Hallo ihr Lieben!
Mit kleiner Verspätung schreibe ich heute meinen
Leserückblick für den August und den September. Die vergangenen Tage waren für
mich aufgrund eines gesundheitlichen Notfalls in der Familie nicht leicht. Heute kann
ich mich erstmals wieder dazu motivieren, produktiv zu sein, da sich die
Situation langsam verbessert. Und was könnte eine bessere Ablenkung sein, als mit euch meine neusten Buchempfehlungen zu teilen?
Acht Bücher sind es diesmal geworden, und die Genres könnten mal wieder unterschiedlicher nicht sein. Neben Jugendbüchern und düsteren Spannungsromanen gibt es heute für euch einen Gedichtband, ein Sachbuch für ein glücklicheres Leben sowie eine Erzählung aus einem Arbeitslager der NS-Zeit. Nur eins war nicht dabei: Enttäuschungen. Deshalb lest schnell weiter und findet heraus, welche dieser acht guten bis sehr guten Bücher bald auch in euer Regal Einzug halten sollten. ;)
Los geht es mit Atemschaukel von Herta Müller, einer sehr realitätsnah erzählten Geschichte über einen jungen Mann im russischen Arbeitslager. Dieses Buch faszinierte mich mit seinem speziellen Schreibstil, der sehr reich an abstrakten Beschreibungen und Metaphern ist (wie der Titel schon andeutet) und dabei so drastisch und eindringlich von Angst, Hungergefühl, Kohleschaufeln und kleinen Gesten der Hilfsbereitschaft und Hoffnung erzählt, dass ich auch noch im Nachhinein viel an diese Lektüre denken muss.
Der Schreibstil ist nicht unbedingt einfach, doch es lohnt sich, sich darauf einzulassen, und selbst wenn man Atemschaukel sozusagen etwas oberflächlicher liest - ohne jedes Wort deuten zu wollen - gibt einem dieses Buch wirklich viel. Man leidet mit dem Deportierten Leopold mit und kann sich sehr gut vorstellen, was so viele Menschen damals leider wirklich durchmachen mussten. Eine sehr talentierte Autorin, und eine riesige Empfehlung für euch!
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(5/5)
Zu Buch Nummer zwei findet ihr eine Rezension auf meinem Blog, weshalb ich hier nur kurz darauf eingehe: Ich bin böse von Ali Land ist ein psychologischer Spannungsroman, der von einem jungen Mädchen erzählt, welches als Tochter einer Serienmörderin aufgewachsen ist und nach deren Verhaftung versuchen muss, sich in einer fremden Pflegefamilie einzugewöhnen. Dabei schwingt immer die Frage mit, inwieweit sich Milly von ihrer Vergangenheit losmachen kann und wie viel von ihrer Mutter in ihr steckt. Empfehlen kann ich euch auch dieses Buch, und welche Stärken und Schwächen mir beim Lesen aufgefallen sind, erfahrt ihr wie gesagt in der
Rezension. Schaut mal rein, wenn ihr euch für Psychologie und Krimis interessiert.
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(4/5)
Eine etwas mildere, aber nicht weniger spannende Problematik behandelt das nächste Buch: Nur drei Worte von Becky Albertalli. Vielleicht habt ihr ja mitbekommen, dass vor Kurzem der Film dazu erschienen ist. Darauf bin ich auch noch sehr gespannt! ;) In diesem LGBT-Jugendbuch geht es jedenfalls um Simon, der sich in einen Jungen von seiner Schule verliebt. Diesen kennt er nur unter dem Chat-Pseudonym Blue, denn die beiden haben sich online kennengelernt und wissen nicht, um wen es sich bei dem jeweils anderen handelt. Doch plötzlich droht eine Erpressung, ihr Geheimnis aufzudecken und die beiden völlig unvorbereitet zu outen…
Nur drei Worte war mein erster Abstecher in den LGBT-Bereich und ich konnte mich wirklich gut in die Liebesgeschichte und auch in das super ausgearbeitete High School-Umfeld und Simons Freundesgruppe hineinfinden. Man fühlt sich in dieser Geschichte wirklich wohl, und auch an Spannung fehlt es nicht. In Sachen Atmosphäre steht Becky Albertalli den beliebten Autoren Stephen Chbosky und John Green (nahezu) in nichts nach. Dennoch muss ich sagen, dass ich mir etwas mehr unter dem Buch vorgestellt hätte. Rückblickend war es ein eher gewöhnliches Jugendbuch, das schöne Lesestunden bereitet, aber mir persönlich leider nicht allzu präsent geblieben ist.
