Lerntheorie

Operante Konditionierung bei Skinner
Die behavioristischen Ansätze

Burrhus Frederic Skinner führte in den USA Tierversuche mit Tauben und Ratten durch. Auch dazu wurde eine künstliche Experimentalsituation entwickelt, die „Skinner-Box“. Es war übrigens nicht Skinner selbst, der den Begriff prägte, doch der Name wurde schnell populär. Das Versuchstier kann sich drücken eines Hebels (Wirkreaktion) Futter beschaffen. Die Belohnungsaufgabe (Futter, Wasser) erfolgt nur unter bestimmten Bedingungen, die das Versuchstier zu erlernen hat. Ein äußerer Kasten schirmt den eigentlichen Versuchskasten gegen Störgeräusche von außen ab. Oft nimmt eine Fernsehkamera das Innere über einen Spiegel auf, um das Verhalten des Versuchstieres beobachten und aufzeichnen zu können. Mit dieser Apparatur wurde die operante Konditionierung untersucht, also jene Lernform, die durch Verstärkung bzw. Belohnung gesteuert wird.
In seinem Hauptwerk „Science and Human Behavior“ (1953) schloss Skinner im Gegensatz zu Watson und dem methodologischen Behaviorismus innerpsychische Prozesse bei der Erforschung von Verhalten nicht aus. Aussagen über „mentale“ oder „psychische“ Vorgänge könnten nämlich nie von Außenstehenden, also unabhängigen Beobachtern getroffen werden, sondern allenfalls vom sich selbst Beobachtenden. Daher trifft der häufig geäußerte Vorwurf an den Behaviorismus, er betrachte das Gehirn als bloße Black Box-Metapher ab, die wie ein Automat mit einer Reaktion antwortete, auf Skinner nicht zu. Er lehnte die Black Box-Metapher ab denn mentalistischen Aussagen wie „Er isst, weil er hungrig ist“ wären nach Skinner keine Erklärungen für Verhalten, denn essen und hungrig sein beschrieben ein und den selben Sachverhalt. Eine Feststellung durch eine andere zu erklären sei vielmehr wissenschaftlich gefährlich, da sie den Eindruck erwecke, dass man der Ursache für ein Verhalten auf die Spur gekommen sei und deshalb nicht weiter zusuchen bräuchte. Skinner lehnte auch die Vorstellung eines cartesianischen Steuermannes ab, der im Innern des Kopfes sitzend den Menschen steuert, denn der Mensch verhält sich immer als gnazes Individuum aufgrund der Umwelteinflüsse, denen seine Vorfahren in der Phylogenese unterworfen waren.
Als im 2. Weltkrieg ferngesteuerte Bomben gegen Ziele in England eingesetzt wurden (V2-Raketen, die noch im Flug gelenkt werden konnten), verfügten die anglo-amerikanischen Alliierten noch nicht einmal über erste Ansätze für derart innovative Kriegsgeräte. Skinner ging auf die Suche nach finanzieller Unterstützung für ein heute eher grotesk anmutendes, damals aber streng geheimes militärisches Projekt. Er dressierte Tauben, deren Pickbewegungen dazu genutzt werden sollten, eine Fernrakete auf Kurs zu halten; offenbar plante er, jeder Rakete eine Taube beizugesellen – man entschied sich dann aber für radargestützte Fernlenksysteme. Gleichwohl blieben Tauben für Skinner auch in späteren Jahren die wichtigsten Modellorganismen für seine Verhaltensstudien; jedenfalls führte er niemals wieder Experiment mit Ratten durch. Es existieren außerordentlich eindrucksvolle Filmaufnahmen von konditionierten Tauben, anhand derer man beispielsweise das Entstehen von abergläubischem Verhalten nachvollziehen kann.

Das Konzept der Verstärkung und der Bestrafung

Unter einem Verstärker versteht man jedem dem Verhalten folgenden Stimulus, der die Verhaltenshäufigkeit steigert. Bei der Bestrafung verhält es sich umgekehrt: Unter einer Bestrafung versteht man jeden dem folgenden Stimulus, der die Verhaltenshäufigkeit mindert. Auch Verhaltensweisen können als Verstärker bzw. Bestrafung fungieren.

Primäre Verstärker / Bestrafung hängen mit biologischen Bedürfnissen zusammen (z.B. Futter, E-Schock). Sekundäre Verstärker entstehen entstehen durch Koppelung (z.B. durch klassische Konditionierung!) mit primären Verstärkern (z.B. Essen geben + Lächeln). Sekundäre bzw. soziale Verstärker (z.B. Geld, soziale Anerkennung) spielen eine größere Rolle als primäre Verstärker. In vielen Fällen führen sie zu primärer Verhalten oder können gegen eine solche eingetauscht werden. Sekundäre Verstärker sind leichter und unmittelbarer einsetzbar.

