Leipziger Buchmesse #lbm16

3 Tage und 33 Kilometer liegen hinter mir. Voller Freude ging ich auf die diesjährige Buchmesse in Leipzig. Ich hatte mir viel vorgenommen, auf meinem Plan standen vor allem Autorengespräche und Lesungen, denn endlich wollte ich mir ein Bild von so vielen Autoren der Belletristik machen, deren Werke ich lesen durfte. Die Wahl fiel mir nicht leicht. Dennoch: Es galt, so viel wie möglich zu sehen und zu hören, auch wenn ich von einer Halle in die nächste rennen und wieder zurück rennen musste. Einige Eindrücke:

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Heinz Strunk: Der goldene Handschuh

Ronja von Rönne: Wir kommen

Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Abbas Khider: Ohrfeige

Preis der Leipziger Buchmesse

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

Heinz Strunk: Der goldene Handschuh

Los ging es mit einem Autorengespräch auf dem blauen Sofa. Zu Gast war Heinz Strunk, Thema sein neuer Roman Der goldene HandschuhDen Roman habe ich noch nicht gelesen, doch spätestens jetzt nach dem Gespräch steht er auf meiner Bücheranschaffungsliste ganz oben. Sympathisch war mir Strunk nicht gleich. Mehrmals ließ er den Moderator ins Fettnäpfchen treten, fand er eine Frage blöd, machte er keinen Hehl daraus, es dem Publikum zu. Freundlichkeit ließ zu wünschen übrig, dennoch habe ich nun einen Eindruck von Der goldene Handschuh, der die Geschichte des vierfachen Frauenmörders Fritz Honka erzählt. Düster wird es zugehen, komisch und zugleich tieftraurig. Es ist die Geschichte einer „versoffenen Tristesse“, wie der Moderator resümiert. „Ein Krimi, aber doch auch irgendwie kein Krimi.“ Beeindruckt hat mich vor allem Strunks Haltung gegenüber seinem Roman: Mitleid mit seiner Figur, „das ärmste Würstchen überhaupt“, habe er nicht, als Autor bewahre er immer Distanz zum Geschehen.

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Ronja von Rönne: Wir kommen

Eindruck hat auch das Autorengespräch mit Ronja von Rönne hinterlassen. Die junge Journalistin hat erst vor Kurzem ihr Debütroman Wir kommen veröffentlicht. Mit einer Vertreterin der Leipziger Volkszeitung sprach die erst 24-Jährige über den Roman, seine Entstehung und Rezeption. Dabei wirkte sie trotz der vielen Besucher gelassen und nahm kein Blatt vor den Mund. Ihre Ehrlichkeit war erfrischend, während des ganzen Gesprächs hatte sie immer ein Lächeln auf den Lippen und antwortete gewitzt und schlagfertig. Manch einer wird sagen, sie sei ganz schön überheblich. Ich denke mir aber, endlich mal eine Autorin, die offen sagt, was sie von sich hält. Warum sie Wir kommen geschrieben hat? „Aus purer Eitelkeit. Und weil ich talentiert bin, ich kann sehr gut schreiben. Ich würde gerne mit einer Gitarre für euch auf der Bühne stehen, Schreiben ist aber das Einzige, was ich kann.“

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Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Danach besuchte ich wieder ein Autorengespräch. Auf dem blauen Sofa war Michael Köhlmeier zu Gast. Mit Luzia Braun unterhielt er sich über seinen Roman Das Mädchen mit dem Fingerhut. Hier ging es besonders um den Schreibprozess als Autor. „Schreiben ist wie Sandspiel“, so Köhlmeier. „Als Autor funktioniert es nicht, wie ein Architekt an seine Arbeit zu gehen.“ Zu ihm kämen lediglich die Figuren, die Geschichte, Plot und Thema, entwickelten sich erst während dem Schreiben. „Das ist wie mit einer Beziehung. Wer nach dem Thema oder nach der Entwicklung gefragt wird, wird auch nur mit dem Kopf schütteln können.“

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Abbas Khider: Ohrfeige

Heiter und lustig war ebenfalls das Gespräch mit Abbas Khider. Sein neuer Roman Ohrfeige ist seit Wochen in aller Munde, da es die aktuelle Stimmung der deutschen Gesellschaft trifft. In Ohrfeige geht es um einen Flüchtling, der abgeschoben wird, vorher aber noch eine Sachbearbeiterin „besucht“, sie knebelt und ihr seine Geschichte erzählt. Im Roman soll ein Flüchtling endlich zu Wort kommen, die Deutschen sollen mal die Klappe halten. Wie so oft, ist bei Khider die deutsche Sprache Gesprächsthema. Deutsch sei ihm immer noch ein wenig fremd, so Khider. Er werde unruhig, wenn er sich auf deutsch unterhalten müsse. „Dennoch ist sie für mich ein sprachliches Abenteuer, ja, sein Schatz geworden.“ Arabisch ist eine sehr emotionale Sprache, das Deutsche zeichnet sich für Khider durch ihre Knappheit aus. Deswegen fiel es ihm leicht, mit Ohrfeige Erwartungen zu brechen, ein Flüchtling, der nicht dem Muster entspreche, sollte im Mittelpunkt stehen. Was so anders an diesem Flüchtling ist, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Ich freue mich schon darauf, wenn Khider zu Gast in meiner Heimat Gießen ist.

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Preis der Leipziger Buchmesse

Highlight der Buchmesse war die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse. In der Kategorie Belletristik erhielt Guntram Vesper für Frohburg den Preis, erschienen bei Schöffling. Der Roman ist angesiedelt in seiner Heimatstadt und mit 1000 Seiten recht umfangreich. Lesen werde ich ihn wohl nicht.Der Preis für Sachbuch bzw. Essayistik ging an Jürgen Goldstein für sein Sachbuch über den Naturforscher und Reiseschriftsteller Georg Forster, erschienen bei Matthes & Seitz. Brigitte Döbert darf sich über die Auszeichnung für ihre Übersetzung von Die Tutoren aus dem Serbischen freuen. Wie auch Frohburg, erschien der Roman bei Schöffling.

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

Schöner und unterhaltender war hingegen die Lesung, und damit meine letzte auf der Leipziger Buchmesse, von Benedict Wells. Der junge Autor las aus seinem Roman Vom Ende der Einsamkeit, „ein Roman der traurig stimmt, den man aber glücklich aus den Händen legt“, und fesselte gebannt Hunderte von Zuschauern. Der Roman sei für Wells der wichtigste, wie er im Gespräch erläutert. Auch wenn Leser bei der Lektüre weinen mussten, so freue es ihn leider dennoch. Er selbst musste ja auch beim Schreiben da durch, so Wells mit einem Augenzwinkern.

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Trotz schmerzender Füße blicke glücklich und zufrieden auf die Messe zurück. Es war überwältigend zu sehen, wie viel auf der Messe los war. Da soll nochmal einer sagen, Bücher würden aussterben…

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