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(4/5)
Unser nächster Ausflug führt in ein Genre, in dem ich bisher noch nicht wirklich unterwegs war. Tears of Tess von Pepper Winters lässt sich wohl am ehesten als Dark Romance oder Erotik-Roman einordnen. Fans von Shades of Grey und Co. könnten hier auf ihre Kosten kommen, auch wenn die Thematik hier noch etwas härter ist: die Protagonistin Tess wird im Urlaub entführt und von brutalen Menschenhändlern als Sklavin an einen reichen Mann verkauft. Die Autorin spielt sehr gekonnt mit Tess’ widersprüchlichen, verbotenen Gefühlen. Denn deren Einstellung dem Entführer gegenüber ändert sich mit der Zeit, und sie unterwirft sich ihrem “Meister” mehr und mehr.
Was man von dieser Geschichte halten soll, ist mir etwas schleierhaft - auch jetzt noch, nachdem ich das Buch schon vor ein paar Wochen beendet habe. Einerseits ziemlich krank und moralisch fragwürdig, aus rein objektiver Sicht aber sehr gut geschrieben und daher vermutlich doch ein ganz gutes Buch? Die Sache mit der Moral wird glücklicherweise noch mehr oder weniger aufgelöst, dennoch fand ich das Ende (und nicht nur das) einfach etwas seltsam. Macht euch selbst ein Bild - sehr unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden bekommt ihr bei Tears of Tess allemal. ;)
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(4/5)
Wir machen weiter mit Love her wild, einer wundervollen Poetry-Sammlung des Autorenpseudonyms Atticus. Hier macht schon allein die Aufmachung einen Unterschied - hochwertig gedruckte Seiten, tolle Schwarz-Weiß-Fotografien zwischen den einzelnen Texten und ausnahmsweise nicht nur fast leere Seiten mit ein, zwei Worten darauf. Auch die Poesie selbst habe ich persönlich nicht als so durchschnittlich empfunden, wie das leider manchmal der Fall ist. Ich fühlte mich wohl beim Lesen, musste immer mal wieder lächeln, und manche Texte gingen tatsächlich ans Herz.
Apropos: auf gebrochene Herzen ist diese Textsammlung eher nicht ausgerichtet, sondern eher für Leser, die gerade selbst glücklich verliebt sind. Ein paar traurige Texte sind aber natürlich mit dabei. Insgesamt tut dieses Buch einfach gut und ich bin froh, dass ich es gelesen habe. Es hat auf jeden Fall Tiefe und ich kann mir gut vorstellen, dass es für manche Leser ein 5-Sterne-Highlight werden könnte, auch wenn mich persönlich ein paar andere Autoren noch mehr bewegen konnten.
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(4/5)
Mit Touched - Der Preis der Unsterblichkeit von Corrine Jackson kommen wir nun in den Jugendfantasy-Bereich. Die junge Protagonistin Remy hat hier die besondere Fähigkeit, Menschen durch Berührung zu heilen. Nach dem Tod ihrer Mutter flüchtet sie vor dem gewalttätigen Stiefvater und zieht zu ihrem leiblichen Dad, wo sie erstmals mehr über ihre Gabe herausfindet, dadurch aber auch in große Gefahr gerät.