Wesentlich für die Verstärkung ist die Kontingenz, d.h. Es muss eine Korrelation zwischen Verhalten und Verstärker bestehen. Es darf keine Verstärkung erfolgen, wenn das Verhalten nicht auftritt!

Es gibt 4 Arten von Verstärkung und Bestrafung

a. Positive Verstärkung: Durch einen Verstärker kommt es zu einer Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhalten. Folgt dem Verhalten ein positives Ereignis (Verstärker), kommt es zu einer positiven Konsequenz. Als Beispiel dafür wäre ein Kind, das jedes Mal, wenn es sein Zimmer aufräumt, gelobt wird. Als Konsequenz wird dieses Kind jetzt öfter sein Zimmer aufräumen. Weitere Beispiele: Lernverhalten – Lob; Uni- Tassen im Automaten abgeben – Erhalt eines Bons.

b. Negative Verstärkung: Hier folgt auf das Verhalten ein Ausbleiben eines unangenehmen Ereignisse (Verstärker). Ein Beispiel hierfür wäre die Drohung der Eltern ein Kinder-Fest abzusagen, sollten die Hausaufgaben nicht gemacht werden. Diese Drohung wird nicht verwirklicht, weil das Kind seine Hausaufgaben erledigt. Weitere Beispiele: Lernverhalten – kein Tadel des Lehrers oder keine ständigen Ermahnungen der Eltern mehr; Auftreten von Übelkeit vor der Prüfung – Prüfung kann nicht absolviert werden, somit kommt es zu einer entlastenden Verstärkung (Auftreten von Übelkeit wird verstärkt durch Ausbleiben ein unangenehmen Ereignisses).
Vor allem Vermeidungsverhalten wird durch negative Verstärkung aufrechterhalten: In Gefahrensituationen (z.B. hohes Gebäude) tritt Vermeidungsverhalten auf (Vermeidung hoher Gebäude) und wird durch Ausbleiben von Angstzuständen verstärkt. Dadurch wird verhindert, daß die Angstreaktion gelöscht werden kann.

c. Bestrafung durch aversive Reize: In dieser Form des Lernens folgt dem Verhalten ein unangenehmes Ereignis (Bestrafung). Ein Kind bekommt aufgrund seines schlechten Benehmens zu seinem Bruder das Verbot zu Fernsehen. Es kommt zum Entzug eines positiven Reizes. Bei zu aversiver Bestrafung kann es zu klassischer Konditionierung kommen, so daß z.B. der Lehrer oder ein Elternteil zu einem CS wird, der negative Emotionen auslöst. Solche Nebenwirkungen sollten bei Bestrafung vermieden werden. Entscheidend für die Wirkung von Bestrafungist u.a., daß ein Alternativverhalten zur Verfügung steht, das belohnt wird.

d. Bestrafung durch Entziehung positiver Reize (Löschung): Auf ein Verhalten folgt weder ein unangenehmes noch ein angenehmes Ereignis. Ein Schüler benutzt im Unterricht oft das Wort „Scheiße“. Der Lehrer ignoriert diesen Begriff und es kommt somit zur Löschung. Der Schüler kann damit keine Aufmerksamkeit erregen. Weiter Beispiele: Fehlverhalten - „Liebesentzug“, Entzug bereits versprochener Belohnung, etc.

Auch beim klassischen Konditionieren kann man von Verstärkung sprechen. Der Verstärker beim operanten entspricht den UCS beim klassischen Konditionieren.

Diskriminative Stimuli

Auch beim operanten Lernen können Reize eine Rolle spielen, die dem Verhalten vorausgehen. Diese Reize können anzeigen, ob einem bestimmten Verhalten eine bestimmte Verstärkung folgen wird (positiver diskriminativer Reiz) oder nicht (negativer diskriminativer Reiz). Wenn ein bestimmtes Verhalten von diskriminativen Reizen beeinflusst wird, dann ist das Verhalten unter „Stimuluskontrolle“. Experimentell kann man das so erzeugen, daß man ein Versuchstier z.B. nur dann für das Drücken eines Hebels belohnt, wenn vorher ein Licht aufleuchtet. Äußerlich kann dann beobachtet werden, daß das Licht das Hebeldrücken offenbar auslöst. In Wirklichkeit führt das Licht jedoch dazu, dass in dieser Situation für das Hebeldrücken eine Belohnung erwartet wird. Die dikriminativen Reize rufen das Verhalten also nicht hervor. Sie haben lediglich einen Informationswert bezüglich zu erwartender Verstärkungen.

