Was für den Psychologen aber mindestens genauso wichtig ist: er kann mit seiner Kollegin Nina über den Fall sprechen. Nina lässt diese professionellen Gespräche zu. Über ihrer Beziehung und der Liebe des Psychologen zu ihr liegt allerdings ein Tabu. Und das, obwohl es eine gemeinsame Tochter gibt.
Der Psychologe versucht das, was er seinen Studenten abends in der Vorlesung beibringt, auf sich selbst anzuwenden; keinen der üblichen Fehler zu begehen. Doch dann übertritt er doch die Grenze und bringt das zerbrechliche Verhältnis zwischen Beruflichem und Persönlichem in Gefahr.
Meine Meinung:
Drei Orte, geschickt über den Psychologen mit einander verwoben. Da ist seine Praxis, in der man ihm bei der Behandlung der Tänzerin zuhört; der Klassenraum, in dem man mit den Studenten sitzen darf, um seinem Kurs zu folgen und sein Heim, wo man ein Stück von seiner privaten Persönlichkeit zu sehen bekommt. Vor allem, wenn er mit Nina telefoniert.
Ich kann nicht sagen, in welchem dieser drei Bereiche ich mich am wohlsten gefühlt habe. Aber auch jetzt – nach der Lektüre – habe ich noch das Gefühl, dass ich wirklich dort war, um dem „guten Psychologen“ zuzuhören.
Das Buch ist unaufdringlich und doch hat es mich sehr zum Nachdenken angeregt. Über Automatismen, die er beschreibt und von denen ich danach gemerkt habe, dass sie bei mir auch ablaufen.
Naom Shpancer ist selbst Psychologe, was man dem Buch auch anmerkt. Allerdings auf eine sehr positive Art und Weise. Es wird nicht der Holzhammer geschwungen oder selbst-beweihräuchert. Vielmehr bekommt man eine wohltuende Sitzung, einen Kurs und eine spannende Beziehungsgeschichte geliefert.
Sehr beeindruckend und nachwirkend. Zu empfehlen!