Lesepotpourri August und September

Die beliebte Rubrik „Was liest der Kinderdok“ wird erfolgreich fortgesetzt, wie immer zusammenfassend und fett verspätet, aber dennoch bunt und informativ. Hier die Stars der letzten Monate:


All the Birds in the Sky von Charlie Jane Anders
Klar erinnert das etwas an Harry Potter, wenn wieder einmal ein Zaubermensch (diesmal eine Hexe) als Protagonistin auftritt. AbLesepotpourri August und Septemberer Patricia ist ganz anders als der vielfach geleckte und trotzdem tolle Harry. Sie spricht mit Tieren, wird durch viele Umwege ihre Bestimmung auf dieser Welt finden und trifft vor allem auf Laurence, den durchgeknallten Hochintellektuellen. Da fällt mir auf: Der erinnert übrigens ein wenig an Eoin Colfers Artemis Fowl.
Also: Hermione Granger trifft auf Artemis Fowl. Nein. Das verkürzt diesen coolen Jugend-Urban-Fairy-Tale-Roman auf ein zu schwaches Level. Hier gibts bestimmt bald eine Fortsetzung. (5/5)


The Sense of an Ending von Julian Barnes
Als ich diesen Roman im „Waterstones“ in Edinburgh gekauft habe, raunte mir die nette Verkäuferin zu, dies sei „one of her favourite, I love it“ zu. Vielleicht macht sie das immer und das gehört zur Bestätigungstaktik grosser Buchhandlungen – aber dennoch: Auch für mich ist dieses Buch „one favourite“ mit sofortiger Wirkung. Wer einen 150-Seiten-Roman lesen will, Lesepotpourri August und Septemberder poetisch ist, bildet, nachdenklich macht, und trotzdem nicht abgehoben, sondern auf dieser Welt bleibt, lese „Vom Ende einer Geschichte“ (dessen deutscher Titel dem „sense“ des Romanes in keiner Weise gerecht wird).
Tony und Adrian sind gute Freunde in der Schule, verlieren sich aus den Augen und treffen sich wieder, unglücklich und vom Leben verwirrt. Wie ein einzelne Begegnung, ein einzelnes Wort, eine unbedachte Äußerung das Leben in diese oder jene Richtung lenken kann, lehrt dieses Buch. Manche lügen sich durch ihre ganze Geschichte und manche vor allem sich selbst. (5/5)


Geister von Nathan Hill (Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence und Katrin Behringer)
Wie ich auf diesen Roman kam, weiß ich gar nicht mehr, er umspülte mich in irgendwelche Cookie-Online-Amazon-Empfehlungen, ich las mich fest in der Kindle-LeseprobLesepotpourri August und Septembere und kam nicht mehr los. Der glücklose Literaturprofessor Samuel findet seine Mutter wieder, die ihn und seinen Vater vor Jahren unter dubiosen Vorzeichen verließ. Sie gerät in die Schlagzeilen, weil sie einen Senatorenkandidaten mit Steinen bewirft und Samuel soll „das Aufdeckungsbuch“ über die vermeintliche „Terroristin“, seine Mutter schreiben. Dass es anders kommt, dürfte klar sein. ein Buch, dass viel über die amerikanische Gesellschaft verrät, über Verstrickung der Politik und des Journalismus, knackig geschrieben und sehr unterhaltsam, vielleicht im Stil von Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides. (4/5)


Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr (Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence)
Pulitzerpreis von 2015 sollte ein Qualitätsmerkmal dieses Romanes sein. Er erzählt die Geschichte eines blinden Mädchens, dass unter den näher rückenden Deutschen im Zweiten Weltkrieg aus Paris flüchtet und mit ihrem Vater durch Frankreich irrt. Parallel lernen wir Werner kennen, einen deutschen verwaisten Jungen, der dank seinLesepotpourri August und Septemberer Intelligenz in Nazideutschland auf eine Eliteschule gehen darf und schließlich auch in den Wirren des Krieges nach Frankreich versetzt wird. Hier kreuzen sich die Wege der Kinder.
Eine schöne Sprache, ein virtuos komponiertes Buch aus Rückblenden und zwei Erzählsträngen, sehr einfühlsam die Schilderungen aus dem Off der „Sichtweise“ des blinden Mädchens. Aber seltsam: Mich hat das Buch nicht eingesogen, ich konnte mich nicht festlesen. Vielleicht die falsche Zeit. Das Buch bekommt einen zweiten Versuch, bis dahin: (3/5)


Die Terranauten von T.C. Boyle (Übersetzt von Dirk von Gunsteren)
T.C. Boyle schreibt mal wieder über sein Lieblingssujet: Eine Gruppe von Menschen, unterschiedlicher wie nur möglich, gebettet in einen Plot rund um die Umwelt, und wie wir sie schützen können. Anders als in seinen letzten Büchern ist es diesmal aber die menschliche Natur, die Probleme im Zusammenleben macht. Lesepotpourri August und SeptemberWen wundert es: Boyle schildert das „Second Earth“ Experiment, in dem eine Gruppe von Wissenschaftlern unter einen riesigen Kuppel, abgeschnitten von anderen, autark überleben sollen, z.B. als Vorbereitungen für eine mögliche Marsmission.
Nach den letzten Durchhängern fand ich Boyles Buch diesmal richtig gut, eine perfekte Urlaubslektüre (bei mir auch) – spannend, unaufdringlich vorhersehbar, mit ein paar netten Twists und einen Background, der nachdenken lässt. (5/5)


Was vom Tage übrig blieb von Kazuo Ishiguro (Übersetzt von Hermann Stiehl)
Als habe ich es gewusst: Nach dem „Begrabenen Riesen“ im letzten Jahr las ich in diesem Sommer endlich einen anderen Roman vonLesepotpourri August und September Ishiguro, seinen bekanntesten, über den Butler in England, der auf eine Reise geht und die Konventionen übertritt und die Liebe entdeckt. Oder auch nicht. Herrlich zurückgenommen, distingiert, wie sich das für einen Butler gehört, ist dieser Roman auch geschrieben. Kein dickes Werk, aber voll der poetischen Sprache des neuen britischen Nobelpreisträgers für Literatur mit japanischen Wurzeln. (5/5)


Die Stadt, in der es mich nicht gibt von Kei Sanbe
Mit Comics ist das bei mir so eine Sache: Klar, die Story muss stimmen, wie in jedem Buch, aber bei Comics ist das Auge doch viel mehr gefordert, der Erzählrhythmus wird weniger durch die Worte der Sprechblasen geprägt, sondern durch die Aufteilung der Panels und – logisch – den Zeichenstil selbst.Lesepotpourri August und September
„Die Stadt, in der…“ fällt unter die Mangas, gelesen von vorne nach hinten, von rechts nach links, das ist lustig und hipp, und ich habe auch Mangas gelesen, die mich dabei nicht gestört haben. Hier schon. Vielleicht, weil die Geschichte über Zeitensprünge sowieso schon die Zeitachse auf den Kopf stellt. Außerdem habe ich nun für mich beschlossen, dass der Manga-Tokyo-Pop-Stil nichts für mich sind. Auch wenn mich z.B. die Reihe Barfuß durch Hiroshima von Keji Nakazawa absolut umgehauen hat.
Der vorliegende Manga hat das nicht – Kultcomic hin oder her – schade. (2/5)

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