Es gibt im Alltag viele Beispiele für Verhalten, das unter Stimulukontrolle ist (z.B. der Anblick einer Zigarettenschachtel scheint oft unmittelbar den Griff zur Zigarette auszulösen, tatsächlich führt der Anblick jedoch zu der Erwartung eines belohnenden Ereignisses wenn der Griff zur Zigarette bzw. das Rauchen der Zigarette erfolgt).

Im Rahmen seiner Untersuchungen hat Skinner verschiedene „Verstärkungspläne“ erarbeitet:

1. Für die Erhaltung des gewünschten Verhaltens ist eine konsequente Reaktion auf das gezeigte Verhalten nötig (Lob, Strafe etc.)
2. Wird die Konsequenz nur sporadisch (bzw. partiell) ignoriert, verstärkt sich u.U. das unerwünschte Verhalten.
3. Wird das gezeigte Verhalten ignoriert, führt dies zur dessen Extinktion (K*)
4. Wenn der Operand sein Verhalten stabilisiert hat, kann man zu einer partiellen Verstärkung übergehen (dann ist die Gefahr der Löschung gering).

Weiterhin ist auch wie bei Pawlow eine Kontiguität zwischen den dem gezeigtem Verhalten und der Konsequenz notwendig. Das Kind muss z.B. erkennen können, daß die Strafe sich auf ein spezifisches unerwünschtes Verhalten bezieht. Wenn dem nicht so ist, wächst die Gefahr einer Generalisierung.

Das operante Konditionieren

> Lernen durch Versuch und Irrtum
Edward Lee Thomdike
*31.08.1874 - +1949

Gesetz der Bereitschaft

> Ein Bedürfnis liegt vor: dass heißt ein angenehmer Zustand soll hergestellt, aufrecht erhalten oder ein unangenehmer Zustand soll beseitigt werden.

> Effektgesetz: Das Verhalten wird nur auf Dauer gezeigt, wenn die Konsequenzen das Bedürfnis befriedigt.

> Frequenzgesetz: Erst durch Wiederholung bzw. Übung wird das Verhalten aufgebaut. Und andersrum auch.
Durch keine oder mangelnde Wiederholung wird es wieder abgebaut.

Kritische Würdigung

Behaviorismus ist ausschließlich das beobachtbare Verhalten Gegenstand der Forschung. Nur was der Forscher beobachten oder messen und in Daten fassen kann, wird als wissenschaftliche anerkannt.
Alle Annahmen über Motive oder Gedanken die Verhalten sind nicht unmittelbar beobachtbar, und daher vom behavioristischen Forschungsinteresse ausgeschlossen.
Innere Vorgänge, wie etwa Gedanken und Gefühle, bleiben im Dunklen verborgen, wie in einer schwarzen Schachtel (Black Box).

ein Verhalten kann in der Regel abgebaut und verlernt werden, indem der unbedingte Reiz längere Zeit nicht mehr mit dem bedingten Reiz gekoppelt wird, so dass aud em bedingten Reiz allmählich wieder ein neutraler Reiz (= Extinktion; vergl. Abschnitt 6.1.1)

Wie entsprechende Untersuchungen gezeigt haben, ist dieser Vorgehensweise jedoch beim Abbau von emotionalen Reaktionen, insbesondere von Angst, kein Erfolg beschieden. Hier werden entsprechende therapeutische Techniken eingesetzt, die von ausgebildeten Fachleuten angewendet werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit solchen Techniken erfordert eine fundierte psychologische Ausbildung.

Nichte erwünschte emotionale Reaktionen und Verhaltensweisen können abgebaut werden, indem Personen, Objekte oder Situationen, die diese unangenehme bzw. nicht erwünschte Reaktion auslösen, mit einem Reiz verbunden werden, dessen Reaktion mit der unangenehmen bzw. unerwünschten emotionalen Verhaltensweise unvereinbar ist.

Peter. Ein dreijähriger Junge, hatte Angst vor bestimmten Tieren, wie zum Beispiel einem Kaninchen. Um ihm die Angst zu nehmen, wurde er in einem hohen Stuhl gesetzt und bekam Süßigkeiten, über die er sich sehr freute. Gleichzeitig wurde ihm ein Kaninchen schrittweise näher gebracht. Hatte Peter anfangs noch Angst, wenn das Kaninchen noch im Raum war, so konnte er dieses am Schluss auf den Schoß und sogar in die Hände nehmen.

