Und worum geht es?
Auf einem uralten Pilgerweg verschwinden innerhalb kurzer Zeit drei Wanderer. Für Chefinspektor João Almeida besonders heikel: Eine der Vermissten ist seine Halbschwester Liliana. Dann wird eine Leiche gefunden, von Wildschweinen verstümmelt. Doch es ist nicht Liliana. Almeida übernimmt die Ermittlungen, bekommt aber einen Maulkorb. Um den Tourismus in der Region nicht zu gefährden, heißt die Devise: Kein Wort von Mord. Er bittet seine Freundin, die deutsche Journalistin Anabela Silva, um Unterstützung. Nicht ahnend, dass sie so ins Visier eines kaltblütigen Mörders gerät. Hier geht es zur Lesprobe.
Ich bin schwer beeindruckt von der Gelassenheit und Disziplin der Portugiesinnen und Portugiesen in der Krise.
"Algarve für Entdecker" war mit der Autorin im Gespräch - u.a. über die letzten (Corona)Wochen, wie die Geschichten zu ihr kommen und ihre Liebe zur Algarve. Und eine gute Nachricht gibt es auch: Bettina arbeitet bereits an Anabela Silva Band Nummer 4. 😊
AE: Was für ein aufregendes erstes Halbjahr. Wie ist es Dir in den letzten 12 Wochen, seit Beginn der Corona-Krise, ergangen und wie und wo hast Du diese Zeit verbracht? AE: Hast Du etwas Neues über Dich und Deine Mitmenschen gelernt? Wenn ja, was?B.H.: Ja, in der Tat, das war ein besonderes erstes Halbjahr ... für mich auch deshalb, weil ich die ersten drei Monate vor allem im Büro verbracht habe, um „Tödliche Algarve" unter hohem Druck fertig zu schreiben. Sechs, zum Schluss sieben Tage die Woche. Und als ich dann endlich fertig war, mich darauf gefreut habe, wieder Freundinnen und Freunde zu treffen, mal schön essen zu gehen und mit meinem Mann eine kleine Reise nach Marvão zu machen - als Belohnung nach dem Stress - da ging gar nichts davon. Die Fahrt nach Marvão - abgesagt. Freunde sehen - ging nicht. Natürlich sind wir in brav Hause geblieben, haben die nötigsten Einkäufe im kleinen Supermarkt in Alcoutim erledigt (von Anfang an mit Maske) und ich selbst habe viel telefoniert, manchmal stundenlang. Wir haben uns sehr schnell an das andere Leben gewöhnt (für mich war es wegen der vorangegangenen „Büro-Quarantäne" keine sehr große Veränderung) und uns bewusst gemacht, wie gut wir es haben. Wir waren nicht in einer kleinen Wohnung eigesperrt, konnten draußen im eigenen Garten sein, ohne uns oder andere zu gefährden. Und zum großen Glück gab und gibt es in unserem Concelho keinen einzigen Corona-Fall.
AE: Viele Leser können es kaum erwarten: Dein neues Buch erscheint am 16. Juni. Eigentlich ein ganz guter Zeitpunkt: Die Grenzen öffnen wieder, die Buchhandlungen haben wieder geöffnet, die Buchmesse wird stattfinden und - die Menschen sehnen sich nach fremden Welten, guten Geschichten und dem Urlaubsfeeling. Oder wie siehst Du das?B.H.: Ich war und bin schwer beeindruckt von der Gelassenheit und Disziplin, mit der die Portugiesinnen und Portugiesen der Krise begegnet sind. Keine Unfreundlichkeit, kein böses Wort beim Warten vor der Apotheke oder vor dem Supermarkt, viel Lächeln und nette Worte auf Abstand. Die Mentalität der Menschen hier war schon immer einer der Gründe, warum ich so gern in Portugal bin. Das hat sich noch einmal bestätigt.
AE: Wie kommen die Geschichten zu Dir und Du zu den Geschichten? 😊 Wer und was hat Dich z.B. bei dem neuesten Krimi inspiriert? AE: Wo kann man Dich hier bei Lesungen live erleben?B.H.: Jetzt freue ich mich natürlich über die Lockerungen, darf wieder mit Freunden am Guadiana sitzen und einen Café oder ein Glas Wein trinken - wunderbar! Und wunderbar ist natürlich auch, dass die Buchläden in Deutschland wieder offen sind. Ich hatte durchaus Sorge, ins „Corona-Loch" zu fallen. Und ja, ich denke schon, dass Mitte Juni auch deshalb ein glückliches Erscheinungsdatum ist, weil viele Menschen Sehnsucht nach der Algarve haben, aber noch nicht wieder herkommen können. Da ist Reisen im Kopf eine gute Alternative. Natürlich hoffe ich, dass ich viele Portugal-Fans mit auf die Reise durch die Ostalgarve nehmen kann und mein Mix aus Lokalkolorit, Spannung und lebensechten Figuren auch diesmal gelungen ist. In „Tödliche Algarve" steckt viel Arbeit, ich habe etwa acht Monate daran gearbeitet, klar, dass ich mir viele Leserinnen und Leser wünsche.
