Leslies behutsame Schwestern

Erstellt am 5. September 2011 von Mapambulo


Was sich da so flockenleicht und watteweich in den Gehörgang schmeichelt, erinnert schon verdammt an die gute Leslie Feist – „Mushaboom“, „My Moon, My Man“ und „1234“, solche Sachen. Stammen tuen die melancholischen Wohlklänge allerdings von einer Art deutsch-schweizerischer Mädels-WG mit Namen „Boy“. Valeska Steiner aus Zürich und die Hamburgerin Sonja Glass haben im Jahre 2005 musikalisch zueinander gefunden und nach einer ersten EP nun auf olle Herberts Grönland-Label auch ihr Debüt herausgebracht. „Mutual Friends“ vereint zwölf melodisch fein gestrickte Fliegengewichte, nie laut, selten ungehalten und perfekt dafür gemacht, einen im Handstreich für sich einzunehmen.

„This Is The Beginning“, „Waitress“, „Drive Darling“, das sind im besten Sinne schön ausbalancierte Miniaturen deutschsprachigen Befindlichkeitspops mit Mut zur Zartheit und ohne bemüht rotzige Grrrrrlhaftigkeit. Wenn bei „Boris“ die allzu forsche Männerwelt in die Schranken und aus der Stadt gewiesen wird, geschieht selbst das mit viel Gefühl und ohne gleich richtig böse zu werden – das Rauhe, übertrieben Freche ist ihre Sache nun mal nicht. Dann lieber mal ein Cello zum Piano („Waltz For Pony“) oder fast auf Acapella heruntergedimmt („July“). Die belebteren Stücke wie „Little Numbers“, „Oh Boy“ und „Skin“ flippen nicht aus, sondern swingen gezähmt und auch das paßt gut ins Bild.

Nur eine Frage der Zeit, wann der erste deutsche Regisseur bei den beiden anklingelt und fragt, ob er wohl sein ambitioniertes Herbstfilmchen mit der Musik von „Boy“ veredeln dürfte. Kommen wird das sicher, üblicherweise wird bei Newcomern jedoch gern in umgekehrter Reihenfolge verfahren – dass das Duo ein derart reifes Debüt wie „Mutual Friends“ schon vorher in der Tasche hat, spricht dann eher für sie.
http://www.listentoboy.com/