Eine kurze Abhandlung über die radikale Vermessenheit linker Genossen.
Ramelow hat also einen aus der AfD verteidigt, ist ausgerastet, hat sich gegen die Linke gestellt. Nicht gegen die, die als Partei diesen Namen trägt und von der er einen Mitgliedsausweis besitzt, sondern halt die Linke, die so undefinierbar als geschlossene Masse als Spektrum politischer Meinung existiert. Explizit gegen die Antifa halt. Gegen deren Praxis. Man hat von linker Seite dem Herrn Ministerpräsidenten einen Irrtum nachgesagt, eine Verfehlung, ihn teilsweise zum Alliierten des unsäglichen Herrn Höcke gemacht. Aber eines ist völlig klar dieser Tage: Will man jemals noch eine strukturelle Linke an den Schalthebeln der republikanischen Macht haben, dann benötigt man nicht nur eine gewandelte Sozialdemokratie, die eben jenen Namen verdient. Man braucht auch eine Linkspartei, die sich nicht mit Radikalen und politischen Halbdebilen schmückt. Wie sonst könnte man sonst je für voll genommen werden?
Habermas verhaspelte sich ein wenig, als er vor vielen Jahren von Linksfaschismus sprach und genau solche Verhaltensmuster meinte, wie sie die Antifa zuweilen an den Tag legt. Später hat er es ja auch zurückgenommen, ihn im hypothetischen Vergleich verwendet wissen wollen. Als »rote SA« sollte man sich diese Leute nicht denken, solche Titulierungen münden in eine falsche Sichtweise. Der Faschismus hat völlig andere Motive, andere Grundlagen und Muster. Ein kurzer Blick auf die Methoden lassen jedoch kurzzeitig wirklich den Eindruck entstehen, da seien Brüder und Schwestern im faschistischen Geiste am Werk. Nichts wäre so falsch wie diese Annahme. Das heißt aber nicht, dass Antifa und Gesinnungsterroristen, Sektierer und Hardliner, wie auch immer man sie nennen mag, damit entschuldigt werden. Eben nicht. Gerade weil sie keine Faschisten sind, weil sie im Namen einer demokratischen Gesittung ihren teils apolitischen, teils politischen verqueren Unfug treiben, sind bei ihnen ganz andere Maßstäbe anzulegen. Der Faschist ist stolz darauf, dass er auf die Demokratie pfeift. Die Leute im schwarzen Pulli machen stolz in Sachen demokratischer Gesinnung. Also sollten sie mit dieser Erwartungshaltung auch ans Werk gehen.
Die Leute - aber auch all die anderen sich radikal gebende Linken -, die Ramelow letzthin empörten, werfen dem Mann seit geraumer Zeit vor, dass er bloß linker Realpolitiker sei, wo es doch gerade jetzt darum gehe, als Fundi die Lebensverhältnisse politisch auf den Kopf zu stellen. Aus der überheblichen Warte kommentieren sie jeden Schritt als neoliberales Agententum, an dem er und andere seiner Sorte die Partei zerbrechen lassen. Weil sie halt - einfach gesagt - das Mögliche versuchen und nicht das Aussichtslose riskieren. Sie bewegten sich im System und würden nicht - wie sie - aus ihm austreten. Leider merken diese Leute oft gar nicht, dass sie sich selbst was vormachen. Herbert Marcuse bezeichnete diese Selbsttäuschung als »repressive Entsublimierung«. Gemeint war damit eine Art »ohnmächtige Rebellion«, die einem suggeriert, man stehe außerhalb des Systems, während man ganz selbstverständlich Teil desselbigen ist. »Man denkt, man rebelliere«, schreibt Kimmel zu dieser These, »wenn man Jazz oder Punkrock oder zornige Rapmusik hört, eine Menge Sex hat, jede Menge Alkohol trinkt und seine Wut über das repressive System laut hinausschreit. Dabei tut man sich mit anderen, die dasselbe tun, in einer spontanen Gemeinschaft zusammen. Und nachdem man gemeinsam entsublimiert hat, geht man wieder zurück an die Arbeit - als fügsamer, frisch abreagierter Packesel, der tut, was das System von ihm verlangt, weil er innerhalb des Systems Dampf ablassen kann.«
Genau das muss man der Antifa und ähnlichen Gruppen und Einzelpersonen zum Vorwurf machen. Sie machen nicht nur sich selbst was vor, sondern diktieren der politisch organisierten Linken auch gleich noch, wie es richtig ginge mit der gelebten Systemkritik. Sie versammeln sich, protestieren aus Gründen, die man juristisch gesprochen aus Mangel an öffentlichen Interesse vernachlässigen könnte, machen jede andere Ansicht nieder und suchen jetzt auch die Privatunterkünfte politischer Gegner auf. Weil so einer hat es ja verdient. Darf keine Privatsphäre haben. Muss bis vor die Haustüre gezeigt bekommen, wo der Hammer hängt. Höcke ist zweifellos ein Ekel. Aber auch Ekel haben für demokratische Linke Bürgerrechte, die zu wahren dringend notwendig ist.

