Lesepotpourri April bis Juli

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Es war eher ein anstrengendes viertel Jahr seit April, leider habe ich nicht soviel analog gelesen, eher im Internet verbracht, viele Lektüren dort und vor allem ausreichend Hörbücher auf dem Weg zur Arbeit erfahren. Hier der Lesestoff der letzten vier Monate:

Die drei Sonnen von Cixin Liu (Übersetzt von Martina Hasse)

Der fängt an wie ein Historienroman aus der tiefsten kommunistischen Zeit Chinas, mit Unterdrückung, Verfolgung und Auslöschung der Intelligentia. Dann gibt es Zeitsprünge, Personen- und Perspektivenwechsel, und plötzlich ist der Leser in einem wilden Science Fiction gefangen, einer Urban Fantasy mit verwischten Konturen des Hier und Jetzt und des Da und Wann. Wissenschaftlich- vor allem physikinteressierte Leser werden auf ihre Kosten kommen, mir war es teils zu theoretisch. Trotzdem kam ich nicht mehr davon weg. Die Fortsetzungen werde ich sicher lesen, aber dazu muss ich erst noch ein wenig Luftholen. (4/5)

Dr. Siri und seine Toten von Colin Cotterill (Übersetzt von Thomas Mohr)

Das war eine Empfehlung hier im Blog, irgendwann in den Kommentaren zu meiner Lesepotpourri-Rubrik. Vielen Dank dafür. Dr. Siri bereitete mir ein seltenes Krimivergnügen in einer mir völlig unbekannten Welt Vietnams, ein toller sympathischer alter humorvoller Protagonist, Arzt, wenn auch Pathologe, hübschen Nebenfiguren und einem Kick supernaturality. Mir hat es gefallen, ich bin gespannt, ob in den weiteren Romanen der Clou (Dr. Siri spricht mit den Toten, soviel Spoiler darf sein) noch ein Clou ist oder nur ein running gag. (4/5)

Erziehung prägt Gesinnung von Herbert Renz-Polster

Hierüber habe ich schon geschrieben – bitteschön.

Der Ernährungskompass von Bas Kast

Das erste Buch, das ich nach einem Podcast gelesen habe, und mein erster Ernährungsratgeber. Bas Kast kann wahrscheinlich über alles schreiben, jedenfalls hat er sich schon mit ganz vielen Dingen beschäftigt. Nun also die Ernährung, für die er seriöse Studien ausgewertet hat, um herauszufinden, was die beste Ernährung ist. Lösung: Immer die, welche zu einem passt. Aber gut ist es auf jeden Fall, vegan zu leben, etwas Fisch zu essen und täglich ein paar Handvoll Nüsse. (4/5)

Eine Idee erscheint: Die Ermordung des Commendatore 1

Eine Metapher wandelt sich: Die Ermordung des Commendatore 2 von Huraki Murakami (Übersetzt von Ursula Gräfe, Hörbucher gelesen von David Nathan)

Endlich wieder einen Roman von Murakami lesen bzw. hören. Wie lange habe ich darauf gewartet. Der „Commendatore“ ist ein typischer Murakami mit klassischer Musik, einem Vaterkonflikt, einem verwirrten Ich-Erzähler, der in eine Sinnkrise stürzt, seltsamen Figuren, die immer freundlich und sympathisch sind, und einem Schluß, der viele Fragen offen lässt. Zwischenrein habe ich mich gefragt, ob das Buch nicht auch in einem Band funktioniert hätte? Natürlich nicht. Vorgelesen hat für mich der geniale David Nathan, der alle Murakamis (und Stephen Kings) einliest. (5/5)

Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist von Hans Rosling, Anna Rönnlund-Rosling und Ola Rosling (Übersetzt von Hans Freundl, Hans-Peter Remmler und Albrecht Schreiber, Hörbuch gelesen von Uve Teschner)

Hans Rosling ist Arzt, Ökonom, Analyst, Vordenker, Philosoph, Skeptiker und Realist. Anhand dreizehn Fragen, die das Vorwort listet (und die man übrigens beim „Blick im Buch“ bei Amazon lesen kann) erklärt er uns die Welt, und „wie wir lernen, sie so zu sehen, wie sie wirklich ist. Wir haben eine falsche Vorstellung, wie das Vermögen auf der Welt verteilt ist, wieviele Menschen (noch) in Armut leben und wie es um unsere weltweite Bildung bestellt ist. Kurzum: Es ist alles gar nicht so schlimm. Und da ist Hans Rosling vor allem Optimist. In diesem Buch werden die Zahlen der WHO und der UNO reflektiert, die seit Jahrzehnten bekannt sind, sie öffnen dem Leser die Augen. Schließlich zeigt Rosling, warum wir die Welt aus getäuschten Augen sehen, nämlich, weil wir instinktiv das Schlechte vermuten, nur den Durchschnitt sehen, Panik riechen und unter Zeitdruck stehen. Bei allen Dingen kann ich ihm zustimmen, beim Klimawandel ist mir Rosling aber zu rosarot. Lesen! Lesen! (Oder als Hörbuch hören, übrigens auch bei Spotify). (5/5)

Anthroposophie: Eine kurze Kritik von André Sebastiani

Ok, ich bin im Internet angekommen. Dieses Anthroposophie-Kritik-Buch spülte mir irgendwann die Twitter- und Facebook-Blase in die Leseliste, gekauft habe ich es passenderweise auf der Skepkon in Augsburg. Versammelt werden hier alle Kritikpunkte, die die Steinersche Lehre aufwerfen, eingebettet in einen historischen Kontext und aktualisiert auf die heutige Zeit. Warum Demeter, Alnatura und GLS-Bank doch irgendwie Schrott sind: Hier kann man es lesen. Vielen Dank für die Aufklärungsarbeit, Herr Sebastiani. (5/5)

Der Sommer ihres Lebens von Thomas von Steinaecker und Barbara Yelin

Ein großformatiges buntes Buch über das Leben der alten Dame Frau Wendt. Sie lebt im Altersheim, denkt an ihr Leben zurück, an alte Lieben und verpasste Chancen. Himmlische traumhafte Zeichnungen von Barbara Yelin, sehr traurig, aber auch sehr sphärisch. Wie die erzählte Geschichte und die Bilder Hand in Hand gehen, ist grosses Kino. Gab es dafür etwa keinen Preis? (5/5)

Halbe Wahrheiten von Adrian Tomine (Übersetzer Björn Laser)

Ben Tanaka ist ein Tropf. Tollpatschig, sozial ohne Orientierung, dämlich. Er setzt seine wenigen Freundschaften leichtsinnig aufs Spiel, verliert seine langjährige Freundin Miko und sieht die Realitäten nicht. Ein klassischer Tomine mit desillusionierten Charakteren, unspektakulär gezeichnet im schlichten Schwarzweiß, ganz erzählend. Lässt Dich resignierend zurück, so ein Depp, der Ben Tanaka. (4/5)

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(c) Bild bei Flickr/Abhi Sharma (unter Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0) – Lizenz)

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