"Chili und Schokolade" von Lilli Beck ist wohl eines der Paradebeispiele für "Frauenliteratur". Eine Frau in ihren besten Jahren, die Kinder sind aus dem Haus, ein erfolgreicher Mann an ihrer Seite, ein scheinbar sorgloses Leben. Doch dann die Frage: Soll es das gewesen sein? Ist die Ehe zu einer Zweckgemeinschaft geworden? Ist der Mann so treu, wie es das skandalfreie Image der Familie schon über Jahrzehnte hinweg nach außen vorgibt?
Natürlich darf eine spontane, jüngere, quirlige Endzwanzigerin namens Ulla nicht fehlen, die das Leben von Evelyn Meyer auf den Kopf stellt. Ulla schwärmt von ihrem "Henry", einem älteren, wohl situierten Mann, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft ausmalt - Evelyn ist dabei die Treue ihres Mannes Konrad, der kaum noch zu Hause ist, zu hinterfragen. "Henry", "Konrad" - ob das nicht ein und dieselbe Person ist? Diese Frage stellt sich der Leser schnell, zu schnell? Auf unerwartete Wendungen und Überraschungen wartet man bei dem Roman bisher vergeblich. Kann man diese aber in diesem Genre überhaupt erwarten? Liest man nicht gerade solche Romane, weil man sich sicher fühlt, das "Happy End" zu kennen, ohne Schnörkeleien, ohne Überraschungen?
Ja, würde ich sagen. Nach der Hälfte der Seiten bin ich relativ sicher, dass es so ausgehen wird, wie ich es aus zig anderen ähnlich strukturierten Romanen kenne: Henry und Konrad sind dieselbe Person. Am Ende tuen sich beide Frauen zusammen und gehen ihre selbstbestimmten Wege, nachdem sie sich sicherlich die ein oder andere Falle für "ihren" Mann ausgedacht haben und Henry/Konrad steht schließlich alleine da.
Ob meine Vermutungen stimmen, wird die zweite Hälfte des Buches zeigen...