Es gibt immer überall was zu lesen. Twitter, Facebook, Emails, RSS-Reader. Viel ist Quatsch, viel ist lustig, viel ist wichtig, viel ist langweilig. Viel ist da, in diesem Internet, das man lesen und wissen sollte.
Doch es wird ganz schön wenig, wenn man kein Internet hat.
Da ich die letzten Wochen ohne WLAN in meiner Bude auskommen musste und mein Mobilfunkgerät runtergedrosselt wurde, beschränkte ich mich in Sachen Onlinegequatsche auf Emails und Twitter.
Und dann, als ich kurz nach Weihnachten in den Zug stieg, um zurück nach Hamburg zu düsen, kaufte ich mir mal wieder ein Buch.
Die Wahl fiel auf “Das Alphabethaus” von Jussi Alder Olsen. Auf knapp 580 Seiten erzählt der Autor die Gesichte der Freunde James und Bryan, die während des Zweiten Weltkriegs über Deutschland abgeschossen werden. Wie das Schicksal es so will landen sie früher oder später in einer Irrenanstalt und nehmen die Identitäten zweier deutscher höherer Offiziere an. Wie sie es schaffen unentdeckt zu bleiben, dass sie nicht die einzigen sind, die unter falschem Vorbehalt dort liegen und wer wie überlebt, wird durchgehend spannend beschrieben. Das Buch lässt sich wunderbar runterlesen und fesselt jedes Mal, wenn man es aufschlägt. An ganz wenigen Stellen gibt es was für’s Herz, an manchen Stellen wird nicht an Brutalität gespart, und der häufige Perspektivenwechsel verwirrt nicht, sondern beantwortet offene Fragen.
Der Klappentext verrät ein wichtiges Detail, weshalb ich empfehlen würde, ihn nicht zu lesen.
Für gewöhnlich schaffe ich es gerade so mal einen Tweet zu lesen, bevor ich mich wieder ablenken lasse. Bei diesem Buch habe ich mein Telefon auf lautlos gestellt, weil mich die Banalitäten, die von draußen kamen, nur störten.
Ein ausgesprochen empfehlenswertes Buch, bei dem ich fast traurig darüber bin, dass es zu Ende gelesen ist.