Exkurs über ein blendend verblendetes Beispiel: Eine dauerempörte Frankfurterin von lokaler Bekanntheit, keinen Namen an dieser Stelle, die neulich mal wieder zum Protest aufrief, weil er privater Museumsbesitzer via Twitter xenophobe Statements postete. Die Stadt hatte daraufhin die Zusammenarbeit mit dem privaten Museum aufgekündigt, Förderer und Sponsoren haben dasselbe getan. Selbst das Land Hessen entzog der Einrichtung den Sonderstatus. Alles was machbar war, ist geschehen. Entlassen konnte man ihn ja nicht, der Laden gehört dem Mann, nicht der Stadt. Aber die Dame rief einige verirrte Seelen auf, dem Mann einzuheizen. Weil das ja unglaublich wichtig sei, um ein Zeichen zu setzen und so - aber die Zeichen waren doch schon gesetzt. Trotzdem. Man entsublimiert so gerne. Die Frau berichtete überhaupt ständig von ihrer Systemgegnerschaft in den Netzwerken. Alles Faschos. Die Neonazis und alle, die nicht spuren. Auch Nicht-Nazis, die nicht gleich demonstrieren, wenn sie es für richtig befindet. Und wenn die Polizei eine ordentlich angemeldete Demo von Glatzköpfen garantiert (Stichwort: demokratisches Grundrecht), dann sind die Beamten eben Nazifreunde, obgleich da auch Beamte mit türkischen Wurzeln ihren Dienst tun. Nein, die Polizei bekleckert sich nicht mit Ruhm, wie wir wissen. Aber den Kampf gegen »Bullenschweine« als glorreiche Tat gegen das System zu verkaufen, das ist ein politisch sinnbefreiter Ansatz. Man kann das ebenso wenig ernstnehmen, wie ihre wöchentlich zwei-, dreimal stattfindenden Aufrufe, irgendwelche Zeichen zu setzen, zu erscheinen und Front zu machen. Geschieht etwas in der Welt, läuft ihre Maschinerie an. Betroffenheits- und Protestmanufaktur. Maß und Ziel? Wer fragt in diesen Reihen noch danach?
Machen wir uns mal als Linke unter Linken nichts vor, wir stecken in der Krise. Auch welchen solchen Touren. Wegen Engstirnigkeit und fehlender Gelassenheit. Weil im Eifer des Gefechts zelotische Grundhaltungen zur Ansicht kommen, die bei der Masse nicht gerade attraktiv wirken, sondern eher abschrecken. Leute, die linke politische Ansichten missionieren und mit Gift und Galle exekutieren, manövrieren dringend notwendige linke Politik in die Unmöglichkeit. Gemeinhin notiert man, dass die Zeiten roher geworden sind. Pegida und AfD sind Indizien dafür. Aber was sich da links tummelt, was da politische Gegner wie »Artverwandte« abkanzelt und ditfurthisiert, das ist auch so ein Symptom einer Ära, die durch und durch verroht. Neulich liefen mir in einem sozialen Netzwerk Leute mit linker Haltung über den Weg, die Schäuble einen brennenden Rollstuhl mit den Worten »Verrecke, du Arschloch!« wünschten. Rechtsruck ist ebenfalls, wenn nicht nur Rechte punkten und die Mitte mit deren Hass liebäugelt, sondern wenn Linke inhaltlich und von ihren Methoden rechts von der demokratischen Grundidee abbiegen und die auf die demokratische Kultur schnäuzen.
