Wichtigste / Bekannteste Werke:
- Afrikanische Tragödie, 1950
- Das goldene Notizbuch. 1962
- Das fünfte Kind, 1988
- Alfred und Emily, 2008
Das goldene Notizbuch gilt unter Literaturwissenschaftlern als Lessings Hauptwerk. Die komplexe Geschichte ist in fünf verschiedene Ebene aufgeteilt, die alle miteinander verbunden sind. Dabei wird in allen die Geschichte von den Freundinnen Anna Wulf, Ich-Erzählerin und Schriftstellerin, und Molly Jacobs, einer Schauspielerin, geschildert. Beide sind um die vierzig, sind geschieden und haben ein Kind. Die Freundinnen verbindet also eine Menge: gescheiterte Ehen, Probleme mit Liebhabern, Verantwortung für ihre Kinder und ihre Angehörigkeit zur Kommunistischen Partei.Das besondere des Buches ist aber vor allem der Aufbau. Der Leser bekommt die Tagebücher von Anna zu lesen. Denn um ihre Gedanken zu ordnen, führt sie vier Notizbücher: ein schwarzes für ihre Erinnerungen an ihr Leben in Afrika, ein rotes für ihre politischen Gedanken, ein blaues für ihren Alltag und ein gelbes zum Material sammeln für einen neuen Roman über die Protagonistin Ella, einer Journalistin, die einen Roman schreibt. Anna versucht durch die verschiedenen Tagebücher mit sich ins Reine zu kommen, ihre Depressionen zu bewältigen. Erst als ihr dies gelingt schließt sie alle Bücher und beginnt mit dem goldenen Notizbuch, in dem sie alle ihre "Identitäten" zusammenführt.
Das goldenen Notizbuch gehört quasi zu den Bestsellern des 20. Jahrhunderts und machte Doris Lessing zu einer Kultfigur der Frauenbewegung. Deshalb wollte ich dieses Buch unbedingt einmal lesen. Meine Lektüre ist nun schon einige Jahre her, aber ich kann mich immer noch gut erinnern, dass ich die Lektüre ziemlich schwerfällig fand. Die verschiedenen Ebenen sind so komplex miteinander verbunden, dass es mir oft schwer gefallen ist, allem zu folgen. Ja, manchmal hat es mich auch etwas überfordert. Es ist definitiv kein Buch für Nebenbei, sondern man muss sich stark auf den Inhalt und die Verbindungen konzentrieren. Ich denke auch, dass es bei diesem Buch nicht schaden würde, es zwei- oder dreimal zu lesen. Dennoch hat Lessing mit dem Notizbuch einen Meilenstein der Literatur gesetzt, den man auf jeden Fall einmal in seinem Leben zur Hand genommen haben sollte. Denn es geht nicht nur um Politik, Feminismus, Liebe, Sex und die Suche nach dem Ich - sondern es soll ist auch Lessings Kommentar zum traditionellen Roman. Wie sie es selbst im Vorwort zu dem Buch schildert: "Eine andere Vorstellung war die, dass das Buch, wenn es nur die richtige Form bekäme, seinen eigenen Kommentar über den traditionellen Roman abgeben würde [...] mein Hauptziel war, ein Buh zu gestalten, das seinen eigenen Kommentar abgeben würde, eine wortlose Aussage: es sollte durch die Art wie es gestaltet war, sprechen.
Vielleicht bringt euch dieser Lesetipp ja dazu, euch auch der Lektüre von Doris Lessings goldenen Notizbuch "zu stellen" - ich habe auf jeden Fall wieder Lust bekommen, das Buch noch einmal zu lesen und mit meinem heutigen Wissen und meiner Erfahrung neu zu entdecken.