Lesen bildet: Gelesen im ersten Quartal 2019 – von Motivation bis Mordlust

Von Lillyljubov @lillyljubov

In den letzten drei Monaten habe ich drei Bücher gelesen, die ich euch empfehlen möchte. Sie sind ziemlich unterschiedlich und decken entsprechend verschiedenste Lese-Anlässe ab: Von Fiktion bis Erfahrungsbericht ist alles dabei.

Nach meinen Zweifeln, ob New Work schon in meinem Leben angekommen ist, kam dieses Buch zur rechten Zeit und ließ mich so oft mit dem Kopf nicken. Am Ende wollte ich es am liebsten meinem Chef schenken. Nein, nicht erst am Ende. Eigentlich schon, bevor ich es zur Hälfte durch hatte:

The Five Hour Workday – Live differently unlock productivity, and find happiness von Stephan Aarstol

Henry Ford war der letzte, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Arbeitswelt revolutioniert hat. Die 40-Stunden-Woche auf Basis der Fünf-Tage-Woche war eine Errungenschaft, die vor hundert Jahren die Art zu arbeiten radikal veränderte.

Seitdem hat sich so gut wie nichts mehr getan.

Stephan Aarstol hat in seinem Unternehmen genau diese längt überfällige nächste Revolution vorgenommen: Er hat den Fünf-Stunden-Arbeitstag eingeführt. Erfolgreich.

Wie er dazu gekommen ist, welche Gedanken und Glaubenssätze ihn dort hin geführt haben, warum für ihn gar keine andere Art des Arbeitens mehr in Frage kommt – all das erklärt er in „The Five Hour Workday“. Er zeigt auf, welche Probleme die Wissens- und Informationsgesellschaft hat bzgl. Produktivität und Ausbeutung der sog. knowledge workers. Und ich persönlich finde mich da in allem wieder.

Dann kommt das Kapitel, das alle Chefs lesen sollten: warum der Fünf-Stunden-Arbeitstag sinnvoll ist. Und warum er der einzige weg in die Zukunft einer Firma ist. Es folgen alle Argumente für dieses Arbeitsmodell, allen voran die Logik hinter Produktivität. Denn: Die steigt seit Jahrzenten dank Digitialisierung und vieler neuer Tools, während die Arbeitszeit daran nicht angepasst wird – und Menschen dazu zwingt, acht Stunden lang so zu tun, als würden sie arbeiten. Es gibt ein Kapitel extra für Arbeitgeber und warum sie den verkürzten Arbeitstag auch in ihrem Unternehmen einführen sollten. Hier geht es um all die  Vorteile – eben auch für das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber und als Marktvorteil gegenüber altmodischeren Mitbewerbern.

Außerdem erklärt Aarstol, wie ein ausgeglichenes Leben glücklich und dadurch die Arbeit besser macht. Er erzählt, wie er den 5 Stunden Tag in seinem Unternehmen etabliert hat – und was es für die Mitarbeiter bedeutet. Eben nicht mehr Anwesenheit und Eierschaukeln, sondern hart und smart arbeiten, damit mehr Zeit fürs Leben bleibt. Und wie das das Glücklichsein aller Mitarbeiter steigert, ihre Gesundheit und ihren Willen, sich für die Gesellschaft einzusetzen. Er zitiert eine interessante Studie zum Thema Drogenabhängigkeit, deren Ergebnisse ich hier nicht verrate, damit du selber diese krasse Entdeckung machen kannst, wenn du the five hour workday liest.

Ich hoffe, dass viele Menschen dieses Buch lesen und umdenken.

Bianca Jankosvka empfahl mir das nächste Buch, als sie hörte, dass ich mich ausgiebig mit dem Thema Freundschaft beschäftige. Zu Recherchezwecken für meinen Freundschaftsroman las ich also:

Freundinnen – was Frauen einander bedeuten von Susann Sitzler

Ein Buch über all die unterschiedlichen Arten, auf die eine Freundschaft zwischen zwei Frauen entstehen, sich entwickeln und letztlich auch enden kann. Ein Buch darüber, dass zeigt, dass es stereotype Frauenfreundschaftsverläufe gibt, denen man sich vielleicht sogar schon bewusst war, weil man sie eben schon mehr als einmal so erlebt hat.