Dabei hat sich Ramelow durchaus leninistisch gezeigt. Lenin hatten den »linken Radikalismus« einst als »Kinderkrankheit des Kommunismus« bezeichnet und ihm sogar eine Schrift gewidmet. Er rief dazu auf, den Voluntarismus und die Abschottung von den Massen zu unterlassen, will man die politische Realität verändern. Mehrheitsfähig würde man nicht mit Methoden dieser linken Radikalität, sondern durch aktive Mitarbeit auch dort, wo noch reaktionäre Kräfte walteten. Nicht, dass Lenin jetzt noch eine Ikone für die moderne Linke wäre, aber ausgerechnet diese linken Fundis erstarren ja bei den altvorderen Namen längst vergessener linker Tage gerne in eine gewisse Ehrfurcht. Unberechtigt, wie man sieht. Nun scheint diese Radikalhaltung keine Kinderkrankheit linker Bewegungen geblieben zu sein, denn sie hat eine gewisse Adoleszenz durchwandert. Immer noch linker, noch radikaler, noch revolutionärer zu sein, das scheint ein Proletariersport für Leute, die sich entsublimiert in Wünsche versteigen, nicht in Machbarkeiten.
Es war notwendig, dass Ramelow da Grenzen aufgezeigt hat. Denn was wir benötigen, das ist eine seriöse Linke, die sich nicht in Wolkenkuckucksheimen einen neuen Menschentypus zusammenshitstormen, sondern engagiert dort sind, wo die Grundlagen jeder sozio-kulturellen Reform erstrecken: In wirtschaftlichen Fragen, bei der Verteilung, in den materiellen Verhältnissen also, die letztlich als ideelen Ausdruck die herrschenden Gedanken erzeugen. So sah Marx das, steht es im Header dieses Weblogs und jeder linke Realo wird es wohl beherzigen. Davon bald mehr, genug für heute.
Ramelow hat also einen aus der AfD verteidigt, ist ausgerastet, hat sich gegen die Linke gestellt. Nicht gegen die, die als Partei diesen Namen trägt und von der er einen Mitgliedsausweis besitzt, sondern halt die Linke, die so undefinierbar als geschlossene Masse als Spektrum politischer Meinung existiert. Explizit gegen die Antifa halt. Gegen deren Praxis. Man hat von linker Seite dem Herrn Ministerpräsidenten einen Irrtum nachgesagt, eine Verfehlung, ihn teilsweise zum Alliierten des unsäglichen Herrn Höcke gemacht. Aber eines ist völlig klar dieser Tage: Will man jemals noch eine strukturelle Linke an den Schalthebeln der republikanischen Macht haben, dann benötigt man nicht nur eine gewandelte Sozialdemokratie, die eben jenen Namen verdient. Man braucht auch eine Linkspartei, die sich nicht mit Radikalen und politischen Halbdebilen schmückt. Wie sonst könnte man sonst je für voll genommen werden?Habermas verhaspelte sich ein wenig, als er vor vielen Jahren von Linksfaschismus sprach und genau solche Verhaltensmuster meinte, wie sie die Antifa zuweilen an den Tag legt. Später hat er es ja auch zurückgenommen, ihn im hypothetischen Vergleich verwendet wissen wollen. Als »rote SA« sollte man sich diese Leute nicht denken, solche Titulierungen münden in eine falsche Sichtweise. Der Faschismus hat völlig andere Motive, andere Grundlagen und Muster. Ein kurzer Blick auf die Methoden lassen jedoch kurzzeitig wirklich den Eindruck entstehen, da seien Brüder und Schwestern im faschistischen Geiste am Werk. Nichts wäre so falsch wie diese Annahme. Das heißt aber nicht, dass Antifa und Gesinnungsterroristen, Sektierer und Hardliner, wie auch immer man sie nennen mag, damit entschuldigt werden. Eben nicht. Gerade weil sie keine Faschisten sind, weil sie im Namen einer demokratischen Gesittung ihren teils apolitischen, teils politischen verqueren Unfug treiben, sind bei ihnen ganz andere Maßstäbe anzulegen. Der Faschist ist stolz darauf, dass er auf die Demokratie pfeift. Die Leute im schwarzen Pulli machen stolz in Sachen demokratischer Gesinnung. Also sollten sie mit dieser Erwartungshaltung auch ans Werk gehen.
