„Ja, keinen Fürsten, sondern einen Prinzen, geschaffen von Jason Dawn höchstpersönlich, ausgestattet mit den Eigenschaften der alten Meister und genauso machtgierig und durchtrieben wie diese.“„Wer war er?“„Xavier Dantes.“„Was ist mit ihm passiert?“Leander erhob sich. Sein Mienenspiel bewies, wie sehr ihn diese aufkeimenden Erinnerungen bewegten.„Nun, Jason hat ihn erschaffen und auch vernichtet. Xavier hatte nämlich eine Schwäche: Jason selbst. Er liebte ihn, wollte ihn besitzen und tötete ihn. Danach habe ich ihn das erste Mal wiedererweckt, damit er sich dem Kampf mit Xavier stellen konnte.“Ayleen war erschüttert. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade zu hören bekam.„Das erste Mal?“Leander knetete seine Hände, während er im Raum auf und ab lief.„Ja, das zweite Mal war, nachdem der Grenzgängervampir Adrian ihn in London vernichtete, nachdem er ihn mit seiner geliebten Miriam erpressen wollte. Er hatte die Fürstin damals entführen lassen. Es gab einen Kampf auf Leben und Tod. Jason wurde tödlich verletzt. Adrian hatte längst Anweisung gegeben, Miriam zu töten, als der Streit begann.„Dann hat er die gleiche Frau zweimal verloren? Wie schrecklich. Hat er sie sehr geliebt?“Leander dachte nach.„Ja, Miriam war seine zweite große Liebe nach Rita Hold, einer sterblichen Frau, die später durch einen indirekten Biss unsterblich wurde. Er dagegen wurde nach den uralten Gesetzen der Vampire zum Menschen. Das Schicksal hat sie wieder auf grausame Weise getrennt.“„Wie?“Leander wandte sich zu seiner Tochter um. Der Blick seiner nachtblauen Augen wirkte ernst und traurig.„Rita beging Selbstmord, nachdem Jason wieder zum Mensch geworden war. Sie sah keine Zukunft für sie beide, empfand sich als Belastung und wollte ihn von ihrer Gegenwart befreien. Einer von ihnen beiden war immer unsterblich. Was für eine Ironie! Durch die Intrige einer Hybridin namens Lioba wurde Jason später erneut von einem der alten Fürsten gewandelt. Lioba wurde vom Cadre Noir dafür verurteilt und vernichtet.“„Wie furchtbar. Was muss Jason alles erlitten haben.“„Ja, und deshalb denke ich, lassen wir ihm seinen Frieden und tun, was er möchte. Hauptsache, er hat mit dem sinnlosen Töten aufgehört. Seit einigen Monaten habe ich keine Geburt eines seiner Opfer mehr gespürt. Vielleicht kommt er wieder zur Besinnung und denkt an seine Zukunft. Schließlich hat er noch eine Ewigkeit Zeit.“ Der letzte Satz klang besorgt und zynisch zugleich.Ayleen dachte nach. Jeder Satz ihres Vaters warf neue Fragen auf. Jetzt blickte sie den Halbengel neugierig an.„Wie hast du das gemacht mit dieser Wiedererweckung?“„In dieses Geheimnis werde ich dich erst später einweihen, mein Kind.“ Wenn überhaupt, dachte er dabei.„Und wie hat Jason diesen Xavier vernichtet?“„Das kann ich dir zeigen“, mit diesen Worten ging Leander Knight zu dem kleinen Wandtresor und öffnete die schwere Metalltür, nachdem er den Zahlencode eingegeben hatte. Er griff hinein und zog die Waffe der Einhörner heraus, die in ein schwarzes Samttuch eingewickelt war. Ein silbern schimmerndes Horn, welches die im Licht opalisierenden Farben des Regenbogens in sich trug. Er reichte es Ayleen.„Damit. Es ist die letzte Waffe gegen die Unsterblichen. Garantiert tödlich, selbst für mich und für dich. Geboren aus Unschuld und Reinheit vernichtet es alles, was in irgendeiner Weise Kontakt mit den dunklen Mächten hat.“