Sitzler erzählt in kurzen Episoden von verschiedenen Freundinnen aus ihrem Leben – sehr persönlich und als Leserin kommt es mir so vor, dass sie sogar die Klarnamen dieser Freundinnen benutzt (auch wenn das wahrscheinlich nicht stimmt). Dabei hält eine Rahmenhandlung – die Beschreibung einer ganz bestimmten, schwierigen Freundschaft – die Episoden als äußere Klammer zusammen, als sei sie der Anlass, dass sich Sitzler überhaupt mit dem Thema Frauenfreundschaft auseinander gesetzt hat.

Sehr pointiert zitiert sie in den einzelnen Episoden auch Studien und Aufsätze aus den letzten Jahren, analysiert Frauenfreundschaft in Serien und Büchern – Thelma und Louise ist ihr Lieblingsbeispiel  – und bringt Statistiken zu Freundschaft.

Das  Buch ist absolut kurzweilig und dabei sogar sehr informativ, es ist außerdem ein persönlicher Erfahrungsbericht, in dem man sich  als Leserin an mehr als einer Stelle wiederfindet – oder die eigenen Freundschaften zu Frauen.

Wen das Thema interessiert und wer schon mal darüber nachgedacht hat, warum manche Freundschaften so oder so (und vielleicht auch unschön) auseinander gegangen sind, findet hier möglicherweise Antworten, auf jeden Fall aber Anregungen.

Und dann fragte mich Anette Strohmeyer, ob ich ihr aktuellstes Werk rezensieren wollte. Und ob! Nach den mystischen Abenteuern des Ermittlers Paul Ondragon hat sie unter dem Synonym Anne Nordby ihren ersten Skandinavien-Krimi herausgebracht – und Ondragon-Fans werden ihn ebenso verschlingen wie eingefleischte Krimi-Leser:

Kalter Strand von Anne Nordby

Allein der Klappentext ist schon nervenaufreibend:

»Und jetzt zu deiner neuen Aufgabe: Kaufe vier Benzinkanister, gehe zu einem Haus in
deiner Nachbarschaft – aber eines, in dem auch Menschen sind! – und schütte das Benzin dort aus. Mit der Fackel zündest du das Haus an! Widersetzt du dich meinem Befehl, bekommst du Stefanies Kopf mit der Post zugeschickt.
Du hast nur heute Nacht Zeit!
Und vergiss nicht: Ich sehe alles.
DAS AUGE.«

Wie es aber zu dieser Situation kommt, dass ein harmloser Familienvater im Dänemarkurlaub ein fremdes Haus anzündet – das wird auf den ersten etwa 200 Seiten ganz hervorragend aufgebaut. Die unterschiedlichen, komplexen Handlungsstränge, die aus mindestens zwei verschiedenen Fällen, mindestens zwei widerlichen Tätern und der belastenden Hintergrundgeschichte des Polizisten Tom Skagen bestehen, werden so unglaublich gut miteinander verwoben. Alles greift gelungen ineinander und ergibt einen rasanten Showdown, in dem sich Erkenntnis an Erkenntnis reiht.

Anette aka Anne versteht es, komplizierte Fälle zu erzählen, die spannend und fesselnd sind, und den Leser genau zum richtigen Zeitpunkt mit Informationen zu füttern. Wer aufmerksam liest, weiß früh, wer der Täter ist, denn die Hinweise sind geschickt eingesetzt und er verrät sich mit einer kleinen Bemerkung. Das macht es besonders spannend, denn beim Lesen möchte man natürlich in seinem eigenen Verdacht bestätigt werden und fiebert der Auflösung entgegen.

Wer schneller liest als ich (und ich lese leider wirklich lahm!), wird Kalter Strand trotz der fast 500 Seiten rasch lesen, nein, verschlingen. Es ist so geschrieben, dass man zu jeder Zeit mit den Ermittlern, der Story und den Verzweigungen im Geschehen mithalten kann. Die Sprache ist nüchtern, die Geschichte gewaltsam und schon trotz der Nüchternheit manchmal nur schwer zu ertragen. Anette schafft es, die Gefühle des Protagonisten Tom Skagen zur Widerwärtigkeit des Falls ebenso magenverknotend zu beschreiben wie die eigenen psychischen Probleme, die der Polizist mit sich herumschleppt. Tom Skagen ist dabei eine interessante, facettenreiche Figur, der auch weitere Fälle gut stehen würden.

Für alle, die gerne skandinavische Krimis lesen und schwermütige Polizisten mögen.

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