir gemeinsam als Returnees in Würzburg. Und vor ein paar Wochen erst besuchte sie mich in meiner neuen Wohnung in Hamburg. Unsere Freundschaft geht also nun mehr als 3 Jahre zurück und hat in dieser Zeit viele Höhen und... keine Tiefen erlebt? Oder andersrum? Nur Tiefen und keine Höhen? 
Wie dem auch sei, diesen Brief möchte ich an Anja richten. Letters From Ini sind dazu da, dass ich ein wenig persönlicher werden kann und was gibt es persönlicheres als einen Brief an einen wichtigen Menschen in meinem Leben?

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

“What you’ve done becomes the judge of what you’re going to do – especially in other people’s minds. When you’re traveling, you are what you are right there and then. People don’t have your past to hold against you. No yesterdays on the road.” – William Least Heat Moon

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

For once you have tasted flight you will walk the earth with your eyes turned skywards, for there you have been and there you will long to return.” - Leonardo Da Vinci

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

Every dreamer knows that it is entirely possible to be homesick for a place you’ve never been to, perhaps more homesick than for familiar ground.” - Judith Thurman

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

Like all great travellers, I have seen more than I remember, and remember more than I have seen.” - Benjamin Disraeli

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

To awaken quite alone in a strange town is one of the pleasantest sensations in the world." - Freya Stark

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

Though we travel the world over to find the beautiful, we must carry it with us or we find it not.” - Ralph Waldo Emerson

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

We are torn between a nostalgia for the familiar and an urge for the foreign and strange. As often as not, we are homesick most for the places we have never known

