Leserrezension zu "Das Schatzbuch der Köchin" von Martine Bailey

Von Carol

Amazon

Ein ungewöhnlich geschriebener Roman mit einem sehr interessanten Aufbau erwartet den Leser. Ein Buch, das nicht nur Fans historischer Romane begeistern wird. Nicht die großen geschichtlichen Ereignisse stehen hier im Vordergrund, sondern die liebevollen Kleinigkeiten und die menschlichen Emotionen.
Die junge Hilfsköchin Biddy Leigh folgt im Jahre 1772 ihrer neuen jungen Herrin Lady Carinna nur widerwillig auf eine Reise von England nach Italien. Mit dabei sind weitere Bedienstete auch der persönliche, dunkelhäutige Diener Loveday, der ursprünglich aus der Südsee stammt und davon träumt, als freier Mann in seine Heimat zurückzukehren. Mit ihm versteht sich Biddy auf Anhieb.
Beide lesen heimlich die Korrespondenz ihrer Herrschaften und kommen so nach und nach einigen Geheimnissen auf die Spur, unter anderem, dass Lady Carinna schwanger ist und ihr Kind heimlich zur Welt bringen will. Doch das Kind stammt nicht von ihrem greisen Gemahl, von dem sie sich bereits kurz nach der Heirat trennte!
Während der Reise wird Biddy spielerisch von ihrer Herrin mit den Gewohnheiten der feinen Gesellschaften und fremden Sprachen vertraut gemacht. Damit verfolgt Lady Carinna einen ganz bestimmten Zweck, denn für eine kurze Zeit, soll Biddy nun in ihre Rolle schlüpfen. Damit gerät die junge Köchin von einer Zwickmühle in die andere. Allerdings findet sie in Italien auch eine neue Liebe, und zwar ausgerechnet einen Koch. Aber leider muss sie ihre Rolle noch eine kleine Weile weiterspielen, während sich rings um sie neue Intrigen entspinnen, die mit dem Tod ihrer Herrin bei deren Niederkunft noch kein Ende haben.
Und so ganz nebenbei sammelt Biddy auf ihrer Reise für sich und ihre alte Freundin die neuen Rezepte, die sie in das uralte Schatzbuch der Köchin neu einträgt. Dieses befand sich einmal im Besitz ihrer früheren, verstorbenen Herrin und dieses Buch hält sie in Ehren.
Die Autorin beschreibt sehr detailliert und authentisch das Verhältnis zwischen der Diener- und Herrschaftsklasse, die alltägliche Mühsal im Haushalt ebenso wie alte Traditionen und Aberglauben. Aufgelockert wird die Geschichte durch die Einblendung der Korrespondenz, welche die Diener lesen. Auch die kluge Protagonistin Biddy schließt der Leser sofort ins Herz. Eine weitere originelle Idee im Buch: Zu Beginn jedes neuen Kapitels findet man eines der Rezepte aus der damaligen Zeit. Herrlich entspannende Lektüre. Fünf von fünf Punkten.