Die Psychologie bezeichnet diese Vorgehensweise als Gegenkonditionierung.

Von einer Gegenkonditionierung spricht man, wenn man mehrmals zeitlich und räumlich gleichzeitig den Reiz, der eine unangenehme bzw. nicht erwünschte emotionale Reaktion zu Folge hat, mit einem Reiz koppelt, dessen Reaktion mit dieser unangenehmen bzw. nicht erwünschten Verhaltensweise unvereinbar ist.

Um die unerwünschte Reaktion zu erhalten, hat es sich als sinnvoll erwiesen, den Reiz, der die unerwünschte Reaktion zur Folge hat, schrittweise an den neuen Reiz 8dessen Reaktion mit diesen negativen Emotionen unvereinbar ist) anzunähern.

So wird Peter immer dann, wenn er Süßigkeiten erhält, ein Kaninchen schrittweise näher gebracht: Befindet sich das Kaninchen anfangs noch am anderen Raumende, so wird es ihm bei Erhalt von Süßigkeiten allmählich immer näher gebracht, bis er es am Schluss auf den Schoß und sogar in die Hände nehmen kann.

Diese Vorgehensweise wird als systematische Desensibilisierung bezeichnet.

Systematische Desensibilisierung bezeichnet die schrittweise Annäherung eines Reizes, der das unangenehme bzw. unerwünschte Verhalten zur Folge hat, an den Reiz, dessen Reaktion mit dem unangenehmen bzw. unerwünschten Verhakten unvereinbar ist.

Gegenkonditionierung und systematische Desensibilisierung bedingen sich gegenseitigund werden in der Therapie grundsätzlich zusammen angewandt.

Eine in letzter Zeit sehr häufig benutzte Vorgehensweise zum Abbau unerwünschter emotionaler Reaktionen ist die Reizüberflutung. Hierbei geht der Therapeut im Vergleich zum systematischen Desensibilisieren den umgekehrten Weg. Man konfrontiert den Klienten gleich zu Beginn der Behandlung mit stark auslösenden Reizen und lässt ihn dabei die Erfahrung machen,dass seine Befürchtungen unbegründet sind und nicht eintreten. Die Behandlung kann mithilfe einer gedanklichen Konfrontation mit den jeweiligen Angstreizen erfolgen oder indem der Klient ihnen in der Realität gegenübertritt.

Ein Mann, der Angst hat, über Brücken zu gehen, weil er befürchtet, diese würden einstürzen, muss sich immer wieder unter therapeutischer Anleitung lange auf Brücken aufhalten, bis sich die Erfahrung ihrer Ungefährlichkeit fest in ihm verankert und er die Angst, sie zu überqueren verloren hat.

Aufbau Abbau
von emotionalen Reaktionen von emotionalen Reaktionen
und Verhaltensweisen und Verhaltensweisen

durch

> Koppelung des Reizes, der die gewünschten > mehrmalige Darbietung des bedingten Reizes
emotionalen Reaktionen bzw. Verhaltensweisen ohne den unbedingten
hervorrufen soll, mit einem Reiz, der diese
Reaktionen bereits hervorruft

> mehrmalige Wiederholung der Koppelung von > Gegenkonditionierung und systematische
unbedingten und neutralen Reizen Desensibilisierung

> zeitlich und räumlich gemeinsames Auftreten > Reizüberflutung
von unbedingten und neutralen Reiz

Von Extintktion aus der Sicht des Signallernens spricht man, wenn nach einer Konditionierung der bedingte Reiz längere Zeit nicht mehr mit dem unbedingten Reiz gekoppelt wird und daraufhin schließlich die bedingte Reaktion nicht mehr erfolgt.

Will man einer Extinktion vorbeugen, so muss man den bedingten Reiz gelegentlich wieder mit dem unbedingten Reiz koppeln.

So muss der Hund, der gelernt hat, auf den Glockenton hin zu speicheln, ab und zu Futter erhalten, damit eine Extintion vermieden wird.

Kapitel 6.1.2

Die Bedeutung des klassischen Konditionierens im menschlichen Alltag

Konditionierungen, wie sie bisher beschrieben wurden, finden beim Menschen täglich undin allen Lebensbereichen statt. Dabei können zum einen bedingte Verhaltensreaktionen aufgebaut werden.

Zum anderen eignen sich Menschen auch bedingte emotionale Reaktionen durch Signallernen an. Diese äußern sich in negativen oder positiven emotionalen Reaktionen und Einstellungen gegen Personen, Dinge oder Sachverhalte.

