Lesetipp für graue Herbsttage: Eine Liebe in der Provence

Von Heike

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,

dieses Buch ist mir im Urlaub, der so gar nichts Provenzalisches an sich hatte, als Flohmarktfund in die Hände gefallen.

Eins sei vorweg gesagt: Hier handelt es sich nicht um große Weltliteratur, sondern um genau das, als was ich es auch verwendet habe – als gut lesbare Frauen-Urlaubsliteratur. Die Hauptgeschichte wie die Charaktere sind ein wenig vorhersehbar. Die Geschichte in der Geschichte ist jedoch gut recherchiert und geschickt eingeflochten. Außerdem spielt das Ganze in meiner Lieblingsregion der Provence, dem Lubéron. Die Beschreibung der Örtlichkeiten ist wunderbar graphisch, sodass man sich gleich in die Provence versetzt fühlt. Hier nun ein Abriss der Story:

Die aus wohlhabendem Hamburger Hause stammende  Hanna kehrt nach vielen Jahren in das Ferienhaus der Familie in die Provence zurück. Seit dem tragischen Tod der Mutter, für den Hanna sich insgeheim die Schuld gibt, lag das Haus verlassen da. Ihr Vater hatte es nicht übers Herz gebracht, zu dem Ort zurückzukehren, in dem er einst mit seiner Frau und Familie so glücklich war.

Hanna ist bei der Rückkehr in die Provence aufgewühlt und verzweifelt, weil sie merkt, dass es  in ihrer Ehe gewaltig kriselt. Gleichzeitig fragt sie sich, ob der Lebensweg, den sie nach dem Jurastudium aus Schuldgefühlen und Druck des Vaters eingenommen hat, der ist, den sie weiterhin gehen möchte. Im Ferienhaus ihrer Kindheit will sie Klarheit über ihre Gedanken und Gefühle bekommen.

Gleich in den ersten Tagen nach ihrer Auskunft trifft sie auf die alte Sophie, die im Nachbarhaus wohnt und die ihr damals nach dem Unfalltod der Mutter sehr geholfen hat. Sophie spürt die Verzweiflung von Hanna und bringt Trost und eine neue Wendung in Hannas Leben. Denn Sophie lässt Hanna an der  dramatische Lebensgeschichte ihrer Mutter Victoire teilhaben. Diese hatte sich noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges in den Saarländer Franz verliebt und ihn gegen den Willen ihres Vaters und des gesamten Dorfes geheiratet. Selbst als Sophie auf die Welt kommt, verbessert sich das Verhältnis von Victoire zu ihrem Vater und denen, die die “boches” traditionell als Erzfeinde ansehen, nicht. Trotzdem führen Victoire und Franz am Anfang ein glückliches Leben. Sie kaufen und bewirtschaften die Olivenfarm, die in den siebziger Jahren von Hannas Vater gekauft wird. Das Glück von Victoire und Franz dauert jedoch nur wenige Jahre, weil der Krieg ausbricht. Zuerst wird Franz, dann auch Sophie gefangengenommen. In verschiedenen Lagern kämpfen beide um ihr Leben. Als noch junge, aber bereits kranke Frau kehrt Victoire nach gut einem Jahr in ihr heimisches Dorf zurück, wo Sophie in der Zwischenzeit von Freunden versorgt wurde. Es vergehen noch Jahre, bis endlich auch Fanz, der sich nach einem Aufenthalt in Nordafrika der Résistance angeschlossen hatte, zur Olivenfarm zurückkehrt. Jetzt, nach Kriegsende, scheint sich für Victoire, Franz und Sophie alles zum Besseren zu wenden. Doch dann wird Victoire schwanger und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Tief berührt von der Lebensgeschichte Victoires und dem plötzlichen Tod der alten Sophie, beschließt Hanna, ihr Leben jetzt endlich selbst in die Hände zu nehmen. Sie macht sich daran, den Olivenhain und die Rebstöcke wieder zu kultivieren. Dabei findet sie auch den Mut, sich von ihrem dominanten Mann, der sie außerden noch mit ihrer besten Freundin betrügt, zu trennen. Als sie ihre Angelegenheiten in Hamburg ordnet, trifft sie wieder auf ihre Jungendliebe Daniel, den sie damals auf Drängen ihres Vaters verlassen hatte. Die beiden verlieben sich trotz aller Schwierigkeiten neu und die Geschichte endet mit dem erwartungsgemäßen, leicht lavendelfarben getönten Happy-End.

Fazit: Ein leichter, wie von provenzalischem Rosé beschwingter Roman, der Lust auf die Provence macht. Genau das Richtige für die dunklen und sturmerfüllten Abende, die wir in der kommenden Woche wohl ertragen müssen. Mein Exemplar ist, wie schon gesagt, als Second-hand-Buch zu mir gekommen. Neu zu kaufen gibt es “Eine Liebe in der Provence” von Tania Schlie bei Amazon.

Selbst gemachtes Lavendeleis

Wer nach der Romanlektüre Lust hat, sich mit leichten provenzalischen Gerichten zu verwöhnen, dem sei mein Kochbuch “Vive la Provence” ans Herz gelegt. Mit mehr als 100 Rezepten und Informationen zum Reiseland Provence und den provenzalischen Kochgewohnheiten bietet es ebenfalls eine nette Gelegenheit, den grauen deutschen Herbsttagen zu entfliehen.

 Ihnen/ Euch ein schönes Wochenende und à bientôt

Heike Kügler-Anger