Hallo Herr Schulz,
ich arbeite aktuell als Kundenberaterin für Wellpappverpackungen im Innendienst. Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und inzwischen 10 Jahre Berufserfahrung gesammelt. Der Markt ist groß und super interessant.
Ich würde gerne als Consultant im Bereich Verpackungen arbeiten. Mit meinem bisherigen Fachwissen hätte ich einen guten Start, um beispielsweise Prozess- und Lieferketten zu durchleuchten und zu optimieren. Ich habe schon viele Kunden beraten und Projekte begleitet, aber eben nur aus der Perspektive Innendienst. Daher mein Gedanke ein Fernstudium aufzugreifen, beispielsweise als Process Management Consultant an der Europäische Fernhochschule Hamburg oder als Business Consultant an der FSGU® AKADEMIE.
Können Sie mir vielleicht einen Tipp geben, ob diese Fernlehrkurse wirklich das sind, was von den Hochschulen geschrieben wird?! Ich würde mich über Ihre Antwort sehr freuen – Besten Dank!
Viele Grüße, Helena
Ein Fernstudium zum Business Consultant
Hallo Helena,
vielen Dank für Deine Anfrage.
Ich bleibe jetzt mal beim Du, auf meinem Blog spreche ich den Leser auch in der zweiten Person Singular an
Prinzipiell kannst Du im Consulting zwischen drei Wissensformen unterscheiden:
- Methodenwissen, z.B. Process Reengineering, Enterprise Architecture Management, Agile Leadership
- Fachwissen, z.B. Automotive, Einzelhandel, speziell auch Wellpappverpackungen
- Sozialwissen, z.B. Überzeugen, Menschenkenntnis, Führung
Die einzelnen Gebiete sind nicht streng voneinander getrennt, sondern überlappen sich. Beispielsweise brauchst Du für Agile Leadership auch eine große Portion Menschenkenntnis, bzw. tut es gut, wenn Dir als Process Engineer die Fachdomäne bekannt ist, in der Du wirkst.
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In Deinem bisherigen Job konntest Du Dich über 10 Jahre lang stark fachlich weiterbilden, hast Dir zusätzlich Projektmanagement und Consulting Knowhow angeeignet. Mit der Beraterausbildung an der Fernuni möchtest Du nun – so interpretiere ich das – Dein Methoden- und Sozialwissen stärken.
Meine erste Frage dazu: Worin besteht Dein übergeordnetes Ziel? Daher: Wozu diese Ausbildung? Was möchtest Du in drei Jahren mit dem Abschluss in der Tasche erreichen?
Aus meiner Sicht sollte eine Zusatzqualifikation immer einem höheren Zweck dienen, dem Warum. Sonst sind die Mühen zu groß, das investierte Kapital zu hoch, die Studienzeit zu lang. Definiere vor dem Fernstudium dieses Warum. Nutze auch meine fünf Leitfragen im Beitrag Consulting Studium in Deutschland.
Eine Zusatzqualifikation sollte immer einem übergeordneten Zweck dienen, einem höheren Ziel, dem Warum.
Steht Dein Ziel fest und unterstützt Dich eine Weiterqualifikation in seiner Erreichung, dann solltest Du den Lehrplan der Einrichtungen genauer unter die Lupe nehmen. In Zeiten der Digitalisierung werden auch Prozess- und Lieferketten immer digitaler. Geschäftsprozesse werden durch IT-Systeme rationalisiert, durch Roboter automatisiert und Ansätze wie dem Processs Mining optimiert.
An Deiner Stelle würde ich prüfen, inwieweit eine Ausbildung aktuelle Technologiethemen wie Big Data, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz – um nur einige Schlagworte zu nennen – aufgreift. Also: Wie Up-to-Date ist der Curriculum?
Auf der anderen Seite solltest Du auch Dich fragen, inwieweit Du Dich zukünftig stärker mit IT-Themen beschäftigen möchtest. Auch ist die Arbeit mit Prozessen immer sehr stark mit Modellierung verknüpft. In einem Fernstudium wirst Du sicherlich Modellierungs- & Spezifikationssprachen wie Ereignisgesteuerte Prozesskette oder die Business Process Model and Notation kennen und nutzen lernen. Wirf am besten einmal einen Blick auf die beiden Wikipedia Artikel.
Zeitgemäße Ausbildungen zum Process Engineer oder Business Consultant sollten aktuelle Digitalisierungs- & Technologiethemen aufgreifen.
Der letzte Punkt betrifft die Ausbildungseinrichtung. Hier schlägst Du zwei Häuser vor: die Europäische Fernhochschule Hamburg und die FSGU® AKADEMIE. Beide Fernhochschulen kenne ich nicht, die Professoren, Lehrmaterial, Übungen, Prüfungen, etc. sind mir nicht bekannt. Losgelöst davon empfehle ich Dir bei einer Fernausbildung neben Studienzeit und -kosten (Dein Invest) auf drei wesentliche Aspekte zu achten (Dein Return):
- Wie ist die Reputation der Hochschule? Das Zeugnis einer Hochschule hat auch immer Signalwirkung. (Inter-)nationale Arbeitgeber lesen gerne einen bekannten Namen auf einem Lebenslauf.
- Welche Mitstudierende schreiben sich ebenfalls für die Ausbildung ein? Studieren – auch wenn es aus der Ferne erfolgt ist auch immer netzwerken. Ihr sitzt alle im selben Boot, verfolgt das identische Ziel. Beziehungen entstehen, die bis weit ins Berufsleben tragen.
- Wie renommiert sind die Professoren und wie hochwertig das Wissen? Mache den Aktualitäts-Check. Wie gut werden neue Themen abgedeckt, für welche die Wirtschaft momentan händeringend nach Fachkräften sucht?
Die von Dir vorgeschlagenen Fernausbildungen benötigen beide 8 Monate. Das ist eine überschaubare Zeit. Ich gehe auch davon aus, dass sich die Kosten im Rahmen halten werden.
Achte bei der Wahl des Fernstudiums auf die Reputation der Hochschule, den Mitstudierenden sowie die Güte des vermittelten Wissens.
An Deiner Stelle wird ich die Option eines kostenfreien Probestudiums ziehen. In zwei Woche erhältst Du einen guten Überblick, ob Dir das Thema zusagt, Du genügend Zeit aufbringen kannst und das erlernte Wissen Dich in Deiner Arbeit weiterbringt.
Ich hoffe meine Tipps haben Dich etwas weitergebracht.
Beste Grüße + viel Erfolg bei Deinem Weg zum Process Consultant
Christopher