Durch wiederholte schmerzhafte Behandlung beim Zahnarzt wird aus dem ursprünglich neutralen Reiz Zahnarzt schnell ein bedingter Reiz, der Angst auslöst.

Berücksichtigt ein Erwachsener regelmäßig die Bedürfnisse eines Kindes, so löst nach einiger Zeit bereits der Anblick des Erwachsenen angenehme Gefühle beim zu Erziehenden aus und bewirkt eine positive Einstellung ihm gegenüber.

Dabei sind beim Menschen oft nicht so sehr die objektiven Reizgegebenheiten, es ist die subjektive Interpretation eines Reizes, die zu einer bestimmten Reaktion führt. Nicht so sehr Ereignisse, Bedingungen oder Gegebenheiten bewirken eine Reaktion, es kommt im wesentlichen darauf an, wie ein Individuum diese Reize wahrnimmt, gedanklich verarbeitet und bewertet (vgl. Abschnitt 6.1.3)
Auch die Werbung bedient sich des klassischen Konditionierens. Dabei stellt das Produkt den neutralen Reiz dar, auf den der Kunde zunächst noch unspezifisch reagiert. Dieses Produkt koppelt man nun mit unbedingten Reizen, die angenehme Reaktionen auslösen. Durch wiederholtes Zeigen des Kaufgegenstandes mit dem unbedingten Reiz soll das Produkt allmählich angenehme Reaktionen beim Käufer auslösen.

So finden sich zum Beispiel Produkte wie Autos und Motorräder oft zusammen mit attraktiven und sexuell aufreizend gekleideten Frauen abgebildet.
Die Zigarettenwerbung verknüpft ihre Waren häufig mit traumhaft schönen Landschaften, oder versucht durch entsprechende Bilder ein Gefühl von „Freiheit und Abenteuer“ zu erzeugen.

Kapitel 6.1.3

Konditionierung erster und zweiter

Klassisches Konditionieren basiert gewöhnlich auf den natürlichen Reflexen bzw. reflexartigen emotionalen Reaktionen und erfolgt durch eine Koppelung von neutralem und unbedingten Reiz. Konditionierungen, die auf unbedingten Reizen beruhen, heißen Konditionierung erster Ordnung.

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, eine Konditionierung auf einer bereits erlernten Reiz-Reaktion-Verbindung aufzubauen. Beruht eine Konditionierung auf der Verknüpfung eines neutralen Reizes mit einem bedingten Reiz, so handelt es sich um eine Konditionierung zweiter Ordnung.

Konditionierung 1. Ordnung Konditionierung 2. Ordnung

NS > keine spezifische Reaktion NS > keine spezifische Reaktion
UCS > UCR CS1 > CR1
NS+UCS >UCR NS1+CS1 > CR1

V nach mehreren V nach mehreren
Wiederholungen Wiederholungen

CS > CR CS2 > CR1

Bekommt ein Kind mehrmals pro Woche eine schmerzhafte Spritzte, so wird der Anblick der Spritze zu einem bedingten Reiz (= CS1), der Furcht vor Schmerzen auslöst. Tritt dieser bedingte Reiz nun mehrmals mit einem weiteren Reiz – zum Beispiel dem Behandlungszimmer – auf, so wird diese zimmer allmählich selbst zu einem bedingten Reiz (= CS2), welcher eine bedingte Reaktion (= CR2) auslöst:

Konditionierung 1. Ordnung Konditionierung 2. Ordnung

Anblick der Spritze keine spezifische Reaktion Behandlungszimmer keine spezifische Reaktion

NS – NS –

Stechen durch Angst Anblick der Spritze Angst
Spritzennadel

UCS UCS CS1 CR1

Anblick der Spritze Behandlungszimmer
+ +
Stechen durch > Angst Anblick der Spritze Angst
Spritzennadel

NS+US > UCR NS+CS1 > CR1

nach mehreren nach mehreren
V Wiederholungen V Wiederholungen
der Kopplung der Kopplung
NS+UCS NS+CS1

Anblick der Spritze > Angst Behandlungszimmer > Angst

CS > CR CS2 > CR2

Kapitel 6.1.4
Die Bedeutung des klassischen Konditionierens für die Erziehung

Dem klassischen Konditionieren kommt für die Erziehung Bedeutung zu, wenn es um den Erwerb emotionaler Reaktionen und den Aufbau bedingter Verhaltensweisen geht.

Positive emotionale Reaktionen werden aufgebaut und erlernt, indem der Erzieher den Reiz, der positive emotionale Reaktionen hervorrufen soll, mehrmals mit einem Reiz koppelt, der bereits eine angenehme Reaktion auslöst.