AE: Vielleicht noch ein paar Frage zu Deiner Wahlheimat, der Algarve. Was fasziniert Dich an diesem Landstrich?B.H.: Die Frage nach der Idee ... das ist jedes Mal anders. Es kann etwas sein, das ich hier erlebe, wie beim ersten Band. Da hat mich die wütende Reaktion einer Nachbarin auf den Tod ihres Mannes auf die Geschichte gebracht. Beim zweiten Band hatte ich plötzlich eine Szene im Kopf - den Tod einer Frau im eigenen Pferdestall. Woher dieses Bild kam? Ich weiß es nicht. Aber das Thema Tierschutz in Portugal beschäftigt mich, seit ich zum ersten Mal hierher kam, übrigens 1998. Bei „Tödliche Algarve" wollte ich gern die Via Algarviana zum Schauplatz machen und gleichzeitig meinem Chefinspektor Joao Almeida mehr Raum geben als bisher.
AE: Was wünscht Du der Algarve/ Portugal - gerade jetzt in der Corona-Krise?Übrigens plane ich gerade einen Newsletter, in dem ich Leserinnen und Leser das Entstehen meines nächsten Romans miterleben lasse. Es handelt sich um ein Mitgliedschaftsprojekt bei Steady und ich hoffe, dass ich es sehr bald realisieren kann. Die erste Folge von „(M)ein Roman entsteht", ist bereits geschrieben. Was natürlich auch bedeutet, dass ich tatsächlich schon in der Ideenfindung und Planung für Anabela Silva Band 4 bin.
Lesungen wird es wohl erst im Herbst oder Dezember geben - unter anderem bei den Oriental-Talks in Portimão und in der deutschen Buchhandlung von Gunnar Weiss Lda. in Lissabon (bei der man auch meine Bücher bestellen kann). Ob ich hier in der Ostalgarve lesen werde, steht noch nicht fest. Im Moment ist es mir noch zu früh für Planungen von Veranstaltungen.
B.H.: Warum bin ich in der Algarve? Hier ist meine Stimmung hell - so hell, wie das Licht, das mich umgibt. Hier fließen die Gedanken leichter, bin ich in wunderschöner Natur und arbeite in völliger Ruhe. Die herrlichen Sandstrände sind nur eine halbe Stunde entfernt, Tavira, meine Lieblingsstadt, ist auch nicht weit und ich lebe in meinem kleinen Dorf, abseits der Touristenströme, mittendrin in der Natur. Ich kann mich nicht sattsehen an der Landschaft im Hinterland, selbst im Hochsommer, wenn die brennende Sonne die Umgebung in eine sepiafarbene Postkarte verwandelt. Kaum zu beschreiben mein Glückgefühl, wenn dann - nach dem ersehnten Regen - im Herbst das erste frische Grün erscheint, die Wildblumen zu sprießen beginnen und die Brauntöne für ein paar Monate Geschichte sind. Mit anderen Worten: Ich bin in meinem Herzensland. In Portugal. In der Algarve.
B.H.: Und für mein Herzensland wünsche ich mir schnelle wirtschaftliche Erholung, möglichst nachhaltig. Gerade hier bei uns fehlt es an gut bezahlten Arbeitsplätzen und ich sehe dem Aussterben ganzer Dörfer mit Trauer zu. Ich habe keine Lösungen parat, wünsche aber denjenigen Erfolg, die sie suchen und hoffentlich finden.
Über die Autorin:
Carolina Conrad ist das Pseudonym der aus dem niedersächsischen Oldenburg stammenden Autorin Bettina Haskamp. Die gelernte Journalistin hat ihre Basis in Hamburg, lebt aber seit mehr als zwölf Jahren in Portugal. Anfangs auf einem selbstgebauten Segelboot, inzwischen in einem kleinen Holzhaus im Hinterland der Ostalgarve. In der zweiten Heimat entstanden Bestseller wie "Alles wegen Werner" und "Hart aber Hilde" und ihre Portugal-Krimireihe um Journalistin Anabela Silva.