Gestern habe ich gar nicht geschrieben. Weil ich zu faul war. Ich meine, ich bin es immer noch. Aber genau gestern hat es sich geäußert. Immer, wenn ich mich dieser faulen Seite gebe, sie triumphieren lasse, fühle ich mich am Ende des Tages schlecht. Das ist ein Zeichen, dass ich mich nicht besiegen lassen sollte. Am nächsten Tag fühle ich daher auch noch eine größere Notwendigkeit, den Dingen nachzugehen, die mich in meinem Leben voran bringen werden. Am Abend war ich gestern noch mit einem meiner besten Freunde Billiard spielen. Billiard ist die perfekte Sportart, was spielen und reden angeht. Du kannst dich unterhalten und gleichzeitig hast du das Gefühl, das auch du bei jeder anderen Sportart hast, wo es um Sieg und Niederlage geht. In jedem Fall kamen wir im Gespräch zu einem Punkt, der sehr interessant war. Und zwar äußerte mir mein Freund Frustrationen, die er mit seinen Kollegen und seinem Arbeitsfeld hat. Wir haben versucht diese Situation zu klären und ich sagte ihm viele Sache, die für mich wahr und weise sind. Doch diese wurden vielleicht angenommen, aber nicht so sehr wertgeschätzt. Nach einer Weile, im Gespräch, ist mir aufgefallen, dass ich mich wiederhole. Ich fing an die gleichen Ratschläge zu geben, wie ich sie ihm auch sonst gebe. Und da ist mir aufgefallen, dass er sich nicht genügend bemüht, die Probleme zu lösen. Der Schmerz ist nicht stark genug. Nach dem ich das festgestellt habe, sagte ich ihm das auch: „Du bemühst dich nicht genug, das Problem zu lösen. Es regt dich einfach nur auf. Das war’s.“ Er fing dann an, gespannt zuzuhören. Weil man das immer tut, wenn man beschuldigt wird. Und dann fragte ich mich, wie ich ihn selbst dazu bringen kann, seine Probleme zu lösen. Denn ich kann ihm keinen richtigen Rat geben. Ich kann ihm aber einen Rat geben, der richtig sein kann. Und dann fing ich an, fast wie Sokrates, durch den Dialog und durch vermehrtes Fragen, ihn dazu zu bringen, dass er sich selbst fragt und beantwortet, wie er die Situation lösen könne. Mit Absicht habe ich die Fragen so gestellt, dass man am Ende beinahe nur auf eine Antwort kommen kann: „Bücher lesen.“
Er liest keine Bücher. Ich finde es überaus ignorant, wenn man bedenkt, dass dieser Mensch etwas Großartiges mit seinem Leben erreichen möchte. Er hat nicht vor, einen Bürojob zunehmen und dort für die Ewigkeit zu verweilen. Er möchte in die künstlerische Richtung gehen, Musik produzieren. Doch wie bei allem Künstlerischem vorhaben, ist der Weg nicht klar, nicht fassbar; nicht all zu viele sind diesen gegangen. Es ist ein unsicherer Weg; auch wenn er belohnend ist. Und daher ist es wichtig, jede Möglichkeit wahrzunehmen, die sich einem bietet, um in diesem Gebiet voranzukommen. Jede. Natürlich gehört dazu auch das Lesen. Das Lesen sollte ein essentieller Teil jenes Menschen seins, der bereit ist, sich zu entwickeln, zu wachsen, anderen Leuten zu helfen und mehr Bewusstsein in die Welt zu bringen. Wer etwas außergewöhnliches Erreichen möchte, muss verstehen, wie dieses überhaupt möglich ist. Das Verständnis kommt zum Teil durch die Erfahrung; indem man Dinge tut. Doch ein weiterer Teil des Verständnisses kommt daher, dass man liest. Nicht umsonst sagt man, dass Wissen Macht sei. Wenn du dir Wissen aneignest, dann gewinnst du Macht. Und das ist zwangsläufig keine Macht, Menschen zu regieren. Sondern, es ist viel mehr die Macht über dich und deine Situation. Solange du liest schulst du dein Verständnis und dein Auge, mit dem die Welt betrachtest. Dabei gibt es keinen negativen Nebeneffekt. Je mehr du weißt, desto besser kannst du mit der oder einer Situation umgehen.
Jedes Mal, wenn ich an einen Punkt komme, sei es in meinem Handwerk, in meinem Wohlbefinden, auf meinem Weg, wo ich nicht weiter weiß, frage ich mich sofort, wie kann ich mir selbst weiterhelfen? Was ist die Quelle des Wissens, das ich jetzt brauche? Brauche ich neue Bücher? Und wenn ja, welche sind es? Das Leben eines proaktiven Menschens besteht daraus, sich ständig neue Herausforderungen zu stellen und diese zu überwinden. Das Lesen ist großer Teil des Überwindens.