Lädt ein Erzieher beispielsweise des Öfteren ausländische Kinder oder Behinderte in den Kindergarten ein und verbindet diese Besuche mit besonders angenehmen Aktivitäten für die Kinder, so kann der Anblick dieser Menschen bald alleine zu positiven emotionalen Reaktionen ihnen gegenüber führen. Auf diese Weise kann eine positive Einstellung entstehen, die wiederum eine gesellschaftliche Integration solcher Personengruppen erleichtern kann.

Laufen die Gespräche über Sexualität mit Kindern in einer wohlwollenden positiven Atmosphäre ab, ermöglicht dies eher eine positive und angstfreie Einstellung zur Sexualität.

Umgekehrt lassen sich negative emotionale Reaktionen aufbauen und erlernen, indem der Erzieher einen Reiz (=NS) mehrmals mit einem anderen Reiz koppelt, der bereits eine unangenehme Empfindung auslöst.

Sprechen Eltern beispielsweise mit drohender, Furcht erregender Stimme vom „schwarzen Mann“, vom Nikolaus oder dem Christkind, werden diese ursprünglich neutralen Reize für Kinder zu Angstauslösern.

Dasselbe geschieht beim Aufbau von Feindbildern gegenüber einzelnen Personengruppen, wie etwa politischen oder religiösen Minderheiten,oder ganzen Nationen.

Bei all diesen Vorgehensweisen müssen Erzieher das Gesetz der Kontiguität beachten: Emotionale Reaktionen bzw. bestimmte Verhaltensweisen können nur dann erlernt werden, wenn der neutrale Reiz, der die gewünschten emotionalen Reaktionen hervorrufen oder die gewünschten Verhaltensweisen zur Folge haben soll, und der unbedingte Reiz, der die entsprechende Reaktion hervorruft, mehrmals miteinander bzw. in einem zeitlich kurzen Abstand nacheinander auftreten und räumlich beieinander liegen.

Der Erzieher sollte nach Möglichkeit vermeiden, selbst zu einem negativ besetzten bedingten Reiz für die Kinder zu werden, und davon absehen, ihnen ungerechtfertigte Einstellungen zu vermitteln. Er muss daher sein eigenes Erzieherverhalten immer wieder kritisch überdenken.

Straft ein Vater oft seine Kinder, so löst sein Erscheinen bei Ihnen bereits negative Gefühle aus. Ist er dagegen freundlich und hilfsbereit, kann seine Anwesenheit Gefühle der Sicherheit und Geborgenheit erzeugen.

Beispiel: Schulangst
Droht und straft ein Lehrer häufig, dann werden Schulkinder bald den Angst auslösenden Reiz mit neutralen Reizen wie dem Schulgebäude koppeln. Bereits dessen Anblick löst dann nach einiger Zeit Angst- und Fluchtreaktionen aus. Die Angst vor einem bestimmten Lehrer kann sich auf andere Lehrer übertragen. Selbst die Worte „Schule, Schulaufgaben“ können zu Reizwörtern und Signalen für Angst werden.

Neben dem Erwerb emotionaler Reaktionen und bedingter Verhaltensweisen kommt dem Aufbau unerwünschter Reaktionen und Handlungen im Erziehungsprozess häufig eine wichtige Bedeutung zu. Mit Hilfe des klassischen Konditionierens ist es möglich, nicht erstrebenswerte Verhaltensweisen oder emotionale Reaktionen abzubauen:

Aufgabe:

Ein Kind liegt im Bett und weint. Wenn die Mutter reinkommt, dann hört das Kind auf zu weinen. Das Kind hat Hunger?! Warum? Beantworten mit allem dran?

Mutter >> keine gesicherte Reaktion
NS

Milch trinken >> satt + zufrieden
VCS UCR

Mami + Milch >> satt + zufrieden
NS VCS UCR

V
V

CS >> Bedürfnisse befriedigt
CR

Gesetz der Kontiguität (klassische Konditionierung)

Das Gesetz der Kontiguitätbesagt, dass eine Konditionierung erst erfolgt, wenn der neutrale Reiz (NS) und der unbedingte Reiz (VCS) mehrmals miteinander bzw. zeitlich kurz nacheinander auftreten und räumlich beieinander liegen.

Reizgenerallisierung

Von Reizgenerallisierung spricht man, wenn ein Reiz, der mit dem bedingten Reiz (CS) Änhlichkeit hat, ebenfalls die bedingte Reaktion (CR) auslöst.

