Lesetipp des Monats: "Die Klavierspielerin"

Hallo liebe Leseratten,
der Januar ist schon wieder vorbei und das bedeutet, dass ein neuer Lesetipp her muss. Nach Kanada, Frankreich und Indien haben wir uns diesmal für einen deutschen Titel entschieden. Naja, vielleicht nicht ganz deutsch, aber zumindest deutschsprachig.
Eckdaten zur Autorin:
Elfriede Jelinek wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag geboren, wuchs aber in Wien auf. Da ihr Vater in den 50ger Jahren psychisch erkrankte, meist verwirrt war und schließlich 1969 in einer psychiatrischen Klinik starb, war Jelineks Mutter vor allem mit der Erziehung der Tochter beschäftigt. Diese wollte aus dem Mädchen ein musikalischen Wunderkind machen. So erhielt Jelinek schon früh Klavier-, Gitarren-, Flöten-, Geigen- und Bratschenunterricht. Mit 13 wurde sie in Konservatorium ausgenommen und studierte Orgel, Klavier, Blockflöte und Komposition. Ihre ersten Gedichte schrieb sie mit 21. 1973 heiratete Jelinek Goffried Hüngsberg, blieb aber trotzdem bei ihrer Mutter, die bis zu ihrem Lebensende mit ihrer Tochter im selben Haushalt lebte.
Jelineks provokanter Schreibstil und die öffentliche Kritik an der Gesellschaft in ihren Werken führte bereits 1985 bei der Uraufführung ihres Dramas „Burgtheater“ zu einem ersten Skandal, der Jelinek den Ruf einer Nestbeschmutzerin einbrachte. Denn darin setzte sie sich mit der mangelhaften NS-Vergangenheitsbewältigung in Österreich auseinander. 2004 erhielt Elfriede Jelinek den Literaturnobelpreis und lebt bis heute in Wien und München. 
Wichtigstes / Bekanntestes Werk:
Elfriede Jelinek schreibt seit ihrem 21. Lebensjahr zahlreiche Gedichte, Dramen, Essays, Drehbücher, Hörspiele und Romane. Den großen Durchbruch schaffte sie aber 1983 mit der Klavierspielerin. 
Inhalt:
Lesetipp des Monats: Erika Kohut ist Ende 30, Klavierlehrerin am Wiener Konservatorium und lebt nach dem Tod des Vaters zusammen mit ihrer Mutter. Eigentlich wollte die Mutter Erika zu einer berühmten Klavierspielerin machen, dressiert und kontrolliert sie deshalb von klein auf. Erika darf sich nicht mal selbst aussuchen, was sie anzieht, schläft nach dem Tod des Vaters neben der Mutter im Ehebett und muss sich für alles, was sie macht, vor der Mutter rechtfertigen. Als ihre Profi-Karriere scheitert, nimmt Erika die Anstellung als Klavierlehrerin an. So soll sie für sich und ihre Mutter Geld verdienen, damit die alte Dame sich irgendwann den Wunsch einer Eigentumswohnung erfüllen kann. Andere soziale Kontakte - besonders die zu Männern - werden durch die Mutter unterbunden. Deshalb flüchtet Erika sich in den Voyeurismus, besucht Peepshow und beobachtet Pärchen im Park beim Sex. Außerdem fügt sie sich selbst mit einem Messer Wunden zu. Erst als Erikas Schüler Walter anfängt um sie zu werben, scheint es, als ob die Klavierlehrerin doch noch den Weg in ein "normales Leben" findet. Doch was zunächst wie ein Ausweg aus Erikas beklemmender Situation wirkt, endet dramatisch. 
Unsere Meinung:
Nicht ohne Grund sorgte die Jelineks Klavierspielerin nach der Veröffentlichung für viel aufsehen. Faszinierend und irgendwie verstörend ist die Geschichte um Erika Kohut. Sie zieht einen in den Bann und gleichzeitig ist Erika durch ihre Andersartigkeit und Distanziertheit irgendwie abstoßend. Passend dazu ist Jelineks Schreibstil: nüchtern, kalt, gradlinig, provokant, polarisierend. Vergleicht man die Biografie von Jelinek und die von Kohut fallen einem natürlich gleich diverse Parallelen auf. Doch die Geschichte ist noch viel tiefgründiger - und das macht den besonderen Reiz dieses Buches aus.
2001 wurde die Klavierspielerin übrigens vom Regisseur Michael Haneke verfilmt. 

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