Leseförderung ist Teil der Bildung

Ganz allgemein wird in immer neuen Studien festgestellt, dass es enorme Mängel bei der Kernkompetenz Leseverstehen gibt. Das heißt, es gibt viele Menschen, die nicht richtig lesen können. Das trifft auf Grundschüler und Schüler der weiterführenden Schulen genauso zu, wie auf Erwachsene. Erwachsene werden in diesem Zusammenhang, je nach Mangel als funktionale Analphabeten bezeichnet.

Lese- und Schreibfähigkeit wird heute stillschweigend vorausgesetzt, sie gelten als Basisbildung und Grundlage für Kulturfähigkeit. Alphabetisierung weiter Teile der Bevölkerung war schon im Römischen Reich und seinen Provinzen weitgehend verwirklicht. Es gab ein staatliches Schulsystem, das auch Bauern und Sklaven eine schulische Ausbildung ermöglichte und sie Lesen   und Schreiben lehrte. Zudem gab es im Römischen Reich ein funktionierendes Verlags- und Bibliothekswesen, doch leider ging all das mit dem Zerfall des Reiches verloren. In Teilen Europas wurde erst im 18.Jhd. erneut ein ähnliches Niveau erreicht, wichtige Impulse waren damals der Buchdruck und die Reformation. Stichworthaft zusammengefasst heißt das, Aufklärung, Zivilisierung, Moderne, Integration und Demokratisierung sind Dinge, die es ohne Alphabetisierung nicht gäbe. Schreib- und Lesefähigkeit ermöglichen Bildung und diese wiederum ist Macht und ermöglicht Freiheit. Hört sich gut an, oder? Sicher, aber im Umkehrschluss heißt das auch, dass die Verweigerung von Bildung und dem Erlernen des Lesens und Schreibens eine Art der Diskriminierung darstellt. Wer möchte sich das antun lassen?

Der Begriff des Analphabeten mag zunächst böse klingen, trifft das Problem jedoch auf den Kopf. Mit Analphabetismus bezeichnet man kulturell und bildungsbedingt individuelle Defizite beim Lesen und Schreiben, sowie völliges Unvermögen. Das hat für die Betroffenen weitreichende Folgen, meist geht es mit Abhängigkeiten, Versagen im Beruf und der Arbeitswelt und vielen weiteren Bereichen des alltäglichen Lebens einher. Kurz und gut, es gibt gute Gründe, das Lesen zu erlernen. Teilhabe in der Gesellschaft ist nur ein Grund, wichtiger sollte die persönliche Motivation sein.

Aktuell wird bei Alphabetisierung immer an Integrationskurse für Migranten und Flüchtlinge gedacht. Diese Gruppe der Analphabeten gibt es natürlich auch, aber sie hat derzeit große Aufmerksamkeit und soll hier deshalb weniger berücksichtigt werden. Hier geht es um Schüler von Grundschulen und weiterführenden Schulen, sowie Erwachsenen, die aus dem einen oder anderen Grund nie richtig Lesen und Schreiben gelernt haben. Bei der Alphabetisierung ist das Verständnis für Vorgeschichte wichtig, aber es darf nicht als Ausrede für das Versagen herangezogen werden. Wichtig ist das Ziel eine Fähigkeit zu erlernen. An Bekanntes anzuknüpfen hilft dem Lernenden besonders am Anfang. Viele Erwachsene mit Leseschwäche müssen zudem zunächst eine Lernstrategie entwickeln, dazu ist es hilfreich ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, welche Materialien und Methoden es wo gibt, wer helfen kann und wie sie sich eben auch selbst helfen können.

Motivation ist sicher schon gegeben, wenn ein Erwachsener sich dazu entscheidet, sich seiner Leseschwäche zu stellen, trotzdem wirkt sich ein positives Feedback und Unterstützung.


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