Hallo ihr süßen Mäuse!
Wenn Ihr das kurz nach der Veröffentlichung dieses Eintrags lest, dann sitze ich gerade in einem wunderschönen Büro in Frankfurt auf der Zeil und höre mir eine Orientation Veranstaltung für meinen neuen "Job" an. Ich habe für ein paar Tage mein wunderschönes Hamburg verlassen, und auch wenn ich es vermisse, hatte ich bis jetzt eine sehr gute Zeit hier in Frankfurt. Aber darum soll es heute gar nicht gehen...
Vielmehr soll es um den Fußball gehen. Des Deutschen liebsten Sport. Quelle? Habe ich mir gerade ausgedacht, aber zumindest zu dieser Zeit, alle vier Jahre ist das der Fall. Und zur EM wahrscheinlich auch... Wir haben den 4. Juli - oder viel mehr hatten wir ihn vor ca. einer Stunde - und durch meinen Körper pumpt immer noch das Adrenalin. Eine gute Freundin von mir hatte mich überredet, dass ich mit ihr und zwei anderen Freundinnen das Spiel Frankreich gegen Deutschland im Stadion schauen sollten. Ich erklärte mich nach zwei oder drei kurzen Überzeugungsversuchen dazu bereit und bestellte mir eine Karte für das Public Viewing. Und um ehrlich zu sein, war das vermutlich die beste Entscheidung meines Fußballfanlebens.
Ich meide größere Fußball-Veranstaltungen, weil ich ein sehr... privater Mensch bin.Am liebsten sitze ich vor meinem Fernseher oder in einer kleinen Kneipe starre auf den Bildschirm, äußere stumm meinen Unmut oder mein Glück, halte mir zwischendrin die Finger vor die Augen oder lege mir die Hände an den Kopf. Mein Herz rast, mein Atem setzt aus und da sitze ich... atemlos.
Genau kann ich nicht sagen ob das nur mir so geht... Aber ich fühle mich damit manchmal als wäre ich der freakigste Mensch der Welt und als könne ich mich nicht genug sozialisieren. Darum soll es ja gehen bei solchen Veranstaltungen, oder? Heute (naja gestern) habe ich die Erfahrung gemacht, was es heißt mit einer großen Menge zu schauen. In einer großen Menge zu schauen. Der großen Menge zuzuschauen. In der dreizehnten Minute schießt Hummels das Tor, was uns nach etwas über 90 Minuten in das Halbfinale katapultiert. Im Stadion liegen sich alle in den Armen, alle jubeln, alle schreien, alle klatschen, alle toben. Jeder macht eine 360 Grad Drehung. Niemand will verpassen wie die Mitmenschen das Tor feiern.
Und ich mittendrin. Lasse meinen Gefühlen freien Lauf. So sehr wie ich das eben kann. ;-)
In diesem Moment war alle Anspannung abgefallen. Ich vergaß teilweise minutenlang, dass ich nicht allein bin. Ich hielt mir die Finger vor die Augen, legte die Hände auf den Kopf, klatschte nach einem guten Manöver, seufzte nach einem weniger guten. Ich schaute als wäre ich allein.
Man muss nicht alle Lieder mitsingen und jeden Spruch mit zu grölen, es reicht manchmal einfach in der Menge zu stehen und sein eigenes Ding zu machen. Und dann - in den entscheidenden Momenten - einfach loszulassen.
Liebe Kinder, das war vielleicht ein aufregender Tag, ein aufregendes Spiel, ein aufregendes Erlebnis. Ich bin dankbar für die schöne Zeit im Stadion, ja ich bin sogar dankbar für die Pfütze an Erbrochenem, direkt neben mir in der S-Bahn, ich bin dankbar für das schwüle Wetter, ich bin dankbar für diesen Tag.
Am Dienstag stehen wir im Halbfinale gegen den Riesen Brasilien. Man mag das Deutsche Team kritisieren so viel man will. Der gute Per hatte Recht als er sagte, was die ganze Fragerei solle. Ein schönes Spiel macht Spaß; aber was bringt uns schön, wenn wir am Ende verlieren? Schön allein bringt uns nicht den Titel.
Ich hoffe, dass die Jungs weiterhin ihr bestes geben und vielleicht sogar - jetzt wo der Sieg so nah ist - noch eine Schippe nach legen. Dienstag machen wir den Gastgeber platt und am Sonntag holen wir uns dann das, was uns zusteht. WELTMEISTER DEUTSCHLAND!
Liebste Grüße von einem Teilzeit-Fußball-Fan-Der-Beim-Gucken-Herzstillstände-Erleidetaka Ini
