Let’s talk about: Kinderfreundlichkeit im Alltag

Es ist Montag Morgen. Wir haben den Wildfang gerade zum Kindergarten gebracht. Dringend muss ich noch ein paar Teile einkaufen, die uns übers Wochenende ausgegangen sind. Ich fahre auf den Parkplatz des Supermarktes und steuere Richtung Eltern-Kind-Parkplatz. Doch der letzte freie Parkplatz wird mir vor der Nase weggeschnappt. Von einem Herrn mittleren Alters. Ohne Kind. Er springt elegant aus seinem Sportwagen und läuft beschwingt zur Eingangstür.Ich bin sauer. Denn ich muss mich nun in eine viel zu kleine Lücke zwängen und dabei aufpassen, dass ich dem Wagen neben mir nicht meine Tür in die Seite haue, während ich meine Tochter aus dem Auto hebe. Genau in dem Moment fängt es natürlich auch noch an in Strömen zu regnen. Ich schnappe mir mein Kind und renne quer über den Parkplatz, um dann tropfnass im Geschäft anzukommen. Der Typ mit dem Sportwagen erntet einen bösen Blick von mir und guckt mich nur dumm an. Am liebsten würde ich was sagen. Aber dafür bin ich zu friedliebend.

Ich wette, Ihr alle kennt eine solche Situation. Solche Menschen sind wohl nicht besonders kinderfreundlich. Oder eben auch einfach nur total egoistisch.

Wenn ich darüber nachdenke, wie kinderfreundlich es im Alltag eigentlich zugeht, dann fallen mir natürlich nicht nur negative Dinge ein. Gerade wenn es um Thema Einkaufen geht. Allein schon die Tatsache, dass es inzwischen fast überall Eltern-Kind-Parkplätze gibt, finde ich super. Wenn wir dann ins Geschäft hineingehen, bekommen die Kinder vorne an in der Bäckerei gleich ein Kinderbrötchen in die Hand gedrückt. Und zwei Gänge weiter gibt es dazu noch eine Scheibe Schinkenwurst. So wie früher, als wir noch klein waren. Ich weiß selbst noch ganz genau, wie sehr ich mich immer darüber gefreut habe. Das ist heute bei meinen Kindern nicht anders.

Die meisten Menschen reagieren sehr positiv auf unsere Kinder. Vor allem, wenn mein Sohn jeden grüßt und irgendwelche Stories erzählt, finden die meisten das total witzig. Doch in der Regel läuft so ein Einkauf mit der ganzen Familie alles andere als stressfrei ab. Meistens kommt irgendwann der Punkt, wo die beiden wild durch den Laden rennen, nicht mehr hören und nur noch Blödsinn im Kopf haben. (An dieser Stelle fragen wir uns übrigens jedes Mal, warum wir uns das immer wieder antun.) Und die anderen Leute denken sich sicher dann so etwas wie: Haben die ihre Kinder nicht im Griff? Wenn das meine Kinder wären, würde ich denen nicht erlauben hier so herumzurennen! Was sind das nur für unerzogene Blagen? Zumindest verraten das die Blicke einiger Leute. Gesagt hat uns aber zum Glück noch nie jemand etwas dazu.

Neulich rempelte mein Sohn aus Versehen einen älteren Herrn an. Ich entschuldigte mich bei ihm und er sagte dann nur: „Ach was, das sind Kinder! Die müssen rennen und toben! An Regeln müssen sie sich noch früh genug halten.“

Diesen Herrn hätte ich dafür umarmen können. Ich fand seine Antwort einfach toll. Aber das sehen nun mal nicht alle Leute so.

Let’s talk about: Kinderfreundlichkeit im AlltagDie Kleine schiebt stolz ihren Einkaufswagen. Aber – oje – gleich muss sie ihn wieder hergeben!

Es ist ja so: Schiebt die Kleine einen Einkaufswagen vor sich her, finden alle das total niedlich und freuen sich wahnsinnig. Muss sie den Einkaufswagen dann aber wieder abgeben und bekommt deswegen einen Wutanfall, dann guck keiner mehr so freudig. Außer Mütter. Die können das verstehen. Von ihnen bekommt man dann einen „Ich fühle mit Dir“-Blick oder ein paar aufmunternde Worte.

Wutanfälle in der Öffentlichkeit sind ja auch sonst oft ein großes Thema. Ich muss dazu sagen, dass uns das weitestgehend erspart blieb. Bisher. Aber ein Mal warf der Wildfang sich Sonntags mitten in der überfüllten Fußgängerzone auf den Boden und schrie und trampelte mit den Füßen. Da er in einem Wutanfall überhaupt nicht auf Beruhigungsversuche reagiert, diese die Situation sogar meist noch verschlimmern, ließen wir ihn erst einmal in Ruhe. Er braucht immer eine Weile, bis er dann wieder selbst die Nähe zu uns sucht und sich trösten lassen möchte. So schrie er eine Weile. Das war uns in dem Moment jedoch mehr als unangenehm, denn alle Leute guckten auf uns. Manche sprachen ihn an. Ich hörte, wie ein älteres Ehepaar sich darüber brüskierte. Wieder andere lachten. Schließlich schnappte mein Mann den sich mit Händen und Füßen wehrenden Wildfang und brachte ihn aus der Fußgängerzone heraus. Das machte ihn noch wütender. Aber schließlich beruhigte er sich irgendwann wieder.

In solchen Situationen stößt man wohl sehr oft einfach nur auf Verständnislosigkeit. Oder auf Besserwisser. Vielleicht haben diese Menschen ja vergessen, dass ihre Kinder auch einmal klein und oft wütend waren. Vielleicht aber hatten sie auch das Glück, nie in einer solchen Situation gewesen zu sein. Oder aber, sie haben einfach keine Ahnung von Kindern. Und von meinen Kindern sowieso schon nicht.

