Als ich vor kurzem zufällig im Internet gelesen habe, dass Jilliane Hoffman, DIE Erfolgsautorin aus den USA, tatsächlich in Bielefeld lesen wird, war für mich sofort klar, dass ich die Lesung auf keinen Fall verpassen darf. Denn in 99 Prozent der Fälle, lesen Autoren, die ich schätze, nur in Großstädten wie Berlin, Hamburg und München. Für mich also unerreichbar. Schnell waren die Karten also gekauft
Mit von der Partie waren an diesem Abend die liebe Franzi und unsere beiden Göttergatten. Von der Lesung mit Sebastian Fitzek vor über zwei Jahren wusste ich, dass der Platz für eine Lesung in der Bielefelder Buchhandlung begrenzt ist und man frühzeitig vor Ort sein sollte, um ich einen guten Platz zu sichern. So sind wir Vier um kurz nach 20Uhr bei Thalia eingetroffen und haben nur aufgrund einer netten älteren Dame, die für uns ihren Platz gewechselt hat, vier Stühle nebeneinander bekommen. Es war also nicht nur schön, dass wir alle zusammensitzen konnten. Gerade für mich war es toll (als kleiner Mensch, der großzügig geschätzt 1,59m misst) einen freien Blick auf die Bühne zu haben. So konnte ich tolle Bilder schießen
Pünktlich um 20.30Uhr betrat Jilliane Hoffman gemeinsam mit der WDR-Moderatorin Antje Deistler, die durch die Lesung führte, die Bühne. Die Autorin machte sofort einen sehr sympathischen Eindruck, als sie die Zuschauer mit ‘Guten Abend’ und ‘Wunderbar’ begrüßte. Ich kann nicht wirklich erklären, was ich von der Autorin erwartet habe. Doch sicher nicht, dass sie den gesamten Abend über eine witzige Geschichte nach der anderen erzählte.
Aber fangen wir von vorne an:
Zu Bielefeld hat Jilliane Pellman Hoffman anscheinend eine sehr außergewöhnliche Beziehung. Als die Autorin ihrer Mutter berichtete, sie würde bald in Bielefeld eine Lesung halten, war diese völlig aus dem Häuschen. Die Mutter erzählte ihrer Tochter, dass ihre Familie aus Bielefeld stamme und es jede Menge Pellmans in Bielefeld gebe. Jilliane selbst machte sich am Nachmittag vor ihrer Lesung auf die Suche, konnte aber niemanden mit Namen Pellman in Bielefeld ausfindig machen. Auch bei der Lesung selbst hatte sie keinen Erfolg
Nachdem Antje zunächst kurz etwas über die Autorin und ihren Erfolg erzählte, stellte sie die ersten Fragen. So berichtete Jilliane über ihre Arbeit als Staatsanwältin in Miami, die sie über zehn Jahre ausgeübt hat und DEN Fall, der sie dazu bewegte, ihr erstes Buch zu schreiben. Ein 17-jähriger junger Mann hatte in seinem jungen Leben bereits sieben Frauen brutal vergewaltigt. Jilliane Hoffman wurde als Staatsanwältin einberufen, als dieser Mann das Leben zweier junger Mädchen für immer veränderte. Mit vorgehaltener Waffe lockte der Mann eine 15-Jährige und deren zwei Jahre jüngere Schwester hinter ein Gebäude. Dort vergewaltigte er die Ältere, während die jüngere Schwester dabei zu sehen musste. Ein Jahr später kam der Fall vor Gericht. Jilliane Hoffman bemerkte, dass das Mädchen, was qualvoll misshandelt wurde, für ihre Situation recht gefasst und anschaulich von diesem Vorfall berichten konnte. Das jüngere Mädchen jedoch standen noch immer der Schock und das Trauma ins Gesicht geschrieben. Der Täter saß mit einem hämischen Grinsen vor der Richterbank, während seine Opfer ihre Zeugenaussagen machten.
