Leseprobe “Der Hochzeitsfotograf”

Von Stilpirat

Ich hatte ja in meinem kleinen Jahresrückblick bereits vorsichtig angedeutet, daß ich gerade dabei bin ein Buch zu schreiben. Mir kam das Ganze bei den Vorbereitungen auf meinen Hochzeitsfotografenworkshop in den Sinn. Ich bastelte an den  Charts meiner Präsentation herum als mir auffiel, wie viel ich eigentlich zu jedem Stichpunkt erzählen könnte. Und fast hatte ich ein bisschen Bammel, ob die Zeit überhaupt reicht. Ich überlegte mir, daß es für die Teilnehmer sicherlich cool wäre – falls man was vergisst oder die Zeit wirklich nicht reicht –  wenn sie von mir im Anschluß an den Workshop noch mal detaillierte Gedanken zu den einzelnen Chart nachlesen könnten und so begann ich damit alles aufzuschreiben, was mir einfiel.

Mittlerweile sind echt ein ne Menge Kapitel entstanden – es wird also echt recht umfangreich! Ich sitze seit einigen Wochen täglich mehrere Stunden dran… Es geht in dem Buch um meine Arbeit als Hochzeitsfotograf und wie ich an die Dinge heranrangehe – was man darf, was man kann und wo die Stolpersteine liegen…   Ich will heute mal eine kleine Leseprobe zum besten geben, weil ich Eure Meinung hören möchte. Wie gefällt Euch der Stil? Würdet Ihr Euch das Buch sogar kaufen? Wenn ja, was würdet Ihr ausgeben? Ich kann mir vorstellen, daß ich das Buch als PDF hier über den Blog vertreibe. Es wird grafisch hübsch ausgearbeitet und ansehnlich bebildert sein. Ich könnte mir auch vorstellen BookOnDemand zu nutzen oder es über einen Verlag zu vertreiben, da ich persönlich ja eigentlich auf gedrucktes stehe und was in der Hand halten möchte. Bin gespannt was ihr sagt:

Vorwort
Mein Name ist Steffen Böttcher und ich bin Hochzeitsfotograf. Ich mache Menschen glücklich in dem ich ihr Glück festhalte. Ich werde dafür bezahlt, die schönsten Momente des Lebens zu fotografieren. Welch ein Vertrauen – welch ein Job.
Ich bin dabei wenn sie vor Aufregung den Schnürsenkel nicht zu einer Schlaufe formen können und den Schlips zum vierten Male öffnen, weil er nicht sitzt. Ich bin dabei, wenn sie sich vor der Trauung ein letztes mal im Spiegel betrachten und mit einer letzten Träne das MakeUp versauen. Ich bin dabei, wenn sie sich das Jawort geben und heulend in den Armen liegen und den Moment begreifen, sich nun gegenseitig ihr Leben geschenkt zu haben. Ich halte diese Momente fest und erschaffe Fotografien, die für die Beteiligten mit Geld nicht zu aufzuwiegen sind. Und wenn ich das gut mache, verbindet mich etwas mit ihnen. Dann werden sie diese Fotografien betrachten und sich genau an die Empfindungen dieses einen Moments erinnern. Und im schönsten Fall, haben sie auch mich nicht vergessen.

Ich fotografiere Hochzeiten mittlerweile lieber als alles Andere. Ich fühle mich dabei “zu Hause” und weiß was zu tun ist. Ich bin ein Jäger und Sammler, meine Beute sind “Momente“. Diese kleine Zeiteinheiten, die weder eine Sekunde davor, noch eine Sekunde danach von Bedeutung sind – perfekte Momente eben. Ich bin stiller Beobachter oder inszenierender Entertainer und wechsle blitzschnell zwischen beiden Rollen.
Ich erzeuge den visuellen Soundtrack eines Tages, der für zwei Menschen einer der bedeutsamsten Tage im Leben ist.

