Lesetip: Delete, Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten

Haaa, was haben wir gelacht als Thomas de Maizière vorschlug, wir brauchen ein “Digitales Radiergummi”. Ein richtiger Schenkelklopfer auch der Moment in dem Dorothee Bär den Vertereter des CCC fragt:

Dorothee Bär: “Was sind die Hauptkritikpunkte des CCC am digitalen Radiergummi?”
CCC: “Er funktioniert nicht.”

Was soll denn das werden, dieses “Digitale Radiergummi” wenn es mal fertig ist? Brauchen wir es wirklich? Ist das nicht schon wieder so eine geniale Idee unserer Regierung, die alles regeln will?

Viktor Mayer-Schönberger, der Autor der Buches “Delete, Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten” (Buchlink) sagt dazu: ja, brauchen wir.
Lesetip: Delete, Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten
Das Internet, bei all seiner Macht und Faszination, kann leider eines nicht. Vergessen. Wir Menschen, hingegen schon. Auch wenn ich mich schon oft darüber geärgert habe, wieder einen Namen oder Geburtstag vergessen, steckt doch dahinter eine gute Funktion unseres Gehirns, oder eher ein Schutz des Gehirn.

Würden wir alles speichern, jeden Moment unseren Lebens, würden wir in der Vergangenheit leben. Anderen Menschen vergeben, klappt nicht, erinnert man sich ja täglich an das was mal war. Jill Price, ist zb. ein Frau die seit Jahren nix vergisst, und glücklich ist sie nicht dabei.

Aber zurück zum Internet. Es vergisst einfach nicht, und das wird uns noch Sorgen bereiten.

Nehmen wir “Star Wars Kid” der Jungen der mehr aus Spass ein Video drehte: als lustiger Jedi. Was er vielleicht nicht bedacht hat, dank Internet, kennen wir ihn jetzt alle. Da wir es toll finden, posten wir es auf unseren Blogs und tragen so die Botschaft des Videos “lustiges Kerlchen macht einen auf Jedi” weiter.

Sein Versuch das Video zu löschen, wird ihm nie gelingen. Zum Glück, ist nicht bekannt wie er heißt. Nicht vorzustellen, wenn er sich für eine Arbeitsstelle bewirbt, und sein vermutlich neuer Chef, vor dem Vorstellungsgespräch, mal kurz nach seinen Namen im Internet sucht.. Autsch. Auch wenn er wirklich gute Noten hat, das Video wird an ihm hängen bleiben.

Ok, kann man da einwerfen, er muss es ja nicht ins Internet stellen. Selber schuld. So einfach ist das ganze dann doch nicht, andere luden das Video hoch. Was ist mit Fotos auf Partys, die andere Freunde ins Internet stellen mit Verweis zu einem selbst? Klar, man kann sie gerne ansprechen und bitten sie zu löschen, aber machen wir das wirklich?

Ich bin der Meinung, wir sollten Thomas de Maizière oder Dorothee Bär nicht belächeln, ganz im Gegenteil. Sie haben damit eine Diskussion angestoßen, die nicht unter den Tisch gekehrt werden soll. Wir brauchen eine Diskussion wie man wieder Digital vergessen kann. Die beiden sind Politiker und versuche uns aus ihrer Sicht eine Lösung des Problems anzubieten. Da es nun mal so komplex ist, macht das ganze nicht einfach, aber so tun als wäre alles in bester Ordnung ist Selbsttäuschung. Genauso ist es falsch zu sagen: Google sei an allem Schuld.

Viktor Mayer-Schönberger bietet selber auch ein paar interessante Lösungsansätze an über die man sich Gedanken machen kann. Sollen Fotos und Videos ein “Ablaufdatum” erhalten, oder bessere und genauere Datenschutzbestimmungen? Oder vielleicht der oft zitierte “Medienunterricht” in der Schule. Oder müssen wir uns selbst hinterfragen wie wir das Internet nutzen, und ob das auch so richtig ist wie wir das machen. Vielleicht Digitale Abstinenz? Fakt ist, die Jugend geht mit den neuen Medien viel sorgloser um als die ältere, und das kann sich noch ganz bitter rächen.

Viktor Mayer-Schönberger “Delete, Die Tugend des Vergessens in digitalen Zeiten”
Verlag: Berlin University Press; Auflage: 1 , Preis EUR 24,90
ISBN-10: 3940432903; ISBN-13: 978-3940432902

Vielen Dank an den Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.


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