Extinktion

Von Extinktion aus der Sicht des Signallernens spricht man, wenn nach einer Kondition der bedingte Reiz (CS) längere Zeit nicht mehr * und daraufhin die bedingte Reaktion (CR) nicht mehr erfolgt.
*mit dem unbedingten Reiz (VCS) gekoppelt wird

Die Lerntheorie

Schuklingel
NS > keine spezifische Reaktion
Neutraler Stimulus

„Alle Kinder kommen zu mir!“ > Kind läuft los und kommt zu mir UCS UCR
Unconditioned Stimulus Unconditioned Reaction
Schulklingel + Rufen > Kind rennt
das Kind läuft los und kommt zu mir
NS +UCS UCR
mehrmals wiederholen

V

Schulklingel > Kind rennt
das Kind läuft los und kommt zu mir
CS CR
Conditioned Stimulus Conditioned Reaction

Iwan Pawlow > Nobelpreis 1904 für Physiologie
Kondition > Bedingung

Wie ein Kind Angst vor Spritzen

Spritze > keine spezifische Reaktione
neutraler Stimulus

Spritze piekst > Kind fühlt Schmerzen
unconditioned Stimulus UCR unconditioned reaction

Spritze + Piekser > Kind fühlt Schmerzen und weint NS + UCS
mehrmals wiederholen

V

Spritze CS > Kind bekommt Angst und weint CR conditioned reaction

Lerntheorien

klassisches konditionieren - Signal lernen
operante konditionierung - Versuch und Irrtum / Verstärkung lernen
sozial-kognitive Lerntheorie - Modell lernen

Wahrnehmung

Wie bereits beschrieben, vermittelt die Wahrnehmung dem Menschen ein subjektives Bild seiner Wirklichkeit. Aufgrund von Beobachtungen, Erfahrungen und Lernprozessen lernt er seine subjektive Wahrnehmung zu verwirklichen. Dennoch kommen die nachfolgenden Fehler sehr häufig vor:

Interpretationsfehler, Halo-Effekt, soziale Stereotype, Primacy-Effekt, Pygmalion- Effekt

Zu Interpretationsfehler:

Fallbeispiel

Die Sozialassistentin beobachtet, dass ein Kind ein anderes anstößt. Daraufhin nimmt sie an, dass das Kind aggressiv ist.
Eine andere Sozialassistentin sieht, dass ein Kind im Kindergarten ständig mit dem Stuhl schaukelt. Sie nimmt an, dass das Kind nervös ist.

Aufgabe

Überlegen Sie, ob es zu jeder Wahrnehmung auch eine andere Wahrnehmung geben kann?

Aus einzelnen Handlungen anderer Menschen werden Schlüsse für die Ursache seines Verhaltens gezogen und ihm daraus bestimmte Eigenschaften zugeteilt. Es sind nur wenige Informationen nötig, damit sich die Menschen über andere Menschen ein Bild machen.
Ein weiterer Fehler wird häufig begangen, wenn Menschen anderen Menschen Eigenschaften zuschreiben wollen, die sie selbst nicht wahrhaben wollen. Sie projizieren ihre Fehler auf andere Menschen und schreiben dem anderen Menschen ihre Eigenschaften zu.

Beispiel:
Wenn zwei Kolleginnen nicht miteinander zurechtkommen, dann versuchen sie jeweils gegenseitig die Schuld zuzuschieben.

Die Verzerrung und Verfälschung der Wirklichkeit aufgrund der Subjektivität der Wahrnehmung, nennt man Interpretationsfehler.

Zu Halo-Effekt

Fallbeispiel

1. Wenn ein Kind in Mathematik und Deutsch besonders gut ist, dann geht man auch davon aus, dass es in den anderen Fächern ebenfalls gut ist. Schlechte Leistungen in diesen Fächern werden nicht mehr wahrgenommen.
2. Ein gut aussehender Junge im Kindergarten wird sehr leicht auch als aktiver Junge eingeordnet. Seine negativen Leistungen werden dann gar nicht wahrgenommen.
3. Wenn man von einer Person einen ersten guten Eindruck hat, dann ist man geneigt, diese Person auch weiterhin als gut anzusehen.

Aufgabe:

Beurteilen Sie die Fallbeispiele und versuchen Sie sie durch eigene Erfahrungen zu erklären.

Die Wahrnehmung eines anderen Menschen kann sich häufig an einzelnen, hervorstechenden Eigenschaften orientieren. Diese Eigenschaften werden dann als besonders charakteristisch für die Person angesehen. Die besonderen Eigenschaften wirken sich auf die Wahrnehmung der anderen so aus, dass er sie immer wieder „bestätigt“ bekommt. Andere Eigenschaften werden dabei übersehen. Die Beurteilung eines Menschen nach einzelnen hervorstechenden Merkmalen wird als Halo-Effekt bezeichnet.