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

Let your heart see what your eyes cannot." - Antoine de Saint-Espery

Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17
“What you’ve done becomes the judge of what you’re going to do – especially in other people’s minds. When you’re traveling, you are what you are right there and then. People don’t have your past to hold against you. No yesterdays on the road.” – William Least Heat Moon
Liebe Anja,
diesen ganz speziellen Letter From Ini möchte ich nicht nur dir widmen, sondern auch an dich adressieren. Ich bewundere dich und bin einfach so unfassbar stolz, dass du diesen Schritt gehst. Bald schon sitzt du zum dritten (?) Mal im Flieger in die USA. Ich kenne keinen Menschen auf der Welt, dem ich es mehr gönnen würde. Ich kenne keinen Menschen auf der Welt, dem ich es außer dir gönnen würde, um ganz ehrlich zu sein. Dafür bin ich gerade zu sehr in meinem kleinen Loch. Aber das ist okay, denn ich werde die Möglichkeit haben vicariously durch dich alles zu erleben. Ich bin da, wenn du im Flieger sitzt, ich bin da, wenn du mit deinem riesigen Rucksack durch die wunderschöne Landschaft wanderst, ich bin da. Ohne da zu sein. So sehr ich glauben möchte, dass wir in engstem Kontakt verbleiben werde, so sehr weiß ich auch, was es heißt in einem anderen Land (speziell den USA) zu sein. Yet I hope, dass du mir immer wieder einmal eine kleine voice message zukommen lässt, damit ich nicht ganz aus meinen Alltagsgewohnheiten gerissen werden. Ich habe in den letzten Monaten mit dir so viel wie mit keinem anderen (Mädchen) kommuniziert. Und - to be honest - ich werde wahrscheinlich bei jedem deiner Fotos, was ich zu sehen bekomme, wie ein kleines Baby weinen. (Kleine Side Note: Stay With Me läuft gerade in meiner Playlist. Wie lustig ist das bitte, gestern erst haben wir gescherzt, dass ich das am Flughafen für dich spiele.)  Zurück zum Heulen, ich werde mit Sicherheit nicht heulen, weil ich dich vermisse. Sondern die Inhalte der Fotos. Bestimmte Orte, wo ich schon war. Orte, wo ich noch nicht war. Lebensmittel, Kosmetikartikel, Geschäfte, Restaurants... 
Ich habe dich schon vorgewarnt: Es ist nicht, dass ich traurig bin, dass du gehst. Es ist auch nicht so, dass ich traurig bin, dass du ohne mich gehst. Ich bin traurig, weil ich nicht gehe. Am Ende denken die Menschen noch, dass wir Freunde sind. Das wäre ja nun wirklich alles andere als Ziel dieses Briefes. Eigentlich möchte ich den Inhalt dieses Briefes etwas anders gestalten. Ich dachte mir, jetzt wo du bald vielleicht nicht täglichen Zugang zu meiner Weisheit haben wirst, sollte ich dir ein paar schlaue Ratschläge mit auf den Weg geben. Dass du dich auch zurecht findest. 
{...}
Die Bildunterschrift des ersten Fotos ist das Zitat, welches ich an den Anfang dieses Briefes gesetzt habe. William Least Heat-Moon ist ein amerikanischer Travel writer. Von dem ich vorher noch nie gehört habe, aber der Gute hat ein paar wundervolle Worte zu Papier gebracht, die ich dir auf den Weg mitgeben möchte. Hier, wo du jetzt bist, bist du kein unbeschriebenes Blatt Papier. Alle haben ihre Meinung über dich, jeder denkt er wisse, was du brauchst, um ein gutes Leben zu führen. Mich eingeschlossen. Es ist nicht aus Boshaftigkeit, dass wir dir unsere besserwisserischen Ratschläge erteilen. Wir haben keinen diabolischen Plan wie wir dich am besten zur Strecke bringen. We care about you. Und manchmal so sehr, dass wir vergessen, dass du allein weißt, was gut für dich ist. Es gibt mit Sicherheit Menschen, die über deine Entscheidung den Kopf schütteln. Aber ich kann nicht oft genug betonen, dass es egal ist! Ich kann mir nur denken wie es dir gerade gehen könnte. Es ist so abgedreht. Es will mir nicht in den Kopf reingehen wie du es geschafft hast so viel Mut zusammen zu kratzen. I know that you have it in you... Aber. Wow. It blows my mind away. Sobald du amerikanischen Boden betreten hast, gibt es nur dich. Ich hoffe, dass du von der ersten Sekunde an jeden Moment genießen kannst. Die guten, die schlechten. Alle. Ich hoffe, dass du mehr über dich lernst, aber dich zur gleichen Zeit auch vergisst. Du bist dort. Und du hast keine Aufgabe. Du hast niemanden, der dir vorschreibt, was du tun sollst. (Bitte verstoß nicht gegen die Gesetze dort, natürlich hast du Vorschriften, die du beachten musst. Du weißt schon was ich meine.) Du bist in dem - für mich - schönsten Land auf der Welt. Und was es für mich so unfassbar schön macht, ist wie ich mich dort fühle. Und ich glaube, dass es dir auch so geht. Du verstehst meine wirren Liebeshymnen, die ich immer mal wieder in schwachen Momenten äußere. Zumindest gibst du vor sie zu verstehen. Und dafür bin ich dir dankbar. Aber ich weiß, dass du die einzige Person ist in meinem Leben, die dieses Glitzern in den Augen bekommt (und vielleicht sind es auch nur Tränen), wenn wir über certain foods oder traits von Americans reden. 
Tatsache ist: Wer weit genug reist, der findet auch sich selbst, Anja. Und wir sind diese Reise bereits vor vielen Jahren angetreten. Manche reisen ihr Leben lang, um nach diesem einen Ort zu suchen. Andere reisen gar nicht erst, weil sie (glauben) den Ort schon gefunden zu haben. Oder weil sie den Glauben an einen solchen Ort verloren haben. 2010 stand mein Auslandsjahr unter dem Motto "where soul meets body" und es hätte nicht treffender sein können. Kaum ein Jahr später saßen wir in Würzburg. Auf zwei verschiedenen Seiten. Die eine schon wieder zurück, die andere kurz davor zu gehen. Aber was wir beide geteilt haben, war diese vollkommene Ahnungslosigkeit. Du hattest keine Ahnung was auf dich zukommen würde. Du würdest ein Jahr mit Höhen und Tiefen genießen, würdest Menschen kennen lernen, die dir wichtiger nicht sein könnten, würdest ein richtiges Zuhause in der Fremde finden. Vielleicht nicht an dem Ort, wo du genächtigt hast, aber you get the jist. Ich hingegen hatte keine Ahnung, dass dieser Auslandsaufenthalt auch Jahre später noch so einen großen impact auf mich und meine Persönlichkeit haben würde. Wir beide hatten keine Ahnung, dass wir schon bald auf der gleichen Seite in Würzburg sitzen würden. Aus dieser kurzen Bekanntschaft wurde eine Freundschaft. Und - um dich zu Tränen zu rühren - ich glaube, dass es eine für's Leben ist. - Ich weiß nicht was auf uns zukommt, aber ich weiß, dass wir unseren Weg gehen werden, so wie du deinen gerade gehst. Und alle Wege führen bekanntlich in die USA. The land of the free and the home of the brave. Let's go home, love. Enjoy every bit of it. Love you bunches. (<- that's so '10, I know)
xx, deine ini
___
Die Fotos sind im Rahmen meines Film Photography Unterrichts an der West High School entstanden. Das Mädchen auf den letzten Fotos ist meine beste Freundin in den USA - Emma. Die Elefanten liefen eines Tages einfach durch unsere Outdoor Mall. War wohl irgendeine Art von Werbung für den Zirkus. Die Bilder habe ich in der Schule entwickelt und mein Photography Lehrer hat meine besten Fotos zum Abschied digitalisiert.
Letters From Ini - For Anja - There are no yesterdays on the road  #17

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