Lesen, Vorlesen und Leseförderung

Von Buchstabenspiel

Es ist eine Frage, die viele Autoren, Lehrer, Verleger und Eltern umtreibt ist, wie man es schaffen kann, dass Nichtleser zum Lesen angeregt werden. Damit setze ich mich auch immer wieder auseinander, hier ein paar Gedanken. Wie können Geschichten und Themen verpackt oder präsentiert werden, dass sie für möglichst viele Rezipienten interessant und lesenswert oder hörenswert werden?

Tolle Geschichten gibt es viele, einige gibt es in vielen Kulturen, unzählige werden und wurden immer wieder aufgegriffen und neu erzählt. Wovon ich spreche, hier ein Beispiel: Jeder kennt die Geschichte von den Zwei Königskindern, die einander liebten. Aber, es war eine verbotene Liebe, die im Tod des Einen mündet und mit dem Tod der beiden endete. Das Licht, welches ihm den Weg weisen sollte, war erloschen und er ertrank im See. Sie ließ daraufhin seinen Leichnam aus dem See fischen und vereinte sich mit ihm im Freitod.  Ein See trennt sie und ein Licht soll den Weg durch die Nacht weisen, aber durch das Eingreifen einer „Autorität“ stirbt erst der eine und das verursacht der zurückgeblieben Person solches Leiden, dass sie sich das Leben nimmt. Im Tod sind sie in ihrer Liebe auf ewig vereint.

Die Geschichte der Zwei Königskinder ist alt und ist uns aus der griechischen Mythologie als Hero und Leander bekannt. Friedrich Schiller hat sie wieder aufgegriffen und nochmals erzählt. Die Geschichte der Liebenden war also schon im alten Griechenland bekannt. Hero und Leander leben am Hellespont, Hero auf europäischer Seite in einem Turm in Sestos, während Leander aus dem asiatischen Abystos kommt, ihre Liebe ist eine verbotene, ihre Treffen sind heimlich und auch Leander stirbt, weil das Licht erlöscht ertrinkend im Meer. Hero stürzt sich vom Turm, nachdem sie seinen toten Körper am Strand findet.

Nun gut, wenn man noch ein Stück weiter Richtung Orient oder Asien guckt, dann gibt es noch eine weitere Geschichte, die als Wiederholung des Themas gelten muss, die Legende von Akh-Tamar. Diese armenische Legende spielt an am Van See in der heutigen Türkei und erzählt die Geschichte der Prinzessin Tamar, die sich in einen gemeinen Mann aus dem Volk verliebt. Natürlich ist es unmöglich ihre Liebe zu leben, so schwimmt er jede Nacht vom Festland auf die Insel zu Ihr und eine Nacht lischt ein Sturm das Licht und er ertrinkt Tamar’s Namen rufend. Es heißt, dass man ihn noch heute in stürmischen Nächten ihren Namen rufend hören kann.

Das sind drei Geschichten auf der Basis von einer, sicher haben wir davon gehört, aber wie kann man sie so präsentieren, dass Leser und aktuelle Nichtleser daran Spaß haben? Die Zwei Königskinder wurden als Volkslied wiederholt vertont und als Gedicht vorgetragen, auf YouTube kann sich jeder davon überzeugen. Doch taugen sie zur Leseförderung, unter uns gesagt, ehr weniger. Das gleiche kann man über Hero und Leander wie auch über Akh-Tamar sagen. Die Rezeptionen der Texte scheinen problematisch zu sein für die Leseförderung, doch woran liegt es?

Das Thema ist nach wie vor aktuell und es gibt zum Beispiel von Akh-Tamar eine Verfilmung, die richtig gut und aktuell ist. Doch, was heißt das für den Text, gehört Lesen der Vergangenheit an oder kann die Geschichte neu erzählt, neue Leser finden? Meiner Meinung nach können alte Themen nacherzählt und in neuem Kontext eingeordnet wieder spannend für Leser sein und vielleicht auch Nichtleser zum Lesen motivieren.


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