Und dann denke ich oft, dass viele Menschen Kinder toll finden – aber nur, solange sie immer brav und nett sind. Doch das ist man selbst ja auch nicht immer. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Warum soll es den Kindern dann nicht auch so gehen dürfen? Mit Erziehung hat das übrigens wenig zu tun. Aber das sehen manche Menschen eben anders.

Themawechsel: Was ich mir manchmal wünschen würde? Mehr kinderfreundliche Restaurants. Ich gehe nämlich eigentlich sehr gerne essen. Aber nicht mit meinen Kindern. Nicht, dass ich glaube, Kinder seien in Restaurants nicht erwünscht. Nein, so meine ich das nicht. Aber es ist ja so, dass Kinder keine Lust haben ein bis zwei Stunden ruhig auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben, nur damit Mama und Papa in Ruhe essen können. Innerhalb kürzester Zeit werden sie total rappelig und fangen an, Unsinn zu machen. Im schlimmsten Fall springen sie vom Stuhl und rennen einfach los.

Ich muss da immer wieder an unser Familienessen beim Chinesen denken. Meine Eltern hatten uns an ihrem Hochzeitstag zum Essen eingeladen. Sie wählten dieses Restaurant, da man sich dort vom Buffet bedienen kann und daher schon mal nicht aufs Essen warten muss. Pusteblume lag noch im MaxiCosi. Das klappte ganz gut. Nur der Wildfang hatte Hummeln im Hintern und war mit nichts an seinem Platz zu halten, obwohl wir schon alles mögliche als Beschäftigungstherapie mitgeschleppt hatten. Plötzlich rannte er los, und reißt dabei beinahe den Kellner, sowie eine riesige Porzellanvase mit sich. Ich bekam am laufenden Band Schnappatmung. Das war dann vorerst das letzte Mal, dass wir mit den Kindern essen gingen.

Es gibt bei uns im Ort allerdings ein Pfannkuchenhaus, das einen abgeschlossenen Raum mit einer tollen Kinderspielecke hat. Es gleicht quasi einem Mini-Indoorspielplatz. Da kann man tatsächlich in Ruhe sitzen und essen, während die Kinder sich austoben können. Außerdem bekommen sie dort auch Malsachen. Das Dumme daran ist: Ich mag keine Pfannkuchen. Also nutzen wir das auch nur äußerst selten. Und immer frage ich mich: Warum gibt es so etwas nicht in anderen Restaurants? Es muss ja nichts großes sein. Aber eine kleine Spielecke und ein paar Malsachen? Das wäre schon toll.

Unser Lieblingsgrieche zum Beispiel, hat drei unterschiedliche Räume. Warum nicht in einem davon eine kleine Kinderecke einrichten, damit auch Eltern dort gern hinkommen und stressfrei essen können? Natürlich ist sowas nicht überall möglich. Muss es ja auch nicht. Aber so ein paar Anlaufstellen für Familien fände ich einfach toll.

Ansonsten aber ist uns sehr positiv aufgefallen, dass speziell für die Kinder auch auf Wünsche eingegangen wird. Das Kind will nur Pommes? Kein Problem. Es gibt keine speziellen Kindergerichte auf der Karte? Nicht schlimm, wir machen gern einfach Nudeln mit Tometensoße für sie. Und wenn mal ein Glas ausgeschüttet wurde? Ist blitzschnell jemand da, der es mit einem Lächeln sauber macht. Besteck ist auf den Boden gefallen? Schwups, schon ist neues da! In manchen Restaurants zahlen Kinder sogar erst ab sechs Jahren. Oder es gibt Räuberteller, damit sie bei Mama und Papa etwas klauen können. Unsere Kleinen sind gern gesehene Gäste.

Toll finde ich auch, dass manche Geschäfte oder auch Zoos voll ausgestattete Wickelplätze mit Feuchttüchern, Cremes und Windeln in sämtlichen Größen zur Verfügung stellen.

Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass uns und unseren Kindern sehr viel Freundlichkeit im Alltag entgegengebracht wird. Nur hin und wieder begegnet man eben mal einem Griesgram.


Dies ist ein neuer Beitrag aus der Reihe „Let’s talk about“ – einem gemeinsamen Projekt von Wunschkindwege und Zwischen Windeln und Wahnsinn. Was meine Freundin Düse über Kinderfreundlichkeit im Alltag zu erzählen hat, könnt Ihr hier lesen.

Wir würden uns aber auch freuen, wenn Ihr von Euren Erfahrungen erzählt.

Darum seid Ihr jetzt gefragt:

Wie denkt Ihr über Kinderfreundlichkeit im Alltag? Habt Ihr überwiegend positive Erfahrungen gemacht oder gibt es negative Erlebnisse, über die Ihr uns erzählen möchtet?

Wenn Ihr selbst einen Blog schreibt, verfasst bis zum 22.12.17 einen Beitrag mit dem Hashtag #letstalkabout und verlinkt darin auf unsere beiden Artikel. Setzt den Link zu Eurem Beitrag anschließend hier in die Kommentare. Gerne dürft Ihr auch unser Logo nutzen.

Let’s talk about: Kinderfreundlichkeit im AlltagIhr habt keinen Blog, möchtet aber trotzdem mitmachen? Hinterlasst einfach einen Kommentar oder schreibt uns eine Mail und erzählt uns Eure Geschichte! Anschließend werden wir alle Beiträge hier zusammenfassen. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit Euch.




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