Was bisher geschah: Teil 3 mit Ansgar Jonietz.
Im Vorlauf des diesjährigen MobileCamps bin ich mit Anna und Nick von Daktylos Media in Kontakt gekommen. Da zu diesem Zeitpunkt auch die Crowdfunding-Kampagne der Beiden lief, hatte ich im MobileCamp Blog kurz drüber geschrieben.
Das Crowdfunding lief erfolgreich ab und die App steht auch bald in den Startlöchern. “Meta Morfoß” wird voraussichtlich Ende diesen Monats auf den gängigsten Plattform zum Kauf zur Verfügung stehen. Mit der “Lesequest” möchten Anna und Nick das Thema Lesen und moderne Technologien zusammenbringen.
Ich freu mich, dass sich Anna und Nick von Daktylos Media bereit erklärt haben, bei “Let’s talk about Startups” meine altbewährten Fragen zu beantworten.
Könnt ihr euch kurz für die Menschen, die euch noch nicht kennen, vorstellen?
Anna, Meta und Nick (vlnr)
Anna: Ich habe Neuere deutsche Literatur und Russistik studiert. Während des Studiums in Berlin habe ich in Buchverlagen mitgearbeitet. Dann habe ich einige Jahre mit Nick in Moskau, seiner Heimatstadt, gelebt und dort unter anderem für das Goethe-Institut gearbeitet. 2011, als unser drittes Kind unterwegs war, entschied ich mich, nach Deutschland zurückzukehren. Ich liebe Literatur und den Austausch mit anderen Menschen und bin neugierig auf neue Lebenswege und Herausforderungen.
Nick: Ich habe in St. Petersburg Architektur studiert und als Architekt und leitender Projektmanager in Moskau gearbeitet. Seit 2012 lebe und arbeite ich in Deutschland. Ich interessiere mich für die Entwicklungen im Bereich neuer Technologien und Geräte und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen.
Was genau ist bzw. macht “Daktylos Media : Interactive Children’s Books”?
Anna: Wir sehen uns als Verlag der neuen Generation. Wir produzieren Kinderbuch-Apps, wobei unsere Aufgaben denen eines klassischen Buchverlags ähnlich sind. Wir sind der kreative Kopf, der auf der Grundlage eines guten literarischen Texts ein App-Produkt konzipiert. Wir managen die Übersetzung, kümmern uns um Marketing sowie Rechte und Lizenzen.
Nick: Wir managen die gesamte Produktion und den Vertrieb. Ich leite ein Team aus Freiberuflerinnen und Freiberuflern, welche die Aufgaben Illustration und Animation, Programmierung, UI/UX-Design und Sounddesign ausführen.
Anna: Zurzeit entwickeln wir unsere erste Kinderbuch-App, die Meta Morfoß App. Wir möchten, dass Kinder angesichts der ganzen verlockenden Multimedia-Interaktion auf dem Tablet auch noch beim Lesen bleiben. Unser Buchapp-Format Daktylos Lesequest® ist eine Art Mischung aus E- Book und Suchspiel in den Sprachen Deutsch, Englisch und Russisch. Wenn man bestimmte Schlüsselwörter im Text antippt, werden die Illustrationen mit Geräuschen animiert und man kommt in der Geschichte weiter.
Was war eure Motivation zu gründen?
Nick: Ich habe 15 Jahre lang im Büro gearbeitet. Dabei habe ich viel gelernt, aber ich will jetzt für mich selbst arbeiten. Ich habe genug eigene Ideen und spüre die Kraft, diese umzusetzen. Als Anna die Idee hatte, ins digitale Verlagsgeschäft einzusteigen, war ich sofort voller Freude dabei, ich mag das Wort “digital”. Unsere Kinder lieben Geschichten und Lesen und sie wachsen in einer hochtechnologisierten Umgebung auf. Wir wissen, was ihnen gefällt, und sehen, was auf dem Markt noch fehlt. Warum sollten wir also nicht selbst qualitativ hochwertigen Content in Form von interaktiven Geschichten kreieren? Für Kinder im Lesealter gibt es da zumindest auf Deutsch und Russisch so gut wie nichts. Keine schlechte Motivation, oder?