Zu sozialer Stereotype

Fallbeispiel

1. Einem großem gut aussehenden Mädchen werden gleichzeitig Eigenschaften wie intelligent, aktiv und aufgeschlossen zugeschrieben.
2. Einer Krankenschwester werden gleichzeitig Eigenschaften wie hilfsbereit oder mitfühlend zugestanden.

Aufgaben

Versuchen Sie die Fallbeispiele zu erklären und weitere Beispiele dazu zu nennen.

Mit Stereotyp wird etwas Feststehendes, Ureigenes oder auch eine feststehende Meinung über die Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Männlichkeits- eigenschaften von Menschen gemeint. Manchmal ist es auch die unbewusste feste Überzeugung, wenn eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft an einem Menschen beobachtet wird, dass er auch eine andere dazu „passende“ Eigenschaft hat.

Trotz gegenteiliger Beweise bleiben diese Fehler meistens bestehen.

Zu Primacy-Effekt

Fallbeispiel

1. Karin M. Besuchte mit ihrer Freundin das Theater in C. Beim Hinausgehen traf sie der Blick eines Mannes, der etwas älter war als sie. Seit dieser Zeit schwärmte sie von dem Mann, den sie trotz aller Bemühungen nicht wieder getroffen hat.
2. Die Sozialassistentin Carola G. Hat ein Vorstellungsgespräch in einem DRK-Büro. Sie hat sich um die Stelle als Sozialassistentin in einem Kindergarten beworben. Von ihrer Mutter hält sie alle möglichen Ratschläge: „Vergiss nicht,“ sagt die Mutter, „-der erste Eindruck ist entscheidend, daher zieh dich ordentlich an, - sei pünktlich, - antworte auf alle Fragen fachgerecht“.

Aufgaben

Berichten Sie über den ersten Eindruck, den Ihre Betreuerin im Kindergarten auf Sie gemacht hat und wie sie jetzt auf Sie wirkt.

Aufgrund der Neigung vieler Menschen, sich sofort ein Bild über einen Menschen bzw. eine Gruppe zu machen, ist der erste Eindruck besonders wichtig. Wenn man einen bestimmten Eindruck hat, dann neigt man dazu, diese Person bzw. Gruppe auch in Zukunft so wahrzunehmen.
Oft ist der erste Eindruck, den man sich von einem Menschen macht, falsch. Die erste Beurteilung erfolgt durch Vermutungen, Verallgemeinerungen sozialen Stereotypen. Aufgrund des ersten Eindrucks, des Primacy-Effektes, ist …... -fehler kann große Nachteile haben, besonders wenn es um Bewerbungen geht. Da kann es sein, dass die Entscheidung vom ersten Eindruck abhängt und dadurch eine Fehlbesetzung zustande kommt.

Zu Pymalion-Effekt

Pygmallion-Effekt bedeutet, dass eine Sozialassistentin aufgrund ihrer Wahrnehmung eines Kindes bestimmte Erwartungen an dieses Kind stellt. Diese Erwartungen lenken sein Verhalten so, dass die erwartete Situation auch eintritt, z.B. erwartet die Sozialassistentin von einem Kind, dass es besonders gut malen kann. Aufgrund dieser Erwartungen bemüht sich das Kind auch gut zu mahlen.
Wenn Menschen sich treffen, ordnen sie den anderen Menschen aufgrund des Bildes, das sie sich von ihnen gemacht haben, ein. Das zukünftige Verhalten ist abhängig vom Ergebnis dieser Deutung. Ist ein Mitmensch in einer Machtposition, so wird der andere Mensch sein Verhalten auf die Erwartungen seines Mitmenschen abstellen. Mit anderen Worten: Abhängige Personen formen sich nach dem Bild, das sich die Autoritätsperson von ihnen macht.
Pygmalion-Effekt bedeutet, dass ein Kind Erwartungen erfüllt, die an es gestellt werden.

Definition

Fehler in der sozialen Wahrnehmung kann durch Versachlichung begegnet werden.

Aufgaben

1. Stellen Sie während ihres Praktikum bei einem Kind, von dem Sie besonders viel erwartet haben, fest, dass es Lernfortschritte gemacht hat. Wie haben Sie diese Lernfortschritte möglicherweise gefördert?
2. Berichten Sie aus eigenen Erfahrungen, wie Sie Menschen, z.B. Ihre Eltern, die hohe Erwartungen an Sie gestellt haben, zufrieden gestellt haben?


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