Aber erst mal zur Handlung: In Lübeck wird bei einer Schachtaushebung für einen Brunnen eine Leiche gefunden, die grausam dahingemetzelt wurde: seine Brust wurde aufgeschnitten, das Herz herausgenommen und durch einen Stein ersetzt. Der Kaufmann Rungholt wird gebeten, die Ermittlungen zu übernehmen. Im Gegenzug wird ihm das Grutrecht* zugesichert.
Es geschehen natürlich weitere, grausame Morde in deren Verlauf der Leser einen Einblick in das Denken des Mörders sowie auch besonders in die Psyche Rungholts erhält.
Auch hier wird Rungholt um Hilfe gebeten: eine Goldschmiedefrau wird vermißt. Es geht munter zwischen Andechs, dem großen schwarzen Wald und München hin und her bis Rungholt endlich darauf kommt, worum es geht: um Alchemie, um Reliquienfälschung und, ja, wie im Vorgängerband, das Denken und Handeln Rungholts.
Wer eine detaillierte Beschreibung des Lebens im Mittelalter erwartet, wird enttäuscht. Das Mittelalter wird hier nicht als Zauberwelt dargestellt, sondern als Alltag. Und zwar dergestalt, daß wir alle froh sein können, in heutiger Zeit zu leben.
Insgesamt sind sowohl das Mittelalter als auch die Morde, bzw. die Reliquiengeschichte reine Staffage. Man könnte vermuten, der Autor hätte bei Henning Mankell gespickt und sich seinen Kommissar Wallander als Vorbild für seinen Romanhelden genutzt. Nicht, daß Rungholt die gleiche Person wie Wallander ist, doch ist wie bei Mankell das eigentliche Thema nicht die Mordserie, sondern der Kaufmann Rungholt, sein Denken, seine Person. Daher fällt es auch so schwer, die Handlung zu beschreiben, denn im Grunde genommen besitzen beide Romane nicht viel davon. Ein paar schwerwiegende Schnitzer, die mir persönlich aber nicht aufgefallen sind, sollen auch dabei sein.
Macht aber nichts, da hier meine Lieblingsgenres versammelt sind: Thriller und Historischer Roman. Ich mochte die beiden Bücher trotzdem und werde auch die anderen beiden Bände lesen. Ich freu mich schon drauf.
Wer übrigens noch mehr Mittelaltertipps für mich hat: immer her damit.
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*Grutrecht war im Mittelalter das Recht, seine eigene Grut - die Gewürzmischung zum Bierbrauen, herzustellen - interessant ist es übrigens zu lesen, was alles in mittelalterlicher Grut gefunden werden konnte. Bilsenkraut war z.B. eine der Zutaten. Auch Tollkirsche, Stechapfel oder, im Orient, Haschisch wurden hinzugefügt. Mehr dazu hier. Im Vergleich dazu ist unser heutiges Bier geradezu verboten langweilig, oder nicht?