Die Leute - aber auch all die anderen sich radikal gebende Linken -, die Ramelow letzthin empörten, werfen dem Mann seit geraumer Zeit vor, dass er bloß linker Realpolitiker sei, wo es doch gerade jetzt darum gehe, als Fundi die Lebensverhältnisse politisch auf den Kopf zu stellen. Aus der überheblichen Warte kommentieren sie jeden Schritt als neoliberales Agententum, an dem er und andere seiner Sorte die Partei zerbrechen lassen. Weil sie halt - einfach gesagt - das Mögliche versuchen und nicht das Aussichtslose riskieren. Sie bewegten sich im System und würden nicht - wie sie - aus ihm austreten. Leider merken diese Leute oft gar nicht, dass sie sich selbst was vormachen. Herbert Marcuse bezeichnete diese Selbsttäuschung als »repressive Entsublimierung«. Gemeint war damit eine Art »ohnmächtige Rebellion«, die einem suggeriert, man stehe außerhalb des Systems, während man ganz selbstverständlich Teil desselbigen ist. »Man denkt, man rebelliere«, schreibt Kimmel zu dieser These, »wenn man Jazz oder Punkrock oder zornige Rapmusik hört, eine Menge Sex hat, jede Menge Alkohol trinkt und seine Wut über das repressive System laut hinausschreit. Dabei tut man sich mit anderen, die dasselbe tun, in einer spontanen Gemeinschaft zusammen. Und nachdem man gemeinsam entsublimiert hat, geht man wieder zurück an die Arbeit - als fügsamer, frisch abreagierter Packesel, der tut, was das System von ihm verlangt, weil er innerhalb des Systems Dampf ablassen kann.«
Genau das muss man der Antifa und ähnlichen Gruppen und Einzelpersonen zum Vorwurf machen. Sie machen nicht nur sich selbst was vor, sondern diktieren der politisch organisierten Linken auch gleich noch, wie es richtig ginge mit der gelebten Systemkritik. Sie versammeln sich, protestieren aus Gründen, die man juristisch gesprochen aus Mangel an öffentlichen Interesse vernachlässigen könnte, machen jede andere Ansicht nieder und suchen jetzt auch die Privatunterkünfte politischer Gegner auf. Weil so einer hat es ja verdient. Darf keine Privatsphäre haben. Muss bis vor die Haustüre gezeigt bekommen, wo der Hammer hängt. Höcke ist zweifellos ein Ekel. Aber auch Ekel haben für demokratische Linke Bürgerrechte, die zu wahren dringend notwendig ist.
Exkurs über ein blendend verblendetes Beispiel: Eine dauerempörte Frankfurterin von lokaler Bekanntheit, keinen Namen an dieser Stelle, die neulich mal wieder zum Protest aufrief, weil er privater Museumsbesitzer via Twitter xenophobe Statements postete. Die Stadt hatte daraufhin die Zusammenarbeit mit dem privaten Museum aufgekündigt, Förderer und Sponsoren haben dasselbe getan. Selbst das Land Hessen entzog der Einrichtung den Sonderstatus. Alles was machbar war, ist geschehen. Entlassen konnte man ihn ja nicht, der Laden gehört dem Mann, nicht der Stadt. Aber die Dame rief einige verirrte Seelen auf, dem Mann einzuheizen. Weil das ja unglaublich wichtig sei, um ein Zeichen zu setzen und so - aber die Zeichen waren doch schon gesetzt. Trotzdem. Man entsublimiert so gerne. Die Frau berichtete überhaupt ständig von ihrer Systemgegnerschaft in den Netzwerken. Alles Faschos. Die Neonazis und alle, die nicht spuren. Auch Nicht-Nazis, die nicht gleich demonstrieren, wenn sie es für richtig befindet. Und wenn die Polizei eine ordentlich angemeldete Demo von Glatzköpfen garantiert (Stichwort: demokratisches Grundrecht), dann sind die Beamten eben Nazifreunde, obgleich da auch Beamte mit türkischen Wurzeln ihren Dienst tun. Nein, die Polizei bekleckert sich nicht mit Ruhm, wie wir wissen. Aber den Kampf gegen »Bullenschweine« als glorreiche Tat gegen das System zu verkaufen, das ist ein politisch sinnbefreiter Ansatz. Man kann das ebenso wenig ernstnehmen, wie ihre wöchentlich zwei-, dreimal stattfindenden Aufrufe, irgendwelche Zeichen zu setzen, zu erscheinen und Front zu machen. Geschieht etwas in der Welt, läuft ihre Maschinerie an. Betroffenheits- und Protestmanufaktur. Maß und Ziel? Wer fragt in diesen Reihen noch danach?