Anna: Seit meinem Umzug von Moskau nach Dresden arbeite ich auch freiberuflich als Übersetzerin und Online-Redakteurin. Aber damit verdiene ich nicht genug für unsere fünfköpfige, binationale Familie. Ich habe lange nach der Idee von einer einträglichen Arbeit gesucht, bei der ich alles, was ich kann und gelernt habe mit dem, was ich gern machen will, gut verbinden kann. In der Idee, interaktive Kinderbücher zu machen, kommen meine Begeisterung für Literatur und verlegerisches Arbeiten, meine Liebe zu Kindern und meine kreative Seite gut zusammen. Eine große Rolle hat Nick gespielt, ohne seinen Mut und seinen Pragmatismus hätte ich keine Firma gegründet.
Was hat euch bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf eure Gründung?
Anna: Dass so viel positives Feedback zu unserer Idee kam. Es gibt die Leute, die neuen technologischen Entwicklungen eher skeptisch gegenüber stehen und Angst vorm Verschwinden des Buches haben. Aber alle anderen, die Mehrheit, waren begeistert. Diese Sympathie und das Vertrauen für unser Projekt, das uns da entgegengebracht wird, sind toll und ohne diese Erfahrung hätte ich mich das alles nicht getraut. Eine andere Sache, die mich beindruckt, ist, dass ich trotz meiner großen Bemühungen nicht alles für den Erfolg in der Hand habe. So lief das Funding auf Startnext zur Finanzierung unserer ersten App nicht so gut. Kurz vor Ende und trotz Verlängerung hatten wir gerade mal 20 Prozent der Summe zusammen. Ich war enttäuscht und wollte schon alles hinschmeißen. Da bot uns plötzlich ein Freund ein privates Darlehen an, mit dem wir das Crowdfunding erfolgreich abschließen konnten. Es kommen also immer wieder positive Momente, mit denen man nicht gerechnet hat und die man auch nicht im Voraus planen kann.
Nick: Als wir unsere Firma 2013 in Dresden registrierten, fand ich es toll, wie schnell und leicht das ging. In Russland ist eine solche „Entwicklungshilfe“ für Start-ups wegen der Bürokratie unvorstellbar.
Wie geht’s weiter mit Daktylos Media?
Nick: Für den 30. November 2014 planen wir den Release der Meta Morfoss App. Zurzeit bündeln wir alle Kräfte dafür, dass wir das schaffen.
Anna: Ich bereite die Öffentlichkeitsarbeit zum Release der App im AppStore vor. Unter anderem werden wir ein App-Testing auf dem Medienfestival für Kinder, Jugendliche und Erwachsene durchführen, welches das Medienkulturzentrum Dresden Mitte November in den Technischen Sammlungen veranstaltet. Übrigens kann jeder gern bei dem Testing mitmachen. Und wir wollen die App im Frühjahr 2015 auf der Leipziger Buchmesse vorstellen und bei vielen Wettbewerben wie beispielsweise der Giga-Maus oder dem Deutschen E-Book-Award mitmachen.
Nick: Parallel dazu sind wir auf der Suche nach der Finanzierung unserer nächsten App. Diese konzipieren wir derzeit schon im Kopf, es soll wieder eine Lesequest werden. Wir möchten im Weiteren gern eine ganze Serie machen.
Anna: Wir haben auch noch die Idee für ein anderes Buch-App-Format, die wir weiter entwickeln wollen. Dazu verraten wir dann ein anderes Mal mehr.
Was ist euer ultimativer Tipp für diejenigen, die selber übers Gründen nachdenken?
Anna: Eine Freundin sagte mir, als ich wieder einmal sehr an der ganzen Start-up-Idee gezweifelt habe: Groß denken und glauben. Ich bin ihr sehr dankbar für diese Worte. Wenn man eine Idee hat, sollte man sich innerlich befragen: Brenne ich dafür, ist mein Herz dabei? Dieses Brennen braucht man. Das kann man auch überprüfen, wenn man die Idee dann anderen präsentiert. Eine weitere wichtige Frage ist: Woher kannst du dir Rückhalt holen, sowohl finanziell als auch emotional, wenn es vielleicht nicht alles so klappt wie gewünscht?
Nick: Besprecht eure Idee immer wieder mit vielen Leuten, damit das Feedback so groß wie möglich wird. Vielleicht ist euer Weg nicht geradlinig und zieht sich hin, vielleicht müsst ihr eure Idee noch korrigieren und sie wird nicht mehr so aussehen wie am Anfang, das Wichtigste ist: nicht aufgeben!
Danke Anna und Nick für eure Antworten.
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