Was bisher geschah: Let’s talk about Startups – Teil 6 mit Bleecker Street
Das ich ein Fan von Alternativen zum eigenen Auto bin, habe ich bereits schon mal erwähnt. Daher freue ich mich immer wenn ich von neuen Ideen höre, die den Automobilmarkt verändern möchten. So auch das französische Startup um Paulin Dementhon namens Drivy.
Drivy möchte nicht direkt den Automobilmarkt revolutionieren eher den Markt für Autovermietungen. Und nicht zwischen Firma A und Privatperson B sondern die Autovermietung zwischen Privatpersonen. In Frankreich dominiert Drivy bereits seit 4 Jahren den Markt und nun sollen weitere europäische Märkte folgen. In Deutschland wurde Ende letzten Jahres die Public Beta in Berlin gestartet und nun, nach dem diese Beta Phase beendet wurde, ist in dieser Woche der Start in Hamburg geplant. Ich freu mich, dass Paulin Dementhon die Zeit gefunden hat, meine Fragen zu beantworten.
Kannst du dich, für die Menschen, die Drivy noch nicht kennen, vorstellen?
Hi! Ich bin Paulin, 36, aus Paris. Ich wollte schon immer meine eigene Firma gründen, auch wenn meine eigentliche berufliche Karriere in großen Firmen begann. Ich reiste viel, lebte und arbeitete unter anderem in Hong Kong und Sao Paulo. Als ich 30 wurde, hatte ich das Gefühl, es wäre höchste Zeit, endlich mein eigenes Unternehmen zu gründen. Meine erste Idee war ein Service für Mitfahrgelegenheiten. Doch dann stieß ich auf den komplett unerschlossenen Markt für Peer-to-Peer Autovermietungen und entschloss mich, eine Plattform dafür zu gründen.
Was genau ist bzw. macht “Drivy” ?
Autovermietungen zwischen dir und mir – das ist das Konzept hinter Drivy. 2010 habe ich Drivy in Frankreich gegründet und bis heute haben wir 350.000 registrierte Nutzer und 20.000 Fahrzeuge in Frankreich und sind damit europäischer Marktführer. Drivy ist als Web, iOS und Android App verfügbar: Innerhalb weniger Minuten können Vermieter so ihre verfügbaren Fahrzeuge und Zeiträume eintragen; Mieter jene in ihrer Nähe suchen, finden und anfragen. Für beide Seiten ist die Registrierung bei Drivy kostenlos. Der Mieter zahlt einen vom Vermieter festgelegten Preis, der sämtliche Kosten enthält – Drivy gibt hier Richtwerte je nach Fahrzeugtyp, Baujahr, etc. als Entscheidungshilfe für den Vermieter vor.
Von diesem gehen 30 Prozent ab, an Drivy selbst und die Partnerversicherung. Mit einer durchschnittlichen Mietdauer von drei bis vier Tagen sieht sich Drivy dabei als Ergänzung, nicht als Konkurrenz von innerstädtischen Carsharing Anbietern. Letztere werden vermehrt für kurze Fahrten genutzt, Drivy hingegen komplementär im Schnitt 3-4 Tage – Stichwort: “Die-Wochenendausflug-Option“ oder die Fahrt in das nächste Möbelhaus ohne Zeitdruck.
Was war deine Motivation zu gründen?
Meiner Meinung nach stellen Autos, die den ganzen Tag nur auf der Straße stehen, eine große Verschwendung kostbarer Ressourcen dar. Ich wollte einen Marktplatz kreieren, um diese freien Kapazitäten wieder nutzbar zu machen, da dies – wie ich finde – sowohl einen großen ökonomischen als auch ökologischen Nutzen hat.
Was hat dich bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf deine Gründung?
Die “alpha” Version von Drivy war eher so etwas wie eine Seite für Kleinanzeigen. Die Leute konnten einander einfach anrufen, nichts wurde online abgewickelt. Dadurch konnte ich allerdings nie wissen, ob Vermietungen wirklich zustande kamen oder nicht und ich dachte eigentlich, dass die Plattform überhaupt nicht läuft. Bis zu dem Zeitpunkt, als einer der Autobesitzer den Kundenservice (meine Handynummer) anrief, um mir zu sagen, dass er jetzt nach seiner inzwischen 20. Vermietung seines Autos viele Verbesserungsvorschläge für die Webseite hat. Da war ich fassungslos – natürlich auf eine positive Art und Weise!
Wie geht’s weiter mit “Drivy” ?
Für die jetzt anstehende Internationalisierung haben wir erst im Mai Kapital in Höhe von rund 6 Mio. Euro unter anderem von unseren Hauptinvestoren Index Ventures und Alven Capital eingesammelt. Diese Woche starten wir offiziell in unsere Public Beta in Berlin. Bereits Anfang 2015 werden die offizielle Version und weitere deutsche Städte folgen.
Es ist unser Ziel, in jeder Straße Europas ein Drivy Auto zu haben. Davon sind wir in manchen französischen Städten nicht mehr weit entfernt, in anderen dafür umso mehr. Für viele wird die Anmietung eines Autos dadurch viel praktischer sein, als selbst ein Auto zu besitzen. Wenn wir erst einmal unsere Vision in die Tat umgesetzt haben. Dann wird der Besitz eines Autos einfach durch einen besseren Service ersetzt.
Was ist dein ultimativer Tipp für diejenigen die selber über’s Gründen nachdenken?
Konzentrier dich voll und ganz darauf, ein großartiges Produkt bzw. einen großartigen Service zu erschaffen. Lass dich durch nichts ablenken. Wenn du es einmal geschafft hast, gute Zahlen zu schreiben, werden sich die Investoren darum reißen, Anteile an deiner Firma zu erhalten.
Danke Paulin für deine Antworten auf die altbekannten Fragen.
Wir werden also bald auch in Deutschland von Drivy profitieren können. Hoffentlich auch in anderen Städten als nur in Berlin, München, Hamburg und Frankfurt. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, wie es bei Drivy weiter geht, dann empfehle ich euch die Facebook Seite.
Wenn ihr selbst ein/e Gründer/in seid oder vielleicht jemanden kennt, der wunderbar zu der Interview-Reihe passt, dann meldet euch doch einfach per E-Mail.