Machen wir uns mal als Linke unter Linken nichts vor, wir stecken in der Krise. Auch welchen solchen Touren. Wegen Engstirnigkeit und fehlender Gelassenheit. Weil im Eifer des Gefechts zelotische Grundhaltungen zur Ansicht kommen, die bei der Masse nicht gerade attraktiv wirken, sondern eher abschrecken. Leute, die linke politische Ansichten missionieren und mit Gift und Galle exekutieren, manövrieren dringend notwendige linke Politik in die Unmöglichkeit. Gemeinhin notiert man, dass die Zeiten roher geworden sind. Pegida und AfD sind Indizien dafür. Aber was sich da links tummelt, was da politische Gegner wie »Artverwandte« abkanzelt und ditfurthisiert, das ist auch so ein Symptom einer Ära, die durch und durch verroht. Neulich liefen mir in einem sozialen Netzwerk Leute mit linker Haltung über den Weg, die Schäuble einen brennenden Rollstuhl mit den Worten »Verrecke, du Arschloch!« wünschten. Rechtsruck ist ebenfalls, wenn nicht nur Rechte punkten und die Mitte mit deren Hass liebäugelt, sondern wenn Linke inhaltlich und von ihren Methoden rechts von der demokratischen Grundidee abbiegen und die auf die demokratische Kultur schnäuzen.
Dabei hat sich Ramelow durchaus leninistisch gezeigt. Lenin hatten den »linken Radikalismus« einst als »Kinderkrankheit des Kommunismus« bezeichnet und ihm sogar eine Schrift gewidmet. Er rief dazu auf, den Voluntarismus und die Abschottung von den Massen zu unterlassen, will man die politische Realität verändern. Mehrheitsfähig würde man nicht mit Methoden dieser linken Radikalität, sondern durch aktive Mitarbeit auch dort, wo noch reaktionäre Kräfte walteten. Nicht, dass Lenin jetzt noch eine Ikone für die moderne Linke wäre, aber ausgerechnet diese linken Fundis erstarren ja bei den altvorderen Namen längst vergessener linker Tage gerne in eine gewisse Ehrfurcht. Unberechtigt, wie man sieht. Nun scheint diese Radikalhaltung keine Kinderkrankheit linker Bewegungen geblieben zu sein, denn sie hat eine gewisse Adoleszenz durchwandert. Immer noch linker, noch radikaler, noch revolutionärer zu sein, das scheint ein Proletariersport für Leute, die sich entsublimiert in Wünsche versteigen, nicht in Machbarkeiten.
Es war notwendig, dass Ramelow da Grenzen aufgezeigt hat. Denn was wir benötigen, das ist eine seriöse Linke, die sich nicht in Wolkenkuckucksheimen einen neuen Menschentypus zusammenshitstormen, sondern engagiert dort sind, wo die Grundlagen jeder sozio-kulturellen Reform erstrecken: In wirtschaftlichen Fragen, bei der Verteilung, in den materiellen Verhältnissen also, die letztlich als ideelen Ausdruck die herrschenden Gedanken erzeugen. So sah Marx das, steht es im Header dieses Weblogs und jeder linke Realo wird es wohl beherzigen. Davon bald mehr, genug für heute.
