Oder:
Tag 14. Ein Buch, bei dem ich regelmäßig "Och, wie nett!" rufen möchte.
Eines schönen Morgens machen die Schafe von Glennkill eine gruselige Entdeckung: Jemand hat ihren Schäfer George mit einem Spaten ermordet! Miss Maple, das wahrscheinlich klügste Schaf der Welt, überredet ihre Herde, selbst die Ermittlungen aufzunehmen. Denn die Dorfgemeinschaft scheint an der Aufklärung des Mordes nicht interessiert zu sein – und ein Motiv für den fiesen Anschlag haben auch fast alle.
Miss Maple nutzt kriminologisch geschickt die unterschiedlichen Talente ihrer Artgenossen, um den Fall aufzuklären. Glennkill ist ein leichter, unterhaltsamer Roman mit viel Wortwitz: das perfekte Buch für einen Tag am Strand oder am See oder auf dem Balkon (stellt Euch halt einen schönen Ort vor). Das Buch ist konsequent aus Schafsperspektive geschrieben, was den eigentlichen Reiz der Geschichte ausmacht: Uns Menschen und unsere seltsamen Verhaltensmacken aus der Sicht von Wiederkäuern zu betrachten, hat schon was für sich. Die Schafe von Glennkill sind ein eigenwilliger, bauernschlauer Haufen – keine Frage, dass sie in ihrem ersten Mordfall letzlich die richtigen Schlüsse ziehen.
Wer ernsten Tiefgang sucht, braucht Glennkill gar nicht erst aufzuschlagen. Haarsträubende Spannung und irrwitzige Wendungen wird man hier vergebens suchen. Mit milder Herblassung reagierten dann auch die Rezensenten der großen Tageszeitungen auf Swanns Debüt: zu niedlich, zu nett, zu treuherzig. Kurz gesagt, das Buch ist denen zu wenig intellektuell. Ja mei, dann sollten die vielleicht mal in dieser Buchhandlung vorbeischauen und mit der hageren Frau verkniffene Gesichter ziehen.
Es muss doch nun weiß Gott nicht immer große Literatur sein, ich wiederhole mich in dieser Hinsicht gerne noch ein paar hundert Mal und verdrehe dazu genervt die Augen. Glennkill unterhält mich freundlich und lustig an einem viel zu heißen Sommertag, und ich kann der Handlung auch mit drei Gläsern eiskaltem Rosé im Kopp noch folgen. Ab und an will man gar nicht mehr als das.
Manchmal beschleicht mich die dunkle Ahnung, die feuilletonistische Elite sei irgendwie konsequent spaßbefreit. Na bitte. Wenn's schee macht.