Warum soll man Hochtzeitsfotograf werden?
Wenn man es mal runterbricht, liest es sich wie ein Traumberuf. Hochzeitsfotografie ist vielseitig, man kommt viel rum – wenn man gut ist sogar weltweit. Man hat gute Verdienstmöglichkeiten und es spricht sich durch die hohe Anzahl an Gästen immer relativ schnell herum. Innerhalb kürzester Zeit wird aus der eigenen Arbeit eine florierenden Jobbörse, denn wer gute Hochzeitsfotos machen kann, der wird auch für Businessporträts, Familienporträts oder Kinderfotos gebucht. Zudem hat man es mit einer überaus dankbaren Kundengruppe zu tun, die pünktlich und ohne Diskussionen zahlen. Hochzeitsfotografie ist absolut planungssicher, denn Hochzeiten werden in der Regeln wenigstens ein halbes Jahr im voraus geplant. Der eigene Kalender füllt sich also bereits im Winter mit Terminen. Und eines sollte man nicht vergessen: Geheiratet wird immer!

Demgegenüber stehen ein paar Argumente, die der geneigte Leser nun jedoch zu schlucken hat. Sobald man darüber nachdenkt, das Ganze professionell anzubieten, sollte man sich darüber im Klaren sein, daß sich das Investitionsvolumen nicht auf eine Tausend-Euro DSLR Kamera mit gutem Objektiv beschränkt. Ich gehe auf die Frage der Technik in einem späteren Kapitel noch genauer ein, will allerdings an dieser Stelle bereits vorausschicken, daß man – wenn man professionell verdienen willt – auch in professionelle Technik investieren muß. Eine Vollformat-Kamera samt lichtstarker Objektive vom Weitwinkel bis in den Telebereich sollte das Minimum an Ausstattung darstellen. Und bevor der Taschenrechner rausgeholt wird: Die Kamera bitte in doppelter Ausführung, denn auf eine Hochzeit ohne Backup-Kamera zu gehen ist nicht leichtsinnig sondern dumm und gefährlich. Sollte die Kamera kurz vor der Trauung aus irgendeinem Grund (und es gibt tausend Gründe) plötzlich den Geist aufgeben, wird niemand auf darauf warten, bist man sich von einem Freund eine Ersatz-Kamera geliehen hat. Man hast als Hochzeitsfotograf eine große Verantwortung. Diese Last spürst man bei den ersten Hochzeiten, wenn man noch nicht wirklich “drin” bist… Für die verehrte Kundschaft ist dieser Tag der bedeutendste in ihrem Leben. Man sollte also genau wissen was man tut.

Du willst trotzdem Hochzeitsfotograf werden? Dann streiche die Wochenenden an denen du zu Hause bleiben darfst rot an. Es werden nicht viele sein. Wenn der Rest deiner Freunde im Schwimmbad abhängt, rennst du mit kiloschwerem Equipment im Anzug durch die Sonne und holst dir nen Muskelkater.
Ok, auch das schreckt dich nicht ab? Dann zeig was du drauf hast und dirigiere 100 Leute beim Gruppenfoto. Mach dass sie lachen und laß dir was einfallen, daß sie nicht die Geduld verlieren, während du die schwerhörige Mutter der Braut in Position bringst. Du mußt ein Entertainer-Typ sein. Für einen vierstelligen Tagessatz erwartet man das von dir und nicht nur das: Ein guter Fotograf muß auch ein guter Geschichtenerzähler sein. Und wenn gerade keine Geschichte zur Hand ist: Inszeniere sie! Mit kleinen Tricks und Hilfsmitteln lässt sich mit jedem Gast oder sogar dem Brautpaar selbst, die Szene aus einem Kinofilm nachstellen.

Wie bereite ich mich also am besten auf einen solchen Job vor? Und wenn es mir dann gefällt, wie mache ich weiter? Wie komme ich an neue Aufträge? Welche Motive werden von mir erwartet? Welches Equipment lohnt eine Anschaffung? Welches nicht? Darf ich in der Kirche blitzen? Wie übergebe ich dem Brautpaar eigentlich die Bilder? Soll ich die Rechte an den Bildern behalten? Was mache ich wenn es regnet? Tausend Fragen…

Dieses Buch wird kein allgemein gültiges Regelwerk. Es soll eine Stütze sein und unterhalten. Es fußt auf meinen eigenen Erfahrungen als Hochzeitsfotograf. Andere erfolgreiche Hochzeitsfotografen mögen andere Wege gegangen sein. Hier findest du meinen.