Blau oder rosa? Spielzeugauto oder Puppe? Stark oder schwach? Junge oder Mädchen? Schon früh werden Kinder beinahe automatisch in irgendwelche Geschlechterrollen hinein gepresst. Das fängt schon bei der Wahl des Spielzeugs und der Kleidung an und geht sogar noch viel tiefer. Während Jungen häufig dazu angehalten, werden unabhängig zu werden und Probleme selbst zu lösen, rät man Mädchen oft, sich bei Schwierigkeiten Hilfe und Unterstützung zu holen. Habt Ihr Euch dabei selbst schon mal ertappt? In manchen Situationen ist mir schon aufgefallen, dass ich mit meinem Sohn anders umgehe, als mit meiner Tochter.
Warum ist das so?
Das liegt daran, dass in unserer Gesellschaft eine klare Vorstellung davon besteht, welches Verhalten als männlich und weiblich eingestuft wird. Es scheint so, als ob natürliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen bestehen, die sich ganz von selbst ausformen. Was allgemein als weiblich oder männlich gilt, ist jedoch nicht biologisch bedingt. Charaktereigenschaften sind von sich aus geschlechtsneutral. Unsere Vorstellung der Geschlechterrollen ist vielmehr das Produkt einer gesellschaftlichen Entwicklung.
Quelle: Netmoms
Mädchen sind oft emotional und sensibel, Jungs sind laut und wild. Richtig? Stimmt schon – oft ist das so. Aber nicht gerade selten, ist es eben auch umgekehrt. Jedes Kind ist anders, ganz gleich, ob Junge oder Mädchen. Deswegen ist es auch so wichtig, nicht auf das zu achten, was die Gesellschaft sich vorstellt und die Kinder nicht in eine Form zwingen zu wollen, in die sie nicht hineinpassen, sondern die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und es nach aller Kraft in seiner Entwicklung zu unterstützen. Wenn der Sohn besonders sensibel ist und die Tochter ein wahrhafter Wildfang, dann ist das so – und das ist auch gut so!
Mischkinder
Bei meinen beiden ist das ja eher so eine Mischung aus allem. Wildfang ist oft laut und wild und im nächsten Moment handelt er überlegt, durchdenkt alles. Manchmal ist er ängstlich, dann wieder mutig. Er ist ungehobelt und doch aufmerksam und einfühlsam. Er geht offen auf alle Menschen zu und verwundert andere mit seinen Aussagen. In manchen Dingen ist er noch unselbstständig (oder vielleicht auch einfach nur zu faul). Außerdem ist er sehr sensibel und gefühlsstark und reagiert stark auf äußere Einflüsse.
Pusteblume ist sehr schüchtern, sensibel und ängstlich im Umgang mit anderen Menschen. Auch Tiere machen ihr Angst und es kostet oft einiges an Unterstützung, sie zu ermutigen. Doch gleichzeitig ist sie ein kleiner Wirbelwind, will immer höher, schneller und weiter. Klettert, rennt und tobt, was das Zeug hält und ist in der Hinsicht ihrem Bruder um einiges voraus. Eine echte Räubertochter eben. Sie ist sehr einfühlsam und empathisch, kann aber auch austeilen. Sie verwundert uns mit ihrer Selbstständigkeit.
An diesen vielfältigen Eigenschaften ist schon klar zu erkennen, dass es keinen Sinn macht, sich an einem starren Rollenverhalten zu orientieren. Das kann für die Kinder frustrierend und auch anstrengend sein. Für die Eltern ebenso.
Jungenkram – Mädchenkram
Es ist mir auch total egal, dass mein Sohn zum Beispiel gern mit Puppen spielt. Als ich merkte, dass er die Puppen seiner Schwester so mag, habe ich ihm sogar eine eigene Puppe gekauft – eine Jungenpuppe (da ist es wieder, dieses Geschlechterding). Er spielt trotzdem lieber weiterhin mit ihren Puppen. Auch spielt er gern mit Barbies, mag Einhörner und Glitzer. Und jetzt denkt manch einer vielleicht: Was ist das denn für ein Junge? Na, und?! Sagt das etwas schlechtes über ihn aus? Nein. Noch viel mehr liebt er nämlich Dinosaurier, Autos und Werkzeuge. Ein ganz normaler Junge also.
Das Tochterkind passt zwar total ins Mädchenklischee, denn sie ist mit Hingabe Puppenmama, liebt Schminke, alles was pink ist und glitzert und würde am liebsten nur Kleider tragen. Genauso gern spielt sie aber auch im Dreck, versaut (zu meinem Leidwesen) sämtliche Spielzeuge mit Sand-Wasser-Matschepampe, klettert und tobt gern wild, spielt mit Dinosauriern und Autos. Sie mag außerdem sehr gerne blau, was schon längst keine reine „Jungenfarbe“ mehr ist (aber ein bisschen Glitzer darf gern mit dabei sein).
Ich lasse meine Kinder spielen wie und womit sie wollen und auch ihre Kleidung suchen sie sich zum größten Teil selbst aus.
Es fängt schon im Kindergarten an
Doch oft werden sie schon von außen in gewisse Rollen geschoben. Wildfang liebte den Film „Die Eiskönigin“ total und wir haben ihn unzählige Male angesehen. Doch schnell wurde ihm im Kindergarten klar gemacht, dass das ja ein Mädchenfilm sei. Seitdem findet er den ihn angeblich doof. Auch sagte er mir einmal, dass ich seinen Freunden nicht verraten soll, dass er eine Barbie besitzt. Ich finde es total schade, dass viele Kinder in dieser Hinsicht noch so „streng“ erzogen werden, was vermutlich oft total unbewusst passiert. Aber so kommt es, dass die Kinder durch andere automatisch zum typischen Jungen oder typischen Mädchen geformt werden.
Barbies und Dinos für alle
Mein Motto ist: Gebt den Kindern das, was sie sich wünschen und was sie brauchen und nicht das, was nach Ansicht der Gesellschaft „korrekt“ wäre.
Dies ist ein neuer Beitrag aus der Reihe Let’s talk about – einem gemeinsamen Projekt von Wunschkindwege und Zwischen Windeln und Wahnsinn. Meine Freundin Düse hat ebenfalls ihre Gedanken zum Thema aufgeschrieben. Ihren Beitrag könnt Ihr hier lesen.
Wir würden uns aber auch freuen, wenn Ihr von Euren Erfahrungen erzählt.
Darum seid Ihr jetzt gefragt:
Was denkt ihr über Rollenklischees? Erzieht ihr Eure Kinder „zweifarbig“ oder eher geschlechtsspezifisch? Dürfen Jungs mit Puppen spielen und Mädchen mit Autos?
Wenn Ihr selbst einen Blog schreibt, verfasst bis zum 22.10.2018 einen Beitrag mit dem Hashtag #letstalkabout und verlinkt darin auf unsere beiden Artikel. Setzt den Link zu Eurem Beitrag anschließend hier in die Kommentare. Gerne dürft Ihr auch unser Logo nutzen.
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