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Liebe BlogleserInnen, now for something completely different, neben all den Corona-Sorgen: Es gibt die Lektüren der letzten drei Monate zu listen, vielleicht findet Ihr ja ein oder zwei Bücher für die kommenden Tage und Woche. Nach Aussagen der Bundesregierung müssen wir ja noch wenigstens bis 20.April ausharren (Unter uns Pastorentöchtern: Ich denke, die Ausgehbeschränkungen werden auch noch den Mai andauern. Also genug Zeit zum Lesen.). Es war ein tolles Quartal zum Lesen, bis auf einen Ausfall nur Juwelen dabei. Habe ich ein Glück.
The Hunter
Ein echter Power-Krimi, holladiwaldfee. Ich bekam das Buch übrigens von meinem Sohn zu Weihnachten geschenkt, mit dem Versprechen, er werde es dann auch mal lesen… Naja. Ich warte noch drauf. „The Hunter“, teils als „Rabbit Hunter“ oder „Hunter“ erschienen, ist der 6. Band einer Reihe rund um die schwedischen Ermittler Joona Linna und Saga Bauer, sehr heftig, also brutal, viel Blut, ohje, aber auch extrem spannend. Ich habe die fünfhundert Seiten in drei Tagen durchgelesen, auf englisch, im Grippe-Chaos des Januars, das will etwas heissen. Es geht wie bei vielen dieser Krimis um einen Serienmörder, muss ja auch, sonst stockt die Handlung ständig. Das Schriftstellerehepaar hinter dem Namen Lars Kepler fesselt jedenfalls bis zum einsamen Finale in der schwedischen Tundra. (5/5)
Die Kakerlake
Eine Fingerübung des renommierten englischen Schriftstellers. Frei nach Kafka verwandelt sich eine Kakerlake in einen englischen Politiker, passenderweise in den Premierminister. Je unvermeidbarer der Brexit wurde, desto dringender musste ein solcher Roman geschrieben werden. Eine böse Parabel, mit vielen Seitenhieben auf Boris Johnson und Donald Trump und überhaupt auf das englische Politikgeschehen. McEwan hat schon komplexere Bücher geschrieben, keine Frage, aber so politisch war er noch nie. PS Es gibt übrigens einen „Alles gesagt?!“-Podcast mit McEwan. (5/5)
»Oha, können Sie denn auch operieren?«
Milchmann
Ohje. Eine Booker-Preis-Trägerin. Das muss ja gut sein. Und mich fesseln. Und anvantgardistisch sein. Und politisch. Und weitsichtig. Und literarisch. Das hat dieses Buch bestimmt alles. Bestimmt gibt es einen ganz tollen Bezug. Wenn der Leser mal hineinkommt in den Text. Ich habe es nicht geschafft. Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, auf Rezensionen bei Amazon. Ich solle durchhalten, das Beste komme zum Schluß, man solle sich nur drauf einlassen. Konnte ich nicht. Tut mir leid. Abgebrochen. (1/5)
Wanderers
Und dann fing ich mit diesem Brikett von Buch an, in meine Leseliste via Twitter gespült und schnell bestellt. Es ist kein Zombie-Roman, kein Roman einer Dystopie, kein einfacher Science-Fiction, und doch ist es das Buch zur Zeit. Beim Lesen von Seite 120 wurde der erste Corona-Fall in Deutschland gemeldet, und plötzlich war „Wanderers“ für mich das Buch der Krise. Unvergleichbar mit Stephen King oder Cormac MacCarthy entfalten die 800 Seiten einen Sog, dem ich mich schon lange bei einem Buch nicht entziehen konnte. Eine ominöse Seuche ruft die USA heim: Zufällige Menschen verfallen in einen tranceartigen Zustand, sie wandern in einer grossen Gruppe quer durch die Staaten, begleitet von ihren besorgten Angehörigen. Benjamin Ray, ein Mikrobiologe des CDC, muss diese Krankheit erforschen und findet unglaubliche Zusammenhänge, die das Überleben der gesamten Menschheit gefährden. Wie immer: Es ist am Ende alles ganz anders. (5/5)
Was wirklich wirkt: Kompass durch die Welt der sanften Medizin
Olga
Schlink ist bekannt für seine „Selb“-Krimis und seinen „Vorleser“, sei vielfach variiertes Schaffensthema „Das Dritte Reich und wie es in unserer Gesellschaft weiterwirkt“, durchweht auch diesen Roman. Olga ist Zeit ihres Lebens an einen Mann gebunden, der selbst in den Gedankenwirren Anfang des letzten Jahrhunderts gefangen ist, der sich von ihr wegbewegt, um sich selbst zu finden, dessen Person verschollen geht, aber dessen Bande Olga für immer festhält. Sie findet ihren Weg, sie findet ihre Bestimmung und besiegelt im letzten Ende ihr Schicksal als Konsequenz eines erfüllten Lebens. Der Roman erzählt zunächst die Geschichte von Olga, einer alten Dame aus Heidelberg, aufgeschrieben Erzähler, der selbst erst im zweiten Teil des Buches ans Tageslicht als eigene Person auftaucht, alleine das eine interessante Virtuosität. Ein Spannungsbogen über viele viele Seiten, mit großem Wissen der deutschen Mentalität über die Jahrzehnte. Burghart Klaußner als Vorleser (sic!) – meisterhaft, aber sicher auch zum Selbslesen fantastisch. (5/5)
Der Verbannte
Eine Graphic Novel aus Island, spielt im 10. Jahrhundert n. Chr. Erinnert etwas an „Brave Heart“, vielleicht an „Vikings“, ein Rausch aus Blauen und Schwarzen Panels, durchsetzt von Rot. Hallstein kehrt aus der Verbannung in sein Heimatdorf zurück und trifft auf die alten Familienfehden, die über Jahre nicht versiegt sind. Die Geschichte trägt nicht ganz bis zum Ende, aber ein Lesegenuß bleibt es trotzdem. (4/5)
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