Jilliane Hoffman stellte sich nun vor, was passieren würde, wenn das Vergewaltigungsopfer die Möglichkeit hätte sich an ihrem Peiniger rächen. Und schaffte mit diesem Gedanken die Grundidee für ihren ersten Thriller, ‘Cupido’. Denn in diesem Buch geht es genau darum. Eine Jurastudentin in Miami wird in ihrem Apartment von einem maskierten Mann vergewaltigt. Jahre später, als sie als Staatsanwältin zu einem Vergewaltigungsfall hinzugezogen wird, trifft sie auf den Mann, der ihr Leben für immer zerstört hat. Sie erkennt ihn an seiner Stimme. Nun wird sie mit folgender Frage konfrontiert: soll sie den Fall weiter bearbeiten, sich für das vergewaltigte Mädchen einsetzen und Gerechtigkeit walten lassen. Oder aber den Mann, der SIE vor Jahren vergewaltigt hat, für seine Sünde bestrafen und sich an ihm rächen.
Jilliane ist in meinen Augen eine sehr bemerkenswerte Frau. Nicht nur, dass sie sehr bewegend und detailliert aus ihrem Leben als Staatsanwältin berichtet hat. Darüber hinaus kann man ihren Schritt, Schriftstellerin zu werden, nur als mutig beschreiben. Sie erzählte, dass es ihr Mann war, der sie dazu ermutigte ihren Job aufzugeben und sich an ihren ersten Roman zu setzen. Jilliane Hoffman wusste, dass wenn sie ihre Stellung als erfolgreiche Staatsanwältin, die für vier Bezirke in Miami zuständig ist, erst einmal aufgebe, so würde sie ihn niemals zurückbekommen. Der Staatsanwalt, der vor Jilliane ihre Stellung inne hatte, arbeitete knapp 15 Jahre in seinem Beruf. Und Jilliane sollte Recht behalten. Die Frau, die Jillianes Nachfolge angetreten hat, tut dies nun seit 2001.
Als nächstes erzählte Jilliane über den Schreibprozess ihres ersten Romans. Sie erzählte all ihren Freunden von ihrem Vorhaben. So wollte sie sicher stellen, dass es genug Leute in ihrem Umfeld gab, die sie immer wieder anspornen und ihr bei der Arbeit Druck machen. Und so war es tatsächlich. Immer wieder erhielt Jilliane Anrufe von ihren Freunden, die sich über den Fortschritt des Romans erkundigten. Aber nicht nur das. Vielmehr noch wollten sie selbst in Jillianes Roman vorkommen. Und so findet man in Jillianes Romanen nun Anwälte aber auch Prostituierte, die die Namen ihrer Freunde tragen.
Jilliane hatte noch eine weitere Geschichte über ihre Mutter zu erzählen. Denn es war ihre Mutter, die den ersten Stein für die Veröffentlichung von ‘Cupido’ legte. Mrs. Pellman befand sich am New Yorker Bahnhof, als sie zufällig einen alten Studienkollegen traf. Sie tauschten die neusten Informationen aus und so erfuhr Jillianes Mutter, dass die Tochter des ehemaligen Kommilitonen im Verlagsbusiness arbeite. So kam es, dass Jilliane mit besagter Tochter in Kontakt trat, ihr die ersten 19 Kapitel ihres Manusskripts schickte und nur wenige Tage später ununterbrochen Anrufe von interessierten Literaturagenten erhielt. Weitere wenige Tage später war nicht nur Jillianes Manuskript an den Verlag gebracht, auch die Filmrechte an Jillianes ersten Roman waren verkauft. Das nenne ich einmal einen erfolgreichen Einstieg in die Buchbranche
Schließlich machten sich Jilliane und Antje daran, Ausschnitte aus dem neuen Roman ‘Argus‘ zu lesen. An dieser Stelle möchte ich auch kurz auf die hervorragende Moderation von Antje Deistler eingehen. Nicht nur, dass sie wunderbare Fragen gestellt hat, sie hat auch die Antworten der Autorin toll übersetzt. Im Laufe des Abends, als sich immer weiter herauskristallisierte, dass die Mehrzahl des Publikums ohne Probleme die englischen Antworten der Autorin verstehen konnte, passte Frau Deistler ihre Übersetzungen an und kürzte sie etwas ab. Da hat sie also schnell geschaltet und den Abend in meinen Augen noch angenehmer gemacht.