Bei diesem Reihenauftakt erinnern Plot, Charaktere und Liebesgeschichte mehr oder minder stark an Twilight. Ich finde allerdings, dass hier nicht zu viel abgekupfert wurde, denn die Fantasy-Anteile sind widerum etwas völlig Anderes und Neuartiges. Eine fesselnde, komplexe und atmospärische Story bekommt man hier allemal geboten - und wenn die Reihe so weitergeht, zählt sie für mich definitiv zu den besten aus dem Bereich Jugendfantasy. Kleine Schwächen lagen hier in der für mich nicht gänzlich nachvollziehbaren Schnulzigkeit und dem etwas konfusen Ende, aber an sich ist hier alles logisch verknüpft und das Lesen ist definitiv ein Genuss! Sehr zu empfehlen.
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(4/5)
Ebenfalls in diesem Genre ist Pearl - Liebe macht sterblich von Julie Heiland angesiedelt. Zur Abwechslung mal als Einzelband und mit eher geringer Seitenzahl - aber nicht weniger unterhaltsam - erzählt dieses Buch die Geschichte eines unsterblichen Mädchens, das unfreiwillig auf der Suche nach der großen Liebe tötet. Als sie dann jedoch erstmals wirklich Liebe empfindet, muss die Protagonistin Pearl einsehen, dass es sich bei ihrem Auserwählten ausgerechnet um ihren größten Feind handelt. Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten, kann euch dieses flüssig und spannend geschriebene Wohlfühlbuch vor der Kulisse Venedigs und im Stil von Autorinnen wie Eva Völler und Lilly Crow aber wärmstens empfehlen. Noch etwas mehr Tiefe oder Komplexität, dann hätte es sogar zum Fünf-Sterne-Highlight gereicht. ;) - 📖 📖 📖 📖
(4/5)
Zu guter Letzt habe ich noch ein Sachbuch für euch, das ganz einfach Schritt für Schritt glücklich machen soll: Happy - Den Perfektionismus loslassen und jeden Tag ein bisschen glücklicher werden. Hier klärt die beliebte TV- und Radiomoderatorin Fearne Cotton zunächst über ihre persönliche Geschichte auf, die von Ängsten und Druck gekennzeichnet war, bis sie begann, sich mit dem Thema Glück zu befassen. Ihre Gedanken und Erkenntnisse hält Fearne Cotton in Happy für uns fest.
Hier bekommt der Leser ein wunderwunderschön aufgemachtes Buch an die Hand, das zum Schmökern und zur Selbstreflexion einlädt, und dabei sicher auch die ein oder andere Erkenntnis bereithält. Die Überlegungen der Autorin fand ich persönlich schon inspirierend und sympathisch, auch wenn hier doch sehr viele Allgemeinplätze á la “sei du selbst” und “schließe mit deinen Fehlern ab” zu finden sind. Doch der Weg hin zu diesen Standardsätzen, der von Interviews über persönliche Tipps bis hin zu diversen Ausfüllseiten führt, macht einfach Spaß.
Wer hier bei sich selbst wirklich Defizite feststellt und gerade einen Seelentröster benötigt, kann vielleicht noch mehr aus diesem Buch mitnehmen. Für mich persönlich war Happy auf jeden Fall ein toller Schmöker, der mich durch sein klares, schlichtes Layout mit Aquarellakzenten und Illustrationen schon allein auf gestalterischer Ebene begeistert hat. Wer aber wirklich mit Angststörungen und Depressionen zu kämpfen hat, wird hier kein Allheilmittel finden, sondern sollte die Erkrankung auf jeden Fall ernst nehmen und lieber mit einer Vertrauensperson darüber sprechen!
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(4/5)
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Das waren meine acht Bücher aus den letzten zwei Monaten. Wie immer hoffe ich, dass die richtige Lektüre für euch dabei war, und wünsche euch einen angenehmen, kuschligen Leseherbst! Wir lesen uns dann spätestens Ende November wieder. Bis dahin alles Liebe! ♡
Eure Viktoria