Gelesen haben die beiden Frauen eine Szene, in der die junge, leicht alkoholisierte Gabrielle, nach einem Diskobesuch mit einem fremden Mann nach Hause geht. Ausgelöst vom Alkohol lässt sich die Frau auf ein kleines Techtelmechtel mit besagtem Mann ein. Die Stimmung heizt immer weiter auf, die Frau lässt sich fallen, bis sie schließlich von dem Mann gefesselt wird. Erst denkt sie an ein Liebesspiel, doch gerät sie immer mehr in Panik als sie bemerkt, dass der Mann einen Tisch mit aufgestapelten Fernsehern in den Raum schiebt. Es erscheinen fremde Männer auf dem Bildschirm und schauen dabei zu, wie Gabriel von ihrer Diskobekanntschaft gefoltert wird.
Die vorgelesene Szene aus ‘Argus‘ bestand größtenteils aus einer Sexszene. Jilliane selbst ist der Meinung, dass sie sich sehr gut darauf versteht, heiße Liebesszenen zu schreiben. Als sie die erste für ihren Roman ‘Cupido’ schrieb, beobachtete sie ihren Mann, der vor den Haus mit freiem Oberkörper den Rasen mähte. Auf dem Flug nach Deutschland schrieb sie eine Sexszene für ihr neues Buch (das wieder ein Einzelthriller werden wird) und von ihrer Sitznachbarin im Flugzeug interessiert beäugt wurde.
Jilliane Hoffman hat sich schon vor langem vorgenommen, NIEMALS in ihrem Leben eine Sexszene aus ihren Roman bei einer Lesung vorzulesen. Umso schockierte war sie, das gerade DIE Sexszene aus ‘Argus’ als Vortrag für ihre Deutschlandlesereise ausgesucht wurde. Völlig entsetzt schrieb sie ihrer 17-jährigen Tochter eine SMS und berichtete ihr von der Misere. Die Antwort ihrer Tochter kam prompt: ‘OH MY GOD! THAT’S SO EMBARASSING!!! Please make sure you don’t gulp!’
Eine weitere sehr witzige Anekdote hatte Jilliane zu erzählen, als sie auf ihre Familie zu sprechen kam. Ihre Eltern und ihr Bruder leben
Nachdem Jilliane noch einige wenige Publikumsfragen beantwortete gab es für uns Fans noch die Gelegenheit sich ein Autogramm zu holen. Das Signieren wurde von den Thalia-Mitarbeitern sehr gut organisiert, sodass wir gar nicht lange auf ein Autogramm warten mussten. Ein gemeinsames Foto mit der Autorin konnte ich auch noch ergattern. Für meinen Artikel habe ich aber bewusst die Autorin herausgeschnitten! NIEMALS wird dieses Bild von mir an die Öffentlichkeit geraten
Ein kleines Fazit: es war mir nicht möglich die Persönlichkeit der Autorin mit Worten perfekt einzufangen, sodass ich noch einmal betonen muss, was für eine herzliche, unterhaltende aber auch interessante Person hinter Jilliane Hoffman steckt. Ich habe den Leseabend sehr genossen und kann jedem ans Herz legen, einmal eine Lesung von Jilliane zu besuchen. Durch Jillianes umwerfende Art verging die Zeit wie im Flug!
Und wer es tatsächlich geschafft hat, meinen langen Bericht bis zum Ende zu lesen ohne dabei einzuschlafen: Hut ab, hiermit bekommst du